Meine Entscheidung, für das Innere-Tertial aus Berlin raus nach Ludwigsfelde zu fahren war eine sehr spontane, nachdem ich reihenweise Horrorgeschichten aus Berliner Kliniken hörte, dass man dort oft nur für die Blutabnahmen versklavt und darüber hinaus nichts lernen würde. Frei nach dem Motto, dass es nur besser werden könnte, habe ich also am Tag vor der Deadline im PJ-Portal nach Restplätzen geschaut und mich für Ludwigsfelde entschieden. Und bereits vorweg: es war das Beste, das ich hätte tun können.
Während des Tertials war ich die meiste Zeit die einzige PJ-lerin in der Inneren Medizin. Es gab keinen festen Rotationsplan o.ä. und ich konnte entsprechend selbst entscheiden, ob ich auf einer der Stationen oder in der Rettungsstelle arbeiten wollte. Die meiste Zeit habe ich auf der Station D1 verbracht, welche über IMC Betten verfügt, wodurch immer zwei Stationsärzt*innen vor Ort waren und es hier am meisten zu sehen und zu tun gab. Da es ein kleineres Haus ist, sind die Stationen nicht streng auf einzelne Fachrichtungen aufgeteilt und man sieht somit auf jeder Station eine große Bandbreite.
Die erste Woche wurde ich sehr gut eingearbeitet, hier muss man keine Sorgen haben, sollte es das 1. Tertial sein und man noch nicht fit sein mit Blutabnahmen und co. Ich habe zu Anfang des Tertials einen Antrag für einen PC-Zugang ausgefüllt, was überhaupt kein Aufwand war – ich kann es aber nur empfehlen, um sinnvoll mitarbeiten zu können und sich auch mal Befunde usw. anschauen zu können. Ohne ist man, denke ich, ziemlich aufgeschmissen.
Auf der Station beginnt der Tag um 7 Uhr mit den Blutabnahmen. Da um 8:15 Uhr die Frühbesprechung beginnt ist das Ziel, diese bis dahin erledigt zu haben. Waren mehr Abnahmen angesetzt, als ich in der Zeit hätte entspannt schaffen können, wurden die BEs ganz selbstverständlich aufgeteilt, sodass ich jeden Tag bei der Frühbesprechung dabei war. In dieser wurden alle Patient*innen detailliert besprochen und zwischendurch auch immer mal wieder etwas erklärt, wofür sich auch der Chefarzt während der Besprechung die Zeit genommen hat. Den restlichen Tag über war ich bei der Visite dabei und habe nach wenigen Wochen auch eigene Patient*innen betreuen dürfen. Dezidierten PJ-Unterricht gab es nicht (wäre auch mit mir als einzigen PJ-lerin nicht sonderlich sinnvoll gewesen) aber es wurde während der Visite super viel erklärt und ich konnte jederzeit all meine Fragen loswerden. Nachmittags kamen die Oberärzte zur Visite/Durchsprechen auf Station und haben sich oft die Zeit genommen, mir auch noch etwas zu erklären. Neben vereinzelten Flexülen, die im Tagesverlauf anfielen, habe ich u.a. auch Aufnahmen vorbereitet. Hierbei habe ich mir auch Gedanken zu den Anordnungen gemacht und im Anschluss durchsprechen können, was wie und in welche Dosierung sinnvoll ist, und sogar daraus noch etwas mitnehmen können. Man konnte jederzeit in die Funktionsdiagnostik gehen und dort zuschauen, außerdem war ich mehrfach bei Herzschrittmacher-Implantationen dabei. Feierabend war um 15:30 Uhr. Oft war ich aber auch früher zuhause und es war nie ein Problem, wenn ich wegen eines Termins mal früher losmusste.
Insgesamt war ich etwa einen Monat in der Rettungsstelle. Vor allem hier konnte ich eigenständig arbeiten, Anamnese machen, Patient*innen untersuchen, mir Gedanken zu Anordnungen machen und nach vorheriger Rücksprache Aufnahmen vorbereiten. In dieser Zeit habe ich auf jeden Fall eine Menge gelernt und stand nicht einen Tag nur als Zuschauerin daneben.
Auch wenn die Arbeitsbelastung im Team sehr hoch war, waren alle immer super nett zugewandt und haben sich Zeit genommen, mir etwas beizubringen. Auch die Oberärzte haben sich oft erkundigt, ob es mir im Tertial gefällt und ich etwas lerne. Toll fand ich auch, dass interessante Befunde für mich zur Seite gelegt wurden, selbst über mehrere Tage, sofern ich an dem Tag im Studientag/Wochenende war. Über die Unterstützung auf Station, wie das Blutabnahmen und Schreiben von Arztbriefen haben sich alle immer sehr gefreut, sie wurde nicht als selbstverständlich gesehen und ich bin nicht einen Tag nach Hause gegangen, ohne dass sich vorher die Stationsärztin/der Stationsarzt bedankt hatte. Insgesamt habe ich mich im Team sehr wertgeschätzt und wohl gefühlt.
Eine Aufwandsentschädigung/Gehalt gibt es nicht, man bekommt aber täglich Mittagessen umsonst. Studierende von anderen Unis als Berlin können eine anteilige Fahrtkostenbeteiligung bekommen, ich musste hierfür einen Antrag mit Begründung stellen und habe es dann auch bekommen, man muss sich aber darum kümmern.
Zusammenfassend kann ich allen das Innere-Tertial in Ludwigsfelde nur ans Herz legen, die in einem netten Team wirklich etwas lernen wollen. Als jemand, der vorher Innere für sich nicht als Fachrichtung in Betracht gezogen hatte, kann ich sagen, dass ich sehr viel mitgenommen habe und die Innere für mich jetzt sogar eine Option darstellt.
Kurzum: Absolute Empfehlung - jede Minute Fahrtzeit hat sich für mich absolut gelohnt!