ACHTUNG: Die Uni Barcelona stellt KEINE Statusbescheinigungen aus! Bewerbt euch also nur, wenn ihr diese nicht braucht (ggf. bei gesplittetem Tertial oder aus Bundesländern ohne den Kack). Siehe auch Beschreibung unten.
Ich habe meine Zeit in der Thoraxchirurgie am Hospital Universitari Sagrat Cor (HUSC) absolut genossen! Es war wirklich toll dort.
Das Team ist klein: 2 Ärzte, die fix dort arbeiten und super nett sind. Insgesamt operieren sie noch in 3 anderen Häusern, da ich aber nur im Sagrat Cor mein Praktikum gemacht habe, habe ich sie nur dort begleitet. Den Chef habe ich nur 2x kurz gesehen, einmal habe ich auch mit ihm operiert, idR. ist er aber nicht im Haus. Ein weiterer Arzt, der regulär in einem anderen Haus arbeitet, hat die Urlaubsvertretung gemacht (auch total nett). Es waren also außer mir alles Männer, aber ich habe mich durchgehend wohl und ernstgenommen gefühlt. Es gab kein hierarchisches Gefälle, alle haben sich geduzt, die Stimmung war meist locker, fröhlich und offen.
Ich durfte von Tag 1 mit an den Tisch. Als ich die Nachfrage, ob ich Nähen könnte, bejahte, wurde ich direkt mit dem ersten Zunähen alleine mit den MTAs am Tisch gelassen (Arzt blieb aber in der Nähe), sodass die Ärzte schon einmal den Bericht schreiben konnten. Ich fand das total gut. Von da an war Nähen immer mein Job, egal, wie groß der Schnitt war. Ich habe über die Monate so viel gesehen und machen können, während die spanischen Studierenden nur am Rand standen und zugucken durften (es gibt in Spanien kein PJ und die Praxiseinführung kommt daher erst in der Residencia, was vergleichbar mit der Assistenzzeit ist). Unter Anleitung durfte ich kleinere OPs (z.B. bei einem Pneu) auch komplett selbstständig durchführen. Auch im OP war die Stimmung meist total gut, MTAs und Ärzt*innen hatten ein gutes Verhältnis, es wurde gescherzt und Musik gehört (einer der Ärzte stand total auch Rammstein :D), auch wenn hier natürlich auch Pflege- und Zeitmangel zu spüren sind. Die Einleitungen wurden im OP-Saal gemacht und wenn ich dann schon da war, konnte ich dabei helfen, Fragen stellen oder mir wurde von den Anästhesist*innen etwas erklärt. Dadurch, dass am Nachmittag in anderen Häusern operiert wurde, war ich an OP Tagen meist gegen 14 Uhr fertig.
In der Sprechstunde saß ich immer daneben, durfte die Fäden ziehen und die Patient*innen mit untersuchen. Hier kam mir mein fließendes Spanisch sehr zugute, denn sonst wären die ggf. sehr langen Gespräche zum Teil etwas öde gewesen. An den Sprechstundentagen wurde im HUSC nicht operiert, daher war der Tag meist früh rum. Die Sekretärin ist total nett und treibt die Ärzte zur Eile an, damit der Zeitplan passt. Nach der Sprechstunde sind wir manchmal noch auf Station gegangen, wenn es Thoraxdrainagen zu legen gab o.ä.
Eine fixe Visite gab es nicht, da die Ärzte in 4 Häusern agieren, daher hin und her düsen und je nach Auslastung zu ganz unterschiedlichen Uhrzeiten im HUSC sind. Daher habe ich nicht mitvisitiert sondern bin erst zum OP-Beginn/Sprechstundenbeginn gekommen. Zugänge legen und Blutabnehmen musste ich nie, das macht in Spanien die Pflege.
PJ Unterricht gibt es nicht, da es das PJ nicht gibt. Da aber nachmittags immer früh schluss war, ist genug Zeit um selbstständig zu lernen oder auch einfach die tolle Stadt zu genießen :).
Grundsätzlich denke ich, dass ein gutes Niveau an Spanisch definitiv wichtig für ein PJ-Tertial am HUSC ist. Wahrscheinlich konnte ich auch dadurch so viel machen, auch wenn zumindest einer der Ärzte auch sehr gutes Englisch sprach. In Barcelona wird eigentlich Catalán gesprochen, aber fast alle Menschen sprechen auch Spanisch, daher ist es nicht schlimm, kein Catalán zu beherrschen. Mit den Monaten habe ich trotzdem einiges gelernt und konnte Gesprächen auf Catalán gut folgen, auch wenn meine eigenen Sprachfähigkeiten eher mangelhaft waren :D. Ich habe dann einfach auf Spanisch geantwortet.
Bewerbung
Ich habe mich selbstständig beim HUSC direkt beworben. Dies lief über die "Docencia" --> docencia@hscor.com .
Ich habe mich erst telefonisch erkundigt, ob ein Praktikum möglich ist und dann die schriftlichen Unterlagen eingesendet. Da mein LPA (Düsseldorf) eine Statusbescheinigung anfordert, habe ich auch danach gefragt, wurde diesbezüglich aber logischerweise an die Uni Barcelona (UB) verwiesen. Dort wurde mir dann gesagt, dass eine Aufnahme ausländischer Studierender nur über Erasmus+ Praktikas möglich sei. Ich habe mich im Prozess mehrfach erkundigt, ob mir denn dann die Statusbescheinigung von der UB ausgestellt werden könne, was nie verneint wurde. Auch als ich mich im Laufe der Monate aufgrund meiner guten Erfahrungen in der Chirurgie noch für 2 Monate Splitting in der Inneren Medizin entschied und im Rahmen dessen nochmal bei der Erasmus-Koordinatorin Silvia Jaraiz gefragt habe, ob sie mir das Dokument dann am Ende zukommen lässt (das Dokument war von mir auch schon mehrfach angehängt worden) kam nur ein "von unserer Seite aus gibt es keine Probleme". Darüber hinaus war ein Studierender meiner Uni im Jahr zuvor unter genau den gleichen Bedingungen in Barcelona im PJ und hat das Dokument problemlos bereits Monate vor Praktikumsbeginn von eben dieser Erasmus Koordinatorin zugeschickt bekommen.
Als ich die Bescheinigung dann nach meiner Zeit in der Chirurgie einforderte, wollte sie von all diesen Zusagen nichts mehr wissen. Es folgte ein Monat voller Bangen und sehr anstregendem Mail-/Telefonverkehr. Auch die Erasmuskoordinatorin meiner Uni schaltete sich erfolglos ein. Frau Jaraiz verhielt sich in dem ganzen Prozess mir gegenüber sehr unhöflich, herablassend und war in keinster Weise bereit mir zu helfen. Dass sie dem anderen Studierenden meiner Uni das Dokument gegeben hatte sei angeblich durch den durch ihn ausgeübten Druck geschehen, obwohl er einfach höflich per Mail gefragt hatte (ich hatte die Mail von ihm geschickt bekommen). Hier wurde eindeutig versucht eigenes Fehlverhalten zu vertuschen. Es wurde sich nicht einmal bei mir entschuldigt, dass ich dadurch in eine sehr missliche Lage gebracht wurde (die 4 Monate waren ja schon absolviert), es war mir unmöglich, sie persönlich im Erasmus-Büro zu erwischen, meine Mails blieben z.T. wochenlang unbeantwortet und die Antwort kam dann auf mehrfaches Nachbohren Sonntagabend 19:25 Uhr. Dann war die Univerwaltung vom 01.08-01.09 generell geschlossen und ich stand mit meinem Problem ganz alleine da.
Ich hatte das große Glück, dass ich über Mails an alle möglichen Menschen der Uni letztendlich an den Vizedekan herankam, der mir die Unterschrift des Dekans organisiert hat, sodass ich die Statusbescheinigung dann erhalten habe, weil ich vorweisen konnte (Mailverlauf), dass sie mir vorher zugesagt wurde und ein Kommilitone sie unter den gleichen Bedingungen im Vorjahr auch erhalten hat. Das war aber sicherlich eine Ausnahme. Ich würde NIEMANDEM empfehlen, hier das PJ zu machen, der*die eine Statusbescheinigung benötigt. Spart euch den Stress und geht woanders hin, wo ihr sie nicht braucht oder sicher erhaltet. Es war wirklich eine absolut unschöne Erfahrung und hat mir den letzten Monat mega vermiest. Ich bin selten so mies behandelt worden. Der Hammer war dann noch, dass Frau Jaraiz auf eine spätere Nachfrage meiner Erasmus-Koordinatorin noch frech log und sagte, ich sei zu Beginn darauf hingewiesen worden, dass ich dieses Dokument nicht erhalten werde und dass ich trotzdem sorglos gekommen wäre, weil ich einfach behauptet hätte, ja schon die Zusage vom KH zu haben und daher alles klappen würde. Echt unfassbar.
Wie ihr trotzdem nach Barcelona könnt: In NRW muss beim Splitting keine Statusbescheinigung eingereicht werden. 2 Monate sind zwar arg kurz, aber besser als nichts. So hättet ihr trotzdem die Möglichkeit, hier zu arbeiten. Ansonsten echt nur für die Glücklichen empfohlen, die diese unnötige Statusbescheinigung nicht benötigen.