Ich möchte hier getrennt auf die beiden Abteilungen eingehen in denen ich tätig war, weil die Erfahrungen doch sehr unterschiedlich waren. Ich vermute, dass einige meiner negativen Erfahrungen darauf zurückzuführen sind, dass es mein erstes Tertial war und dass es im vorigen Turnus auch keine PJ-Studierenden in der Chirurgie gab, die mir von ihren Erfahrungen hätten berichten können, sodass ich alles mehr oder weniger selbstständig erarbeiten und herausfinden musste.
Rotationen waren kein Problem. Ich war bspw. 2 Wochen in der Anästhesie (1 Woche OP, 1 Woche Intensiv und Notarzt ), andere PJ-Studierende auch mal in der Gyn.
Unfallchirurgie:
OP: Hier verbrachte ich definitiv die meiste Zeit (allerdings war ich die ersten 6 Wochen auch der einzige PJ-ler). Hier bestand die Hauptaufgabe darin, bei Hüft-OPs Haken zu halten. Am Anfang habe ich das noch gerne gemacht, irgendwann hat es mich aber genervt, dass wie selbstverständlich davon ausgegangen wurde, dass ich schon bei allen Hüften die Haken halten würde und sich teilweise darüber mockiert wurde, wenn ich etwas anderes machen wollte oder mich mal auslösen ließ, um bspw. zum PJ-Unterricht zu gehen. Es waren aber nicht nur Hüften und ich hätte denke ich auch noch mehr einfordern können bei anderen OPs eingesetzt zu werden, was ich mich aber anfangs nicht traute. Auch was das Nähen angeht, hätte mir evtl. die Vorerfahrung anderer PJ-Studierender geholfen: Leider fragte ich am Anfang Ärzte, die sagten, Studierende dürften bei (v.a. Hüften) nicht nähen. Deshalb ging ich davon aus, dass dies hier der Standard sei. Erst am Ende meiner Zeit in der UCH fand ich dann heraus, dass andere Ärzt*innen dies anders handhaben und einen durchaus nähen lassen. Bei Arthroskopien durfte ich immer die Einzelknöpfe setzen. Liebe geht auf jeden Fall auch an das Team der OP-Pflege raus, die waren (bis auf ganz wenige Ausnahmen), super lieb, hilfsbereit, lustig und nahmen einem die zu Beginn fehlende Erfahrung und teilweise Tollpatschigkeit null komma null übel. Im Gegenteil, man lachte miteinander und alles war halb so wild.
Station: Insgesamt waren die meisten Ärzt*innen nett zu mir, erklärten mir Dinge, wenn ich Fragen hatte, und ließen mich auf Nachfrage unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Dennoch fühlte ich mich oft etwas im luftleeren Raum hängend, weil ich wirklich sehr hinterher sein musste, wenn ich etwas machen wollte. Ich wurde quasi nie irgendwohin mitgenommen (zu Untersuchungen nicht und auch zum Essen wurde ich in meinen 2 Monaten vielleicht zweimal gefragt). Beim Braunülenlegen hatte ich am Anfang noch ziemlich Schwierigkeiten, da waren alle sehr hilfsbereit und verständnisvoll, was mir sehr geholfen hat.
Eigenes Patient*innenzimmer: Nach einigen Wochen erfuhr ich, dass ich prinzipiell auch ein Zimmer betreuen könnte. Darum habe ich mich dann bemüht, allerdings wurden die dort liegenden Patient*innen weiterhin ohne Rücksprache vom zuständigen Arzt weiterbehandelt. Feedbackrunden o.Ä. fanden auch nicht statt. Bei den Visiten, die ich in meinem Zimmer selbstständig durchführen sollte, wurde ich oft unterbrochen bzw. die Visite wurde dann einfach mittendrin vom Arzt übernommen. Auch nachdem ich das (teilweise mehrfach) angesprochen hatte verbesserte sich das kaum, sodass meine Motivation mich um das Zimmer zu kümmern mit der Zeit ziemlich abnahm.
Notaufnahme: Hier war ich leider nur selten (weil meisten im OP), aber wenn hat es mir gut gefallen. Dort war auch meistens ein Arzt, mit dem ich gut klarkam, und man konnte selbstständig die Anamnese erheben, untersuchen und dokumentieren. Nähen ist prinzipiell möglich, allerdings hatte ich in meiner Zeit nur einmal die Gelegenheit dazu.
Allgemein-/Viszeralchirurgie:
OP: Hier gab es nicht ganz so viele Operationen, da vieles laparoskopisch operiert wird und meistens ein*e Assistent*in und ein Oberarzt operierten. Da ich aber gernNoe im OP bin, bemühte ich mich dort um Einsatzzeiten und mit viel Fragen konnte ich dann doch bei einigen OPs mitmachen und durfte auf Nachfrage auch meistens nähen. Insgesamt hat der OP in der ACH sehr viel Spaß gemacht.
Station: Da ausnahmslos alle Ärzt*innen in der ACH sehr nett waren, hatte ich dort eine super Zeit. Ich wurde oft proaktiv zu Untersuchungen etc. mitgenommen/eingeladen, durfte viel selbst machen und fühlte mich absolut wertgeschätzt. Einmal am Tag konnte man mit dem Wundexperten der Pflege über die Station gehen und die Wunden mitversorgen (was ich sehr lehrreich fand). Zusätzlich gab es in freien Minuten immer die Möglichkeit sich im Keller am Laparoskopietrainer (Lübecker Toolbox) auszutoben.
Eigenes Patient*innenzimmer: Auch hier fühlte sich das Zimmer nicht wirklich wie mein eigenes Zimmer an, wenn auch schon deutlich mehr als in der UCH. Zudem wurde hier mehr auf meine Anliegen eingegangen, trotzdem erfolgte noch vieles ohne Rücksprache und Feedbackgespräche waren sehr spärlich. Die Visiten konnte ich aber selbstständig durchführen und wurde nur bei Dingen ergänzt, die ich vergessen oder falsch erklärt hatte.
Notaufnahme: Auch hier war die Notaufnahme cool. Ich durfte untersuchen, schallen, dokumentieren, wenn es sich anbot auch Abszesse spalten oder kleinere Wundeversorgungen machen. Im Dienst kann man auch nähen (ist sonst nämlich UCH-Aufgabe).
Insgesamt war mein Tertial in Wolfenbüttel gut. In der ACH hatte ich eine super Zeit, in der UCH leider nicht wirklich, allerdings lag dies denke ich zum Teil einerseits, wie bereits oben schon erwähnt, an meiner Unerfahrenheit und auch daran, dass ich mich in der ACH einfach viel besser mit den Ärzt*innen verstand.
Negativ möchte ich noch die Kantine hervorheben (zumindest für Menschen die nicht oder ungerne Fleisch essen). Man bekommt zwar ein Essen am Tag, allerdings gibt es zwei Fleischgerichte und, auf Bestellung, ein vegetarisches Essen, dass meistens aber auch sehr fettig und schwer ist. Zum Glück gibt es eine Salatbar, bei der man sich einen großen Teller zusammenstellen kann, leider aber auch oft ohne Kohlenhydrate, da in den Nudelsalaten meistens auch mit Schinken oder so drin war.
Positiv erwähnen möchte ich ausdrücklich noch das Wohnheim: Die Zimmer sind geräumig, recht frisch saniert und mit ordentlich Stauraum ausgestattet. Man hat eine gut ausgestattete Kochzeile (Pfanne, Töpfe, Toaster Besteck…), einen großen Kühlschrank mit Gefrierfach, ein eigenes Bad und einen Balkon. Hier fühlte ich mich sehr wohl und dank Schlafsofa konnte man auch Besuchern einen gemütlichen Schlafplatz anbieten.