Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Ich habe über ERASMUS ein 4-wöchiges Tertial auf der Neurologie des UKSH Kiel verbracht und die Zeit sehr genossen. Meine 4 Wochen habe ich mit wenigen Ausnahmen fast ausschließlich auf der neurologischen Normalstation verbracht, da man hier in der kurzen Zeit den großen Querschnitt durch das Fach Neurologie am besten abdecken kann- bei längeren Tertialen sind aber natürlich auch Rotationen in andere Bereiche (z.B. Stroke Unit, Interdisziplinäre Notaufnahme) möglich und auch geplant. Der Tag beginnt um 7.45 Uhr mit der Morgenbesprechung, die allerdings virtuell stattfindet und bei der man als Student nicht teilnehmen muss, sodass es reicht, wenn man um 8 Uhr in den Tag startet. Jeden Tag um 10.45 Uhr ist Röntgenkonferenz mit den Neuroradiologen, bei der man interdisziplinär die Bildgebung der aktuellen Patienten bespricht. Arbeitsende sollte planmäßig um 16.15 Uhr sein, oft wird es aber auch später. Dazwischen geht man dem üblichen Stationsalltag nach. Dazu gehören einerseits Standard-Tätigkeiten wie Braunülen legen, Blut abnehmen, Aufnahmen administrieren, aber auch erweiterte eigenverantwortliche Aufgaben wie eigene Patienten betreuen, deren Arztbrief anlegen, Lumbalpunktionen etc.
Nachstehend noch ein paar Pro- & Contra-Punkte:
+ Flache Hierarchie, alle ausgesprochen freundlich. Man wird als Student wahrgenommen. Leitender Oberarzt ist gleichzeitig verantwortlich für Lehre und auch die Chefärztin macht sich die Mühe einen persönlich kennenzulernen.
+ Betreuung eigener Patienten möglich, die man z.B. dann auch dem Team selbstständig bei der Röntgenkonferenz vorstellen kann.
+ Auch "anspruchsvollere handwerkliche" Tätigkeiten wie z.B. Lumbalpunktionen mehrfach und regelmäßig möglich.
+ Gutes Beedside-Teaching. Alle erklären ungefragt viel und man wird auch eigentlich immer aktiv gefragt, ob man z.B. zum nächsten Patienten mitkommen möchte.
+ Guter Querschnitt durch das Fach Neurologie für eine Uniklinik, einerseits Patienten mit klassischen neurologischen Krankheitsbildern (Insult, Parkinsonsyndrome, Multiple Sklerose, Menigitis, essentieller Tremor, Myasthenia gravis, Trigeminusneuralgie etc.), anderseits aber auch Uniklinik-würdige Patienten mit seltenen und komplexen Krankheitsbildern (z.B. Susac-Syndrom).
+ Mittagessen kostenlos möglich.
- Oft lange Arbeitstage über planmäßige Arbeitszeit hinaus, typischerweise Ende zwischen 16.30 und 17.00 Uhr, selten noch später. Wenn man wirklich einmal früher los musste, war das aber auch nie ein Problem.
- Gutes Beedside-Teaching, aber leider wenig systematischer PJ-Unterricht. Hat in meinen 4 Wochen leider nur 1x stattgefunden (dafür aber sehr gut).
- Leider kein eigener IT-Zugang (die Assistenzärzte loggen sich aber immer freundlicherweise für einen ein, damit man mitarbeiten kann). [Das dürfte aber ein ERASMUS-Tertial spezifisches Problem gewesen sein, die "regulären" deutschen PJ-Studenten hatten einen eigenen...]
Insgesamt eine absolute Weiterempfehlung (meiner Meinung nach auch dann, wenn man nicht Neurologe werden will).