Mein PJ in Ilanz, war für mich ein Lebensabschnitt - einer der wichtigsten und schönsten meines Lebens. So dramatisch es auch klingen mag, ich wünsche jedem eine solch bereichernde und erfüllende Erfahrung machen zu dürfen, wie ich sie hatte.
Das Schlüsselelement waren die Menschen und die Menschlichkeit. Man muss sich bewusst sein, dass Ilanz ein sehr kleines Dorf ist und dass jeder jeden kennt. Ganz schnell ist man (wenn man sich etwas z.B. mit der Sprache bemüht) Teil dieser Community und ein relevantes Element im System.
Die Tage waren sehr gefüllt, vor allem in der Hochsaison. Wir Uhus wurden sowohl auf Station, als auch in der Notfallambulanz zu 100% eingesetzt. Man hat uns aber auch dementsprechend eingearbeitet und es wurde sich auch zu 100% auf uns verlassen. Oberärzte, wie Chefärzte nahmen sich Zeit uns etwas beizubringen und vertrauten uns dann aber auch sehr viel an. Wer motiviert ist, kann die Station mitführen, in den Ops sehr viel eigenständig tun (oft 1. Assistenz!), in der Ambulanz aktiv mitarbeiten mit eigenen Patienten, Schulterrepositionen, Nähen, Wundversorgung, etc. Es hat was für jeden Geschmack!
Nach einem langen Tag, konnte man sich im liebevoll genannten "Chalet" (das Personalwohnheim) mit den anderen Uhus und OTAs im Wohnzimmer zusammen setzen und den Tag in einem Racletteabend ausklingen lassen. Das gemeinsame Wohnen war unheimlich verbindend und wichtig, sowohl für die Freizeitaktivitäten als auch für den Zusammenhalt im Krankenhaus. Die Assistenzärzte haben uns unheimlich viel beigebracht und anvertraut. Sie hatten auch an den stressigsten Tagen ein Ohr für unsere Fragen und Zeit uns etwas zu zeigen. So waren sie oft nach Schichtende bei uns zu Gast, so dass wir sie etwas verwöhnen konnten.
An Fortbildungen musste man selber denken. Hat man jedoch nachgefragt, hat sich der Chef meistens direkt (instantly!) Zeit genommen und uns eine Fortbildung gehalten. Außerdem konnten wir regelmäßig bei den Tumorboards dabei sein und dort auch selber Patienten vorstellen.
Ein wichtiges Element sind noch die Pickettdienste (Rufdienste), bei denen man wochenends und nachts für Ops und Kaiserschnitte gerufen werden kann, die man sich (zumindest zu diesem Zeitpunkt) frei einteilen durfte und auch die dienstfreien Tage durfte man sich einteilen wie man wollte (solange genügend andere Uhus für Station und OP da waren).
Neben dem sozialen Aspekt, fand ich es auch von Vorteil, dass Ilanz mir ermöglicht hat, in meinem Chirurgie-Tertial, neben der Viszeralchirurgie, sehr viel Unfallchirurgie, Orthopädie und auch ein bisschen Gynäkologie zu sehen.
Noch ein paar (wichtige) Details:
- Es gibt sehr viele sehr schöne Skigebiete in der Nähe
- Das Essen in der Cafeteria ist unvorstellbar gut!
- Man kann die Sportanlagen der Physiotherapeuten außerhalb der Patientenbelegungszeiten gratis nutzen!
- Man kann bei Bedarf ein Doppelzimmer im Personalwohnheim beantragen
Die Zeit in Ilanz hat mich sehr geprägt. Ich habe sehr viel gelernt und sehr viel gelebt. Die Stelle eignet sich nicht für Pj-ler, die nach einer entspannten Stelle suchen, um den Großteil der Zeit skigahren zu können.