PJ-Tertial Gynäkologie in Christophorus Klinik Coesfeld (9/2022 bis 12/2022)

Station(en)
Gynäkologie, Geburtshilfe, Brustzentrum
Einsatzbereiche
Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe mein Wahltertial in der Frauenklinik in Coesfeld absolviert. Es hat mir SUPER gut gefallen, und allen Gyn-Interessierten möchte ich einen ausführlichen Erfahrungsbericht mit an die Hand geben – damit eure Hand bei der PJ-Wahl vielleicht das Häkchen bei Coesfeld setzt :-).

ZUM PJ IN COESFELD GENERELL:
Es besteht die Möglichkeit, kostenlos in einer von drei PJ-WGs zu wohnen. Ich habe direkt nach der PJ-Wahl ein Zimmer angefragt und dieses auch bekommen. Die Wohnungen sind sehr sporadisch eingerichtet, aber alle zentral gelegen, sodass ihr morgens nicht länger als 5 Minuten zur Klinik lauft. Pendeln aus Münster ist auch eine Option (ca. 50 min mit dem Regio), aber deutlich unbequemer. Anzumerken ist, dass fast alle AssistenzärztInnen aus Münster pendeln, da der Freizeitfaktor in Coesfeld auf Dauer doch eher gering ist.

Die PJ-Organisation läuft reibungslos. Am Einführungstag werden Schlüssel, Diensttelefon und Zugänge fürs (leider wenig intuitive) Klinikprogramm sowie die Mitarbeiter-App ausgeteilt. Jeder PJler hat einen eigenen Spind, Frühstück und Mittagessen sind kostenlos (allerdings nicht immer vegetarierfreundlich).

Es gibt einmal monatlich eine große PJ-Fortbildung, die abwechselnd in Coesfeld, Nottuln oder Dülmen stattfindet (besonders hilfreich waren die M3-Simulation und das Reanimationstraining). Außerdem werden jede Woche ein EKG-Kurs, ein Sono-Kurs und eine Radio-Fortbildung in Coesfeld angeboten, die meist auch stattfinden.

ZUM WAHLTERTIAL GENERELL:
Coesfeld hat eine große Frauenklinik, die nicht nur im Umland für die große Geburtshilfe (weit über 2000 Geburten, niedrige Sectiorate, vaginale Beckenendlagen) bekannt ist. Daneben gibt es die Gynäkologie mit Beckenbodenzentrum sowie das angegliederte Brustzentrum. Ich bin in alle drei Bereiche rotiert und werde unten gesondert darauf eingehen.

Es gibt pro Tertial nur einen PJ-Platz in der Gyn, was für mich ein Auswahlkriterium für Coesfeld war. So hatte ich viel Gestaltungsspielraum, und wenn mal andere Studierende für Famulaturen o.ä. da waren, stand man sich nicht gegenseitig auf den Füßen rum.

Hervorzuheben ist das super herzliche Team, das in Coesfeld arbeitet!!! Ich wurde von Beginn an wie eine Kollegin integriert und habe schnell gemerkt, dass sich Assistenz-, Ober- und Chefärztinnen auf Augenhöhe begegnen. Die Assistentinnen scheuen sich nicht, „die Oberen“ um Rat zu fragen, und die Chefinnen packen auch rege selbst mit an, wenn im Kreißsaal die Hölle los ist.
Für mich gab es immer etwas zu sehen oder zu tun, sodass ich eigentlich nie gelangweilt im Arztzimmer rumsaß, wie man das vielleicht aus anderen Praktika kennt. Ich habe selten auf die Uhr geschaut und auch in „ruhigen Zeiten“ war es nicht langweilig, sondern es gab spontan kleine Teachings oder gemeinsame Kaffeepausen.

GYNÄKOLOGIE:
Die erste Tertialhälfte habe ich in der Gyn verbracht. Dazu zählen Stationsarbeit, Sprechstunden sowie Assistieren im Zentral- und Ambulanz-OP. In der Sprechstunde sieht man viel Interessantes (z.B. Uterusfehlbildungen, Endometriose, dislozierte Spiralen), auf Station nimmt man am klassischen Tagesgeschäft teil (Visiten, Briefeschreiben, Nieren-Sonos, vaginale Untersuchungen). Nach Möglichkeit betreut man eigene Patientinnen von der Aufnahme bis zur Entlassung. Da es einen Blutentnahmedienst gibt, muss man selten Blut abnehmen oder Viggos legen.
Häufig wird man im OP als zweite Assistenz gebraucht – hier besteht das Tagesgeschäft vor allem aus Hysterektomien und Beckenbodeneingriffen. Zugegeben, irgendwann hat man die meisten Eingriffe mehrmals gesehen und das „Hakenhalten“ ist alles andere als bequem. In der Regel darf man aber bei den Hautnähten helfen, und da es in Coesfeld nur drei OP-Tage für die Gyn gibt, hat man zwei Tage zum Durchatmen. Außerdem ist die OP-Pflege wirklich nett und wenn die Stimmung im Saal mal kippt, gibt es eigentlich immer jemanden, der versucht, sie wieder zu heben.
Ein großes Highlight (auch für die Assistenzärztinnen) ist der Ambulanz-OP für die kleineren Eingriffe. Dieser wird in der Regel von einer sehr lieben Oberärztin betreut, die dort jeden willkommen heißt und auch mal Hand anlegen lässt. So durfte ich unter Supervision HSK/Abrasios durchführen und bei einer kurzen LSK die Kameraführung übernehmen. Hier kann man wirklich Blut lecken fürs Fach Gynäkologie!

GEBURTSHILFE:
Wie erwähnt hat Coesfeld eine geburtenstarke Klinik, in der man regelmäßig Beckenendlagen, Gemini und sonstige Risikoschwangere zu Gesicht bekommt. Die Kinderklinik (Level 1 Perinatalzentrum) ist direkt an den Kreißsaal angegliedert, sodass man im PJ nicht nur viele, sondern auch sehr unterschiedliche Geburten sehen kann.
Das Verhältnis zu den Hebammen ist, mit 1-2 Ausnahmen, wirklich super! Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass Medizinstudierende Geburten begleiten dürfen, und obwohl oft auch Hebammenschülerinnen anwesend waren, wurde ich kein einziges Mal aus einer Geburt rausgeschickt.
Während man bei Geburten eher eine passive, also zuschauende Rolle übernimmt, gilt für den Rest: „Hands on“. Ich habe so viel gelernt, dass ich jetzt am Ende des Tertials Basic-Fetometrien eigenständig durchführen kann und bei der vaginalen Untersuchung den Muttermund nicht nur finde (was anfangs gar nicht mal so einfach war), sondern auch bewerten kann! Geburtseinleitungen durfte ich unter Aufsicht selbstständig durchführen (bis hin zur Einlage von Cervixballons) und bei Sectiones durfte ich als 2. Assistenz mit an den Tisch, wenn ich Lust hatte.
Eines meiner PJ-Highlights war die 1. Assistenz bei einer Sectio. Das ist für PJler eigentlich nicht vorgesehen, hat sich an dem Tag aber „dank“ Personalmangel so ergeben. Personalmangel war ein großes Thema: Während meines Tertials waren einige Assistentenstellen unbesetzt, sodass meine Hilfe als PJlerin von allen Seiten sehr geschätzt wurde. Vereinzelt musste ich während meiner Kreißsaal-Rotation auch im Gyn-OP aushelfen, weil niemand anderes die 2. Assistenz übernehmen konnte. Ich durfte aber immer abtreten, sobald ich nicht mehr gebraucht wurde. An einzelnen Tagen habe ich die Wöchnerinnenstation quasi als „Stationsärztin“ allein betreut (für Abschlussuntersuchungen, Wochenbettgespräche, Briefeschreiben) – das ist kein Hexenwerk, war aber sehr lehrreich und für jemanden, der noch nie eine Station geschmissen hat, eine verantwortungsvolle Aufgabe. Bei Unklarheiten konnte ich stets telefonische Rücksprache halten.
Ansonsten habe ich auch den ein oder anderen Nacht- sowie Wochenenddienst mitgemacht. Als Ausgleich bekommt man den nächsten Tag frei. In den Diensten macht man vor allem Geburtshilfe und kann als PJler gefühlt nochmal ein bisschen mehr sehen und machen. Für die Nacht steht außerdem ein zusätzliches Bett im Arztzimmer zur Verfügung, sodass man in der Klinik übernachten und sich für Geburten wachklingeln lassen kann. Ich kann Dienste nur empfehlen!

BRUSTZENTRUM:
Ich habe eine Woche im angegliederten Brustzentrum verbracht. Hier habe ich in der Sprechstunde viel Neues und Spannendes gesehen: Klassische Lehrbuchfälle wie Brustkrebs mit Knochenmetastasen oder das aggressive Karzinom der jungen Frau; gutartige Veränderungen, Gynäkomastie des Mannes, Implantatversagen und vieles mehr. Sehr faszinierend fand ich auch die Brust-OPs (vor allem Reduktionsplastiken), und auch die humangenetische Sprechstunde des Brustzentrums ist interessant – eben, weil hier nochmal ein ganz anderes Fachgebiet in die Frauenheilkunde miteinfließt, samt Erbgängen und Stammbäumen, wie man sie aus Schule und Studium kennt.
Das Team in der Brustklinik ist ebenfalls richtig herzlich, und der Feierabend ruft meist etwas früher als „drüben“ in der Gynäkologie und Geburtshilfe.

FAZIT:
Ich habe mich fürs Gyn-Tertial Coesfeld entschieden, weil ich vom Hörensagen wusste, dass man als PJler hier viel sehen und machen kann. Nach knapp vier Monaten in der Frauenklinik kann ich das nur bestätigen, und möchte nochmal das angenehme Arbeitsklima in der gesamten Abteilung betonen.
Coesfeld selbst ist keine Weltstadt und ich persönlich definitiv ein Großstadt-Mensch, aber was bringt ein PJ in einer Uniklinik, wenn man den halben Tag mit Blutabnahmen verbringt, nichts selbst versuchen darf oder sich mit fünf anderen Studierenden die Beine in den Bauch steht?
Wer nach dem Studium in die Frauenheilkunde gehen möchte, dem werden in Coesfeld die Basics mit an die Hand gegeben, sodass man bei Antritt einer Assistentenstelle – wahrscheinlich – nicht komplett bei Null anfangen muss. Ich kann das Gyn-PJ in Coesfeld daher sehr empfehlen!
Bewerbung
Ãœbers PJ-Portal
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Poliklinik
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Mitoperieren
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
22,50 pro Tag

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13