PJ-Tertial Plastische Chirurgie in Sana Klinikum Offenbach (11/2021 bis 2/2022)

Station(en)
Verbrennung, Normalstation
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
In der plastischen Chirurgie in Offenbach habe ich mit Abstand mein schlechtestes Tertial verbracht. Da es mein erstes Tertial war, habe ich diesen Bericht bewusst bis ans Ende des PJs aufgehoben, um vergleichen zu können und ggf. fairer urteilen zu können. Trotzdem kann ich sagen, dass dieses Tertial, müsste ich all meine Praktika (7 Famulaturen und 3 weitere PJ Stationen) vergleichen, für mich leider den letzten Platz erhalten würde. Der unten stehende Bericht spiegelt natürlich nur meine subjektiven Erfahrungen wider.

Pro:
- Ich habe mich mit fast allen Assistenzärzten gut bis sehr gut verstanden.
- Man sieht ein breites Spektrum
- Man ist viel im OP eingeteilt
- Ich durfte sehr viel nähen und auch selbst 2x Spalthaut transplantieren
- Man erhält ein eigenes Telefon und einen Computerzugang
- Man hat einen Spind
- Das OP-Pflegepersonal war lieb, ich habe mich mit denen super verstanden. Von manchen konnte ich Einiges lernen
- Am Ende meiner Zeit ist ein sehr sympathischer Oberarzt eingestellt worden. Durch ihn hat es deutlich mehr Spaß gemacht. Leider aber erst im letzten Monat.
- In der Verbrennung ist auch eine sehr nette Oberärztin, die auch mal was erklärt hat und mich im OP viel hat machen lassen.

Kontra:
- Ich habe die Stimmung im Team als miserabel empfunden
- 2 meiner Meinung nach unmögliche Oberärzte, die meistens im Duo unterwegs sind
- Wegen Corona durfte ich irgendwann nicht mehr zur Frühbesprechung.
- Mittagessen wäre zwar für Studenten kostenlos gewesen, ich habe es aber im Schnitt nur 2x/Woche geschafft, weil oft durchgehend im OP.
- Lange Arbeitszeiten, oft 10 Stunden, selten auch mal mehr. Als ich, nachdem ich einen Assistenzarzt um Erlaubnis gefragt hatte, 1x um 14 Uhr gehen wollte, wurde ich vom Oberarzt doof angeredet, warum ich jetzt schon gehe. Bin dann einfach gegangen, hätte ich meine Überstunden und Mittagspausen, auf die ich verzichtet habe aufgeschrieben, hätte ich sicher 2 Tage Zuhause bleiben können ;)
- Keinerlei Einarbeitung, irgendwie auch kein Schema, jeder macht die Sachen so wie er/sie denkt. Ziemliches Chaos. Dadurch habe ich mich anfangs schwer getan mich einzufügen.
- Dadurch, dass man oft im OP eingeteilt ist, muss man die Blutentnahmen/Zugänge und Verbände zwischendurch erledigen, was ich oft als stressig empfand. Die Assistenzärzte waren aber ehrlicherweise nicht sauer, wenn man es zeitlich zwischendurch nicht geschafft hat.
- Auf Intensivstation (Verbrennung) war ich leider nie lange am Stück, beziehungsweise nur sehr wenige ganze Tage, da ich im OP eingeteilt war.
- Es hätte theoretisch Studentenunterricht gegeben, der hat so auch fast wöchentlich stattgefunden, ich hatte aber nur 2x Zeit dort hinzugehen, weil ich im OP eingeteilt war. Das eine von diesen 2 Malen hatte ich mich abgemeldet, war dann gerade 10 Minuten im PJ Unterricht und wurde dann angerufen, um doch in den OP zu kommen. Also keine Chance.

Stimmung:
Ausschlaggebend für die schlechte Note war eindeutig die Stimmung in der Abteilung. Die 2 oben genannten Oberärzte versauen diese so sehr, dass leider alles andere dadurch überschattet wird. Sie pflegen einen sehr respektlosen Umgang, lästern sehr gerne über ihre Kolleg*innen und ich hatte den Eindruck, dass sie eigentlich alle anderen für abgrundtief dumm und unfähig halten. Das zeigen sie einem auch sehr gerne. Ich war anfangs sehr motiviert, habe mir dann aber so viele richtig gemeine und abwertende Kommentare anhören müssen, dass ich am Ende nicht mehr hingehen wollte. Es war mein erstes Tertial und ich hatte wenig OP-Erfahrung, weshalb mich das am Anfang sehr verunsichert hat. Mit der Zeit habe ich aber mitgekriegt, dass fast alle Assistenzärzt*innen sehr unzufrieden waren und das nicht nur meine persönliche Erfahrung war. Nachdem ich dann in den folgenden Tertialen außerdem durchweg positive Rückmeldungen und einige Jobangebote erhalten habe, denke ich also nicht, dass es an mir lag. Die anderen Kolleg*innen waren größtenteils sehr nett, leider war ich aber fast immer mit einem oder beiden der oben genannten Oberärzte im OP eingeteilt. Etwas besser ist das Ganze in meinem letzten Monat geworden, als der neue Oberarzt eingestellt wurde. Der ist wirklich super. Zwischen den Assistenzärzt*innen war die Stimmung eher mittelmäßig.

Vom Spektrum her wird in Offenbach vieles operiert. Zum Beispiel:
- Abdominoplastiken (SEHR viele!)
- Mastopexien (auch viele)
- Debridement (viel)
- Verbrennungsoperationen (Spalthauttransplantation, VAC, intraoperative Verbandswechsel) (viel)
- DIEP (1x)
- Latissimus-Lappen (1x)
- Propellerlappen (nicht gesehen, aber wurde gemacht)
- Radialislappen (nicht gesehen, aber wurde gemacht)
- Fettabsaugung (öfter)
- Nervenchirurgie Hand (1x)
- Rhizarthrose, nach Epping (nicht gesehen, aber wurde gemacht)
- MHK-Frakturen (paar Mal)
- Proximal row carpectomy (nicht gesehen, aber wurde gemacht)
- Karpaltunnelsyndrom (paar Mal)
- Handgelenksspiegelungen bei TFCC-Läsionen/SL-Bandruptur (paar Mal)
- Lokale Plastiken oder Vollhauttransplantationen v.a. im Gesicht bei Basaliomen/Plattenepithelzellkarzinomen (sehr oft)
- Amputationen
Ihr seht schon, am meisten gesehen habe ich Abdominoplastiken und Brustchirurgie. Danach Verbrennung, dann lokale Lappen im Gesicht, dann Liposuktion, dann den Rest. Eigentlich ist es sehr positiv, dass man als Student*in in Offenbach fest in das OP-Programm eingeteilt wird, aber mir hingen die Abdominoplastiken und Brustoperationen am Ende zum Hals raus. Außerdem sind die Assistenzärzte personell zu eng besetzt, sodass man auch wirklich im OP gebraucht wird. Daher sind Mittagessen, Studentenunterricht, OPs, die mich vielleicht eher interessiert hätten und die Verbrennungsintensiv leider zu kurz gekommen.

Die Verbrennungsintensiv:
Ist in Offenbach von den Plastischen Chirurgen geführt, nicht anästhesistisch. 4 Betten mit meist intubierten Patient*innen, der Rest ist eher so IMC. Hier kommen natürlich auch schwerstverbrannte Patient*innen mit Inhalationstrauma an. 1x habe ich eine Erstversorgung inklusive Escharotomie gesehen. Ansonsten habe ich leider nicht so viel davon mitbekommen, wie ich gerne gehabt hätte.

Insgesamt:
In meiner M3-Prüfungsvorbereitung habe ich durchaus gemerkt, dass ich Einiges mitgenommen habe und auch Einiges gesehen habe. Ich habe aber auch gemerkt, dass leider oft sehr wenig erklärt wurde und ich noch VIEL mehr hätte mitnehmen können. Schade.
Wegen der Stimmung, dem Ton und dem Umgang, die sich natürlich auch auf die Motivation aller Beteiligten auswirken, würde ich hier nicht nochmal hinkommen. Auch die Ausbildung der Assistenzärzt*innen erschien mir - soweit ich das beurteilen kann, aber auch nach deren eigener Einschätzung - eher mangelhaft. Ich glaube ich würde hier selbst dann nicht als Assistenzärztin anfangen wenn man mir das 5fache Gehalt anbieten würde :)
Bewerbung
Ãœber PJ Portal. War kein Problem, obwohl ich von anderer Uni kam.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Mitoperieren
Chirurgische Wundversorgung
Braunülen legen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
399

Noten

Team/Station
5
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
3
Unterricht
6
Betreuung
2
Freizeit
5
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.8