Ich hatte eine sehr gute Zeit in Zürich. Die Stadt ist im Sommer wunderschön, es gibt richtig viele Freizeitaktivitäten in der Umgebung. Das Kinderspital wird gerade neu gebaut, momentan liegt es jedoch auf einem Hügel etwas abseits von der Innenstadt bzw. dem See. Perfekte Aussicht, allerdings überlegt man sich immer 2x, ob man nach einem 10-11h Arbeitstag noch die halbe Stunde Fußweg zum See auf sich nimmt. Zwar gibt es am Kinderspital einige Unterassistenten (=PJler), diese sind jedoch meist alles schweizer Studenten, die von ihrer Universität eine Rotation auf die Pädiatrie machen müssen. Dementsprechend pendeln sie abends auch eher nach Hause und sind nicht in den Personalunterkünften untergebracht. In der Freizeit habe ich dementsprechend häufiger auch etwas mit PJ'lern aus den anderen Krankenhäusern der Stadt unternommen.
Generell waren die Arbeitstage recht lange, selten kommt man wirklich früher als die vertraglich vereinbarten 10h aus dem Krankenhaus. Dabei sind Rapporte, Fortbildungen und gemütliche Mittagspausen eingerechnet. Generell ist man im Kinderspital als PJ'ler immer als zusätzliche Person da. Anders als in Deutschland wird nicht erwartet, dass man aktiv mitarbeitet und den Assistenzärzten Arbeit abnimmt. Das hat den Vorteil, dass man Zeit hat bei speziellen Untersuchungen zuzuschauen oder sich in die hochkomplexen Fälle des Unispitals einzulesen. Die Schattenseite davon ist natürlich, dass einem praktisch keine Verantwortung übertragen wird und der Lerneffekt klein bleibt. Durch Zuschauen lernt man eben doch nur begrenzt, und nach ein paar Wochen wird es durchaus zäh, die 10h-Tage mit Zuschauen, Verläufe schreiben und Eigenstudium zu füllen.
Das Team im Kispi ist wunderbar! Ich habe eigentlich nur super liebe Assistenzärztinnen kennengelernt, auch mit den Oberärzten habe ich mich super verstanden. Generell kommt man durch Nachfragen sehr weit und bekommt vieles erklärt.
Ich war auf der Säuglingsstation und einen Monat in der Rehaklink in Affoltern eingeteilt. Diese Rotationen konnte ich mir nicht aussuchen, hat rückblickend jedoch wunderbar gepasst. Auf der Säuglingsstation habe ich einen ordentlichen Neugeborenenstatus gelernt, die Reha ist vor allem etwas für neuopädiatrisch Interessierte. Generell wird jeder auch eine Woche auf dem Notfall eingeteilt. Dort sieht und lernt man einiges, allerdings muss man sehr motiviert an die Sache herangehen, da die Assistenzärzte sich sonst nicht umbedingt die Mühe machen einen einzuarbeiten, da die PJ'ler alle 5 Tage wechseln.
Generell war die Zeit in Zürich eine gute Erfahrung. Vor allem die Zeit am See und in den Bergen sowie das Angebot an Bars und Festivals in der Stadt haben die zwei Monate in Zürich zu einer super Zeit gemacht. Wer spannende Fälle sehen möchte ist ebenfalls genau richtig. PJ'ler, die gerne praktische Erfahrung sammeln wollen würde ich eher ein Tertial in Österreich oder Deutschland empfehlen. Ich persönlich bin sehr froh über meine Entscheidung gesplittet zu haben, so konnte ich zwei Monate praktische Erfahrung in der Pädiatrie in Deutschland sammeln und bin dann nach Zürich gewechselt und habe ein paar spannende Fälle -im wahrsten Sinne des Wortes - gesehen.
Bewerbung
Ein halbes Jahr im Voraus. Ich erhielt aber zuerst eine Absage und bin nur nachgerückt weil ein anderer Student abgesprungen ist. Generell eher 1-2 Jahre im Voraus. Ein Empfehlungsschreiben wirkt wahre Wunder.
