PJ in der Tübinger Herz-, Thorax-, Gefäßchirurgie kann ich definitiv empfehlen.
Größter Pluspunkt: Es handelt sich um ein sehr nettes und offenes Team, mit recht flachen Hierarchien und ekzellentem Arbeitsklima und man erfährt eine große Wertschätzung als PJler. Auch der Kontakt zur Pflege ist sehr gut. Regelmäßige Lehre findet statt durch den Lehrbeauftragten, sowie situationsbezogen durch viele OÄs und Assistenten. Es besteht die Möglichkeit der 1. oder 2. Assistenz bei Thorax-OPs (VATS/offen, z. B. Resektionen, Talkum-Pleurodese, Empyem-/Hämtomausräumungen), Herz-OPs (Bypass, Klappenersatz/-Rekonstruktion, VAD-Implantation, Kinderherzfehler-Korrekturen) und Gefäß-OPs (Y-Prothese, Carotis/Femoralis-TEA, Bypässe, Shunts, EVAR) —> man sieht ein sehr breites Spektrum aus 3 Disziplinen, bekommt die Eingriffe erklärt und darf auf Wunsch auch nähen.
Bei Herz-/Lungen-OPs ist man als PJler oft auch fest eingeteilt. Es sind allerdings immer mehrere PJler da, sodass man sich hier sehr gut untereinander absprechen kann, falls man stattdessen lieber auf Station arbeiten möchte. OPs und Visite starten nach der Röntgen-/Fallbesprechung, die um 8 Uhr den Tagesbeginn markiert. Die Station umfasst aktuell ca. 40 Betten, welche man im Idealfall im Team von 3-5 PJlern versorgt, wovon in der Regel mindestens einer im OP ist.
Auf Station begleitet man die Visite, schreibt mit und erledigt danach die Aufgaben: Wenige Blutentnahmen und PVKs (es gibt MFAs, die die meisten machen), Ziehen von Thoraxdrainagen und Redons, Echos (habe ich hier sehr gut gelernt; alle Schnitte inklusive Messungen), Gefäß-Doppler-Sonos, körperliche Untersuchungen, Pleurodesen, Schrittmacher-Ziehen. Trotz 3-5 PJlern auf Station ist man in der Regel gut beschäftigt. Dennoch ist das Arbeitsaufkommen bis 16/17 Uhr inklusive Mittagspause gut machbar. Wenn man schnell ist, darf oft auch ein Teil der PJler früher gehen.
Außerdem besteht die Möglichkeit der jeweils einwöchigen Rotation in die Ambulanz (Herz-/Gefäß-/Lungensprechstunde), auf Intensiv und auf IMC.
Auf Wunsch können einzelne Stationspatienten selbstständig unter Supervision betreut werden und auch Briefe geschrieben werden. Auch Dienste können begleitet werden. Wenn man am Wochenende arbeitet (in der Regel 8-13 Uhr), bekommt man hierfür unter der Woche entsprechend frei.
Die einzigen Nachteile könnte darstellen, dass man als PJler nicht alleine und selbstständig in der Ambulanz arbeitet oder Patienten aufnimmt. Es besteht jedoch die Möglichkeit, den Aufnahmearzt zu begleiten. Außerdem werden in Tübingen aktuell keine Herz- oder Lungentransplantationen durchgeführt