OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Bochum
Kommentar
Das PJ-Tertial in der Allgemeinchirurgie im Kenyatta war sehr anders als gedacht. Das System ist sehr bürokratisch organisiert und man muss sich erst etwas einfinden und es braucht einiges an Eigenintiative, um mit den bürokratischen Hürden umzugehen z.b. sollte man kein student-visa beantragen, da man dieses eher nicht bewilligt bekommt in der kurzen Zeit und es daher Sinn macht einfach nur mit einem multiple-entry Visa o.ä. einzureisen auch wenn man offiziell damit eigentlich nicht arbeiten darf.
Der Tag beginnt auf der Allgemeinchirurgischen Station meist um 8 Uhr. Zunächst kann man sich die Patienten auf Station erstmal alleine ansehen und die Vitalparameter erheben sowie evtl. schon erste Blutentnahmen machen. Danach findet meist eine große Visite statt mit den Oberärztinnen, Fachärztinnen, Assistenzärztinnen und je nachdem auch sehr vielen Studierenden statt. Es kommt schon mal vor, dass man mit 20 Leuten an einem Bett steht und über den Fall diskutiert, wobei hier auch gerne mal etwas abgefragt wird von den Ärztinnen. Oft sprechen die Leute aber so leise, das man schon Mühe hat etwas von der Visite mitzunehmen. Je nachdem kann man danach noch einige Blutentnahmen machen und diese dann ins Labor bringen oder auch beim Verbandswechsel dabei sein.
Allgemein muss man oft Botengänge machen, da die Organisation dort etwas chaotisch ist und es absolut kein digitales System dort gibt, was heißt, dass alle Befunde noch ausgedruckt und auf Station gebracht werden müssen.
Zweimal pro Woche wird operiert, da es an OP-Sälen mangelt. Da es wirklich viele Assistenzärztinnen gibt, wird man nicht die Mögllichkeit bekommmen an den Tisch zu gehen, aber man kann natürlich immer dabei sein und zusehen. Außerdem kann man auch in die Notaufnahme rotieren und sieht dort oft sehr spannende Fälle: Viele Verkehrsunfälle, Stichwunden, Malaria...etc.
Allgemein braucht man in Kenia und auch im Krankenhaus sehr viel Geduld. Das System ist oft sehr langsam und/ oder überlastet und ehe ein Patient operiert wird, vergeht nicht selten auch mal sehr viel Zeit, sodass es auch vorkommt, dass Patienten in dieser Zeit versterben. Auch auf Station erlebt man ab und an, dass Patienten eher dabei zugesehen wird, wie sie von Tag zu Tag schlechter werden und erst sehr spät interveniert wird. Man braucht schon eine gewisse Frustatrationstoleranz, um damit umzugehen.
Viele Patienten sprechen kein Englisch, sodass man sich öfter jemand Einheimischen zum Übersetzen dazuholen muss.
An etlichen Tagen, wurde man auch schon um ca. 11 Uhr wieder nach Hause geschickt, da es echt wenig zu tun gab und man sich auf Station nur gelangweilt hat. Auch in der Notaufnahme sind zwar immer viele Patienten aber bis es dazu kommt, dass diese mal untersucht werden oder behandelt werden, vergeht auch oft viel Zeit, sodass man auch hier es des öfteren erlebt, dass man nur wartend in der Ecke steht.
Man kann sich aber quasi auch jederzeit Urlaub nehmen und das Land bereisen. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass Kenia ein unfassbar teures Land zum reisen ist v.a. wenn man gerne in die Natur geht, da man dafür quasi immer den Eintritt in irgendeinen Nationalpark zahlen muss und dieser für Ausländer sehr teuer ist.
Nairobi ist eine große Stadt mit sehr vielen Menschen, viel Verkehr aber dafür auch etlichen Freizeitangeboten, die allerdings auch oft daran gekoppelt sind, wieviel Geld man zur Verfügung hat. Je nachdem wo man ist, kann man auch den Public transport nutzen aber ansonsten ist auch ein Uber jederzeit möglich.
Untergekommen bin ich in Qwetu Student Residences Hurlingham, das direkt neben dem Kenyatta liegt, sodass man zu Fuß zur Arbeit gehen kann. Die Unterkunft ist wirklich sauber und sicher und man kann dort schnell neue Leute kennenlernen. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass man dort auch einer gewissen Überwachung der Security ausgesetzt ist und man bei jedem Eintritt die Tasche scannen lassen muss und kein Alkohol oder Besuch nach 10 p.m. dort erlaubt ist.
Insgesamt war mein Tertial in Kenia eher wenig lehrreich, was die Medizin angeht. Ich habe viel neue kulturelle Erfahrung gemacht und mir teilweise das Land angesehen. Am Ende bin ich dann aber doch etwas früher abgereist und würde das Tertial dort auch eher für die Dauer von 2 Monaten empfehlen, da es schon oft frustrierend war nicht viel machen zu können und auch die Freizeitgestaltung in Nairobi eher mau ist, wenn man nicht gerade sehr viel Geld hat.
Bewerbung
Bewerbung ganz formlos per Mail an das Studierendensekretariat des Kenyatta National Hospital.