PJ-Tertial Visceralchirurgie in Universitaetsklinikum Dresden (3/2023 bis 5/2023)

Station(en)
S1, ITS
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Ich war für die "große" Rotation in der VTG (Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie) und war am Ende bis auf eine Woche ITS die gesamte Zeit auf der Station S1.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meiner Wahl und bin froh, so lange auf der gleichen Station geblieben zu sein, denn am Ende war ich gut im Team integriert, wusste, wo was zu finden ist und habe mich sicherer gefühlt als zu Anfang.

Das UKD ist dennoch eine Uniklinik - was einem bewusst sein muss - gerade in der Viszeral- und Gefäßchirurgie werden OPs durchgeführt, die kleinere periphere Häuser niemals machen würden. V.a. in der Viszeralchirurgie waren die meisten Patient:innen schwer krank, lagen viele viele Wochen bei uns und auch die OPs sind oft sehr lang, radikal und kompliziert. Der Vorteil: man sieht diese ganzen Eingriffe einmal selbst, steht mit am Tisch, lernt viel und die allermeisten OPs sind offen-chirurgisch anstatt laparoskopisch. Einen DaVinci-Roboter gibt es ebenfalls.
Die Uniklinik hat außerdem eine Zusammenarbeit mit einem peripheren Haus, wodurch alle "Standard"-Eingriffe (Appendektomie, Cholezystektomie, Leistenhernien) an dem anderen Haus versorgt werden und am UKD eine absolute Seltenheit sind.
Vorab konnte man bei Frau Pistorius im Chefsekretariat sagen, wie OP-interessiert man ist und daran orientiert teilte sie einen dann ein. Wenn man zu einem bestimmten Eingriff eingeteilt werden wollte, konnte man sie vorab anrufen oder ihr schreiben und erhielt eigentlich immer seine Wunsch-OP für den nächsten Tag.

Der Tag beginnt immer 6.45 Uhr mit der Visite auf Station, allerdings laufen die PJler:innen dort tatsächlich nicht mit, da wir Blut abnehmen mussten. Das fand ich persönlich bis zum Schluss gewöhnungsbedürftig, da ich oft überhaupt nicht wusste, welche Patient:innen auf Station liegen und was ihre Krankheitsbilder sind. Nach dem etwas hektischen Blutabnehmen ging es immer 7.25 Uhr zur Morgenkonferenz, wo alle radiologischen Bilder gesichtet, Fälle vorgestellt und wichtige Therapieentscheidungen (mit dem Chef) getroffen werden. Montags findet außerdem immer eine kleine Fortbildung statt, freitags die M&M Konferenz. Wenn man als Studi etwas später zur Konferenz erscheint, ist das kein Problem. Oft habe ich versucht, die Blutentnahmen zu schaffen, v.a. wenn ich danach in den OP musste.
Wenn man für den ersten Punkt im OP eingeteilt war (OP-Plan vorab angucken!), klingelte meist schon in der Konferenz das PJ-Telefon, dass man runterkommen soll (ca. zwischen 7.50-8.15 Uhr). Dann hieß es, umziehen und mit Lagern helfen - wenn man zeitig genug da war, gab es auch immer die Gelegenheit den Blasenkatheter zu legen.
Schwierig fand ich es ab und zu, dass von manchen erwartet wurde, dass man selbstständig im OP-Saal auftaucht, manchmal war man dann allerdings noch viel zu früh. Andere versicherten mir, man wird immer angerufen - dann gab es aber Situationen, wo ich nicht angerufen wurde und Kritik an mir für mein zu spätes Erscheinen geübt wurde. Da würde eine klarere Kommunikation helfen. Ansonsten "klemmt" euch einfach an den/die Assistenzärzt:in, der/die ebenfalls mit bei der OP eingeteilt ist.

Im OP: es kam immer darauf an, mit welchen Chirurg:innen man am Tisch stand. Wenn es eine sehr große OP war, war man oft die 4./5. Person am Tisch und stand, wenn der Chef operierte, eher mal in der zweiten Reihe und hat eine zuschauende Position eingenommen. Der Chef und auch seine Oberärzt:innen fragen gerne mal nach anatomischen Kenntnissen und Tumortherapie, der eine freundlicher als der andere. Vor allem beim Chef und auch bei vielen anderen lernt man viel und bekommt je nach Tagesform einiges erklärt. Sich auf den Eingriff vorbereiten und den Patientenfall gut lesen, hilft enorm - manchmal ist aber keine Zeit dafür.
Bei einem kleineren Team, wo max. 3 Personen am Tisch standen, gab es eher mal die Gelegenheit Fragen zu stellen, selbst zu bipolieren, nähen oder anderes ausprobieren zu können oder die 1. Assistenz einzunehmen und zusammen mit dem/der Operateur:in die anatomischen Verhältnisse im Situs richtig zu verstehen.
Was man fast immer machen durfte/sollte: Haken halten (hält sich in Grenzen und ist gut händelbar), Fäden abschneiden, teilweise saugen/tupfen, Klammern.
Zum Nähen kam man kaum, ich durfte 2-3x nähen, Drainagen wurden meist von den Oberäzt:innen selbst festgenäht und am Darm usw. ist es natürlich nur logisch, dass dies die Erfahrene tun.
Mit der Zeit kannten fast alle einen und es wurde einfacher, selbst Initiative zu zeigen, Nachfragen zu stellen und im richtigen Moment zu helfen oder mitzudenken.

Auf Station: hier waren die PJ-Aufgaben v.a. Drainagen/ ZVK ziehen, Klammern entfernen, Flexülen legen, Port anstechen, selten auch mal einen Verband. Aufnahmen wurden prästationär über die Poliklinik erledigt, sodass keine Eingangsuntersuchung/Anamnese nötig war auf Station. Es gibt immer eine Nachmittags-Kurvenvisite, der man beiwohnen konnte. Sicherlich gibt es auch die Möglichkeit, eigene Patient:innen zeitweise zu betreuen. Ich habe die Zeit auf Station außerdem oft genutzt, um mich in die Fälle einzulesen und nachzuvollziehen, warum die Patient:innen bei uns liegen - und mich für kommende OPs vorzubereiten oder einiges in Ruhe nachzulesen. Per se ist 16.00 Uhr noch eine Nachmittagsbesprechung, zu der man freiwillig mitkommen kann und wo der OP-Plan von heute und morgen durchgegangen wird inkl. Patient:innenvorstellung.
Da ich am Ende recht selten reine Stationstage hatte, wusste ich - abgesehen von einigen Langlieger:innen - oft nicht, wer auf Station liegt oder wie dort der Stand ist. Wenn ich ganztägig im OP eingeteilt war, haben die Pflege und die Assistenzärzt:innen die Aufgaben übernommen (Blutabnahme, Flexüle, Drain ex usw).
Die Pflege auf der S1 und im OP-Trakt war außerordentlich nett! Ich habe noch nie eine so freundliche Pflege erlebt, die auf Augenhöhe und wertschätzend mit einem kommuniziert. Außerdem gibt es ein tolles Stoma- und Wundteam, die man auch begleiten und ausfragen konnte.
Die Stationsärzt:innen waren ebenso super nett und locker. Es dauerte aber ein paar Wochen, ehe ich mich richtig im Team angekommen gefühlt habe, wo auch mal gefragt wurde, wie es denn im OP war usw. Gerade am Anfang war es manchmal eher kühl und anonym - typisch Uniklinik vielleicht. Auch die Stationsabläufe wurden einem zu Beginn nicht richtig erklärt. Bleibt man dagegen länger als nur zwei drei Wochen, tauen die Kolleg:innen sehr schnell auf und man wächst mit seinen Aufgaben und bekommt immer mehr gezeigt und zugetraut.
Bei Interesse kann man auch mal mit in die Sprechstunden/Poliklinik/Endoskopie/Sono gehen und dort den Tag verbringen.

ITS: Es gab außerdem die Möglichkeit eine Woche auf ITS zu rotieren, welches die chirurgisch-geführte ZCH -ITS ist. Man kann 3 Tage lang von 6-18:30 Uhr arbeiten und hat dann Donnerstag & Freitag frei oder man arbeitet jeden Tag 6-14.30 Uhr. Ich hatte mich für die langen Tage entschieden. Es war definitiv sehr spannend, einmal auf ITS reinzuschnuppern. Natürlich schaut man hier v.a. zu. Es gibt mehrere Visiten am Tag, oft mehrere Fahrten ins CT/Radio, die ärztlich begleitet wurden und diagnostische Maßnahmen (Bronchoskopie, Endoskopie usw.) Ich habe eine kurze Reanimation erlebt, Hirntoddiagnostik, viele andere Schicksale und spannende medizinische Fälle und auch viel interdisziplinäres, da auf der ZCH sowohl viszeral-, gefäß- als auch neuro- und unfallchirurgische Patient:innen liegen.

Organisatorisches: Gehalt 400€/Bafög-Empfänger:innen nur 300€, Essensmarke im Wert von je 4€ (man kann auch 2 auf einmal einsetzen oder eine halbe Portion à 2,95€ nehmen), PJ-Unterricht immer Donnerstagmorgen für alle chirurg. Fächer, PJ-Unterricht VTG-intern ca. aller 2-3 Wochen.

Positives:
- große, spannende Operationen sehen (die aber oft 5-8h dauern)
- Arbeit an einer Uniklinik kennenlernen
- viel Zeit im OP verbringen können, wenn man dafür Interesse hat
- komplexe Fälle und teilweise neue Methoden kennenlernen
- PJ-betreuender OA ist sehr nett, fragt aktiv nach und erkundigt sich nach einem

Eher negativ:
- teilweise etwas anonym in einem so großen Team, 8-Wochen-Rotation empfehlenswert!
- keine Teilnahme an Visite
- manchmal nur sehr wenig auf Station -> bei 8 Wochen-Rotation evtl. 1 Woche blocken, wo man komplett Stationsarbeit macht
- genäht wird kaum
- PJ-Arbeitszeiten sind der Ärzteschaft oft nicht so bewusst -> für sich selbst einsetzen, für sich entscheiden, ob man die Nachmittagsbesprechung besuchen möchte; an ruhigen Tagen zeitigerer Feierabend mgl; im OP oft auch länger bleiben, man muss proaktiv sein und Bescheid sagen, wenn man pünktlich gehen muss oder z.B. Mittagessen möchte/einmal abtreten muss, das ist meistens kein Problem, allerdings ist die Hemmschwelle manchmal etwas hoch, je nachdem, wer am Tisch steht und wie die Laune ist.

Empfehlenswert für:
- OP-interessierte
- aber auch für Chirurgie-Uninteressierte, da es aufgrund der Teamgröße und Klinikgröße kein Problem darstellt, nur sehr wenig in den OP zu wollen -> dann ist man hauptsächlich auf Station
- Arbeit an Uniklinik kennenlernen
- Interesse an großen, komplexen Fällen und "Spitzenchirurgie"
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Repetitorien
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Braunülen legen
Chirurgische Wundversorgung
Röntgenbesprechung
Punktionen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
300

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.87