Ich hatte ein ganz wunderbares Chirurgietertial am Borro.
Ich komme selbst aus der Region und konnte dementsprechend meine Freizeit mit Freunden und Familie gut gestalten. Wenn man einen urbaneren Raum gewohnt ist, muss man sich etwas umgewöhnen. Leer ist ein kleines (aber sehr schönes und lebenswertes) Städtchen. Außerdem sind Wochenendausflüge in die Niederlande oder an die Küste bzw. auf die ostfriesischen Inseln bequem möglich.
Da im Personalwohnheim keine Kapazitäten verfügbar waren, habe ich von der Klinik eine Personalwohnung gestellt bekommen, die ca. 10 min (fußläufig) entfernt war. Die Küche und den Balkon habe ich mit einem Assistenzarzt der Klinik geteilt, aber ich hatte ein eigenes Schlaf- und Badezimmer sowie einen separaten Eingang zur Wohnung. Die Wohnung ist möbliert, die Küche gut ausgestattet und es gibt WLAN, allerdings ist es insbesondere im Winter ziemlich kühl gewesen.
In der Klinik erhält man jeden Tag eine warme Mahlzeit und jeweils ein Frühstück und Abendbrot vom Bäcker in der Klinik. Wenn man nicht gerade am Tisch steht, hat man als PJ-ler auch jeden Tag die Möglichkeit, essen zu gehen. Das Essen ist leider nur mittelmäßig, aber es tut seinen Zweck.
Ich habe als PJ-lerin ein eigenes Telefon bekommen, aber leider gibt es nur einen absolut unzureichenden PC-Zugang, mit dem man lediglich eine Leseberechtigung hat und das nicht einmal für alle Informationen (z.B. keine Leseberichtigung für die Medikation.). Daher ist man oft von den Assistenten abhängig. Die tägliche Blutentnahmerunde entfällt, da es im Borro einen Blutentnahmedienst gibt. PJ-Unterricht gab es leider keinen, aber ehrlich gesagt waren die Teams so entgegenkommend, dass ich trotzdem wahnsinnig viel gelernt habe.
Allerdings noch eine kleine Vorwarnung für externe PJ-ler: Das Logbuch der Uni Oldenburg ist relativ aufwendig und ausführlich und muss zum Erhalt der PJ-Bescheinigung am Ende des Tertials vollständig vorgelegt werden.
In der ersten Hälfte meines Tertials war ich in der Allgemeinchirurgie, in der zweiten Hälfte in der Unfallchirurgie. Wenn man interessiert ist, kann man auch zwei Wochen in eine weitere Abteilung , z.B. in die Plastische Chirurgie, rotieren. Der Tag beginnt jeweils mit der Morgenbesprechung um 7.10 Uhr (ACH) oder 7.30 Uhr (UCH) und endet um 15.45-16.15 Uhr. Überstunden kamen ab und an vor, aber nicht exzessiv. Man kann auch halbe oder ganze Dienste in der ZNA mitmachen, um freie Tage zu sammeln. Studientage gibt es keine.
Organisatorisch konnte ich mir meinen Einsatzbereich (OP/ Station/ ZNA) immer frei wählen. Ich habe natürlich darauf geachtet, ob meine Hilfe irgendwo besonders benötigt wird, aber sonst konnte ich nach Lust und Laune entscheiden. Da ich selbst chirurgisch versiert bin, war ich sehr häufig im OP. Dort ist man eigentlich immer die 1. Assistenz und kann auch viel nähen. Der Chef von der Allgemeinchirurgie hat mich auch oft ein paar Einzelschritte selbst machen lassen.
Auf Station kann man es so absprechen, dass man eigene Patienten bekommt. Morgens ist man immer bei der Visite mit dabei (Blutentnahmedienst sei Dank) und sonst ist man in den normalen Stationsalltag integriert, man schreibt Briefe, nimmt selbst Patienten auf, macht Aufklärungen und Verbandswechsel etc.
In der ZNA konnte ich nach Wunsch immer die Anamnese und Voruntersuchung machen. Es war immer möglich, Überlegungen zu äußern und Fragen zu stellen. (Auch wenn man je nach Patientenaufkommen natürlich manchmal Fragen für einen späteren Zeitpunkt zurückstellen musste.)
Wenn man Interesse daran hat und den Wunsch äußert, ist man übrigens auch in den Sprechstunden willkommen.
In beiden Abteilungen wird man als PJ-ler als vollständiges Teammitglied angesehen. Die Assistenten waren ausnahmslos freundlich und hilfsbereit, mir wurde für jede Hilfe gedankt. Die Oberärzte waren sehr um gute Erklärungen und Antworten bemüht, haben sich ebenfalls für Hilfe bedankt und gute Leistungen hervorgehoben. Auch die Chefärzte waren sehr freundlich. Ich wurde kein einziges Mal von den Ärzten unfair behandelt und es gab ein freundschaftliches Miteinander. Auch die Pflegeteams und die OTAs waren (bis auf einen Einzelfall) wirklich wunderbar. Gerade im OP habe ich selten so eine gute Stimmung erlebt, da muss man das Borro wirklich besonders loben.
Alles in allem kann ich das Borromäus Hospital absolut weiterempfehlen. Man kann hier sehr viel praktisch und theoretisch lernen und in einem kollegialem Miteinander arbeiten.