Zum Krankenhaus: Der Tag hat immer zwischen 8 und 9 Uhr begonnen und ging immer bis 12- 16 Uhr (das kann man auch selber etwas beeinflussen). Man ist auf den jeweiligen Stationen immer einem Assistenz- oder Oberarzt zugeteilt. Außerdem gibt es ein "Study-Buddy" Programm, sodass man immer Ansprechpartner unter den lokalen Studierenden hat. Die Kommunikation läuft immer super unkompliziert über Line oder Whatsapp. Grundsätzlich muss man sich darauf vorbereiten, dass man als Student NICHTS am Patienten selber machen darf. Das gilt sowohl für lokale als auch für internationale Studierende.
Was erstmal blöd klingt, bringt meiner Meinung nach einige Vorteile mit sich: 1) Man wird nicht fest als Arbeitskraft eingeplant, sondern ist immer als Add-on dabei. Dadurch kann man sich selber etwas freier bewegen, seine Interessen frei platzieren und einfach nur zu den spannenden Dingen dazu kommen. 2) Dadurch das die praktische Tätigkeit ausbleibt, wird ein besonderer Fokus auf die theoretische, klinische Lehre gelegt. Es gibt ausgiebeige Visiten und Fallbesprechngen in die man regelmäßig mit einbezogen wird. Gerade in dem Bereich der klinischen Entscheidungsfindung habe ich in Taiwan große Fortschritte gemacht.
Der Standart im Krankenhaus würde ich als annähernd westlich beschreiben. Man kann hier auch einiges für sich in Deutschland mitnehmen. Im Gegensatz zur Medizin in Deutschland gibt es in Taiwan keine oder kaum nationale Versorgungsleitlinien. In der klinik wird daher sehr viel mit aktuellen Studien gearbeitet und begründet. Es gibt sehr regelmäßig Journal Clubs an denen man eingeladen ist teilzunehmen. Zwar wird mit den Patienten Chinesisch gesprochen, viele Ärzte sprechen jedoch sehr gut Englisch. Sämtliche Medizinischen Fachbegriffe sind auf Englisch, d.h. das man während auf chinesisch gesprochen wird, man oft dennoch mitbekommt worum es geht da Begriffe wie: "Gastric bleeding", "PPI", " Nasogastral-tube" fallen. Patientenbesprechungen sowie der Journal Club werden meist auf Englisch gehalten.
Man kann immer mit dem jeweiligen zugeteilten Arzt besprechen wann, wie und wo man dazu kommt oder ob man auch mal früher frei machen kann. Alle sind sehr darum bemüht das man eine gute Zeit hat!
Zum Land: Taiwan ist ein wahnsinnig schönes Land. Kulturell würde ich es irgendwo zwischen Japan und China verorten (Würden die Taiwanesen selber auch). Die Städte sind super modern, die Fernzüge fahren auf die Sekunde pünktlich ;-). Auf dem Land ist es sehr ursprünglich und es gibt im Süden und an der Ostküste sehr schöne Strände. Außerdem gibt es in Taiwan 200 Berge die höher als 3000m sind. Und das alles auf der Fläche von Nordrheinwestfalen. Die Lebenshaltungskosten sind vergleichsweise günstig (Taiwanesisches Hauptgericht ca. 3-4 Euro; Wenn man europäische Küche bevorzugt zahlt man preise um die 8 bis 10 euro pro Gericht). Gerade für Kaohsiung empfiehlt es sich vorab einen Internationalen Führerschein zu beantragen, da die Stadt sehr groß ist und man mit den Öffis recht lange braucht (Ist aber kein muss). Mit einem Roller geht es auf jeden Fall schneller.
Die Leute in Taiwan sind extrem offen und gastfreundlich. Ich wurde häufig von gerade noch fremden Personen zum Essen oder zu Aktivitäten eingeladen. Ich hatte das Gefühl das viele Leute sehr an einem Kontakt und Austausch (gerade mit Europäern) interessiert sind. Die Verständigung ging gut, da viele Leute Englisch sprechen.
Bewerbung
Die Bewerbung lief über ein Austauschprogram meiner Heimatuni ca 6 Monate im Vorraus. Grundsätzlich ist aber auch ein Aufenthalt ohne ein explizites Austauschprogramm möglich.