PJ-Tertial Chirurgie in Centre Hospitalier de Luxembourg (7/2023 bis 9/2023)

Station(en)
Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe im Rahmen des Chirurgie-Tertials 6 Wochen auf der Allgemeinchirurgie des CHL verbracht.

Die Organisation im Voraus läuft über den Koordinator Paul Drauth am CHL sehr gut, er antwortet fast sofort auf alles und hat immer ein offenes Ohr. Am ersten Tag ist man mit diversen anderen PJlern/Famulanten/Pharmazeuten, die alle zum Praktikum am CHL sind in einer Informationsveranstaltung und bekommt dort einen Badge (Zugangs-, Identifikations- und Mensakarte) sowie weitere Informationen über den genauen Ablauf des Praktikums. Hierfür sollte man 50€ als Pfand mitbringen, das habe ich vorher leider nicht erfahren (es gibt aber auch dort einen Geldautomaten)! Dann lädt man Geld fürs Mittagessen auf seinen Badge und bekommt einen Kittel bei einer zentralen Ausgabe. Zum Schluss werden dann alle auf ihre Stationen gebracht, man kann also gar nicht verloren gehen am ersten Tag. Auf jeder Station hat man einen Lehrarzt (Ober-/Chefarzt), das ist aber eher eine theoretische Info als eine tatsächliche Lehrperson.

Auf der Allgemeinchirurgie hat man sich gefreut, dass ein PJler da war, wusste aber nicht allzuviel mit mir anzufangen. Die Pflege übernimmt sehr viel, unter anderem die Braunülen und BEs, auch solche, die tagsüber oder während der Visite noch angesagt werden. Man beginnt dementsprechend morgens um 8, guckt mit dem diensthabenden Arzt ein paar Laborwerte an (CRP, Leukos, Hb) und geht dann mit diesem, einem Stationsarzt der Inneren und den verantwortlichen Pflegekräften auf Visite. Diese läuft zu 95% auf Französisch, wer hier etwas mitnehmen will, sollte die Sprache beherrschen. Die allermeiste Dokumentation auf der Station geschieht zudem noch handschriftlich auf Papier - alles dauert also ordentlich lange und für 10-15 Patienten braucht man somit gerne 2 Stunden. Eigene Aufgaben hat der PJler hierbei per se erstmal nicht. Die Gespräche mit den Patienten laufen abhängig von der Herkunft flexibel auf Deutsch/Französisch/Luxemburgisch/Italienisch/Spanisch/Portugiesisch/Englisch ab - ich fand das im sehr multikulturell geprägten Luxemburg eine echt spannende Erfahrung. Nach der Visite gibt es auf der Station für den PJler meist nichts zu tun, man kann sicherlich beim Briefeschreiben helfen, wenn man motiviert ist und gut französisch kann. Mein Badge war dafür jedoch nicht freigeschaltet, das müsste man im Einzelfall wohl mit der IT klären.

Wenn man in den OP geht, kann man sich sehr spannende Operationen anschauen, insbesondere Roboter-assistierte Davinci-Sachen (Kolektomie, Pankreatektomie, Hepatektomie etc.) - das sind wirklich coole Sachen, auch wenn man sich nicht für Chirurgie begeistern kann. Die Chefs sind (laut Aussage der Assistenten) international bekannte Leute mit herausragendem Ruf. Sie erklären auf explizite Nachfrage gelegentlich auch mal was, man darf aber kein intensives Teaching erwarten. Bei "normalen" offenen OPs war ich nicht dabei und kann dementsprechend nicht beurteilen, ob man da auch mal mit an den Tisch darf/muss.

Insgesamt ist es den Leuten ziemlich egal, was man so anstellt, solange man nicht allzusehr stört. Früher/flexibel gehen oder mal einen Tag nicht kommen ist überhaupt kein Problem und ich hatte viel Zeit, schonmal ein bisschen was fürs M3 vorzubereiten. Manchmal raffen sich die MEVS (Assistenzärzte) auch zu etwas Teaching auf und fragen einen etwas ab, das ist aber sehr selten. Ansonsten beantworten sie aber gerne und engagiert Fragen und wer Interesse an Chirurgie zeigt, kann von ihnen sicher etwas lernen. Da mein Französisch eher mittelmäßig und mein Interesse für Chirurgie minimal ist, habe ich mich zurückgehalten, meine Hilfe angeboten und versucht, möglichst wenig im Weg zu sein. Ich fand das sehr angenehm, wer aber ein intensives und lehrreiches Tertial haben möchte, der muss das hier offensiv einfordern und ist wahrscheinlich an anderen Kliniken besser beraten. Wer dagegen einige spannende OPs sehen und sonst eher wenig machen will, ist hier gut aufgehoben.

Luxemburg selbst ist sehr teuer, das Tertial ist eigentlich nur machbar, da man ein kostenloses Zimmer direkt gegenüber der Klinik (10 Minuten inklusive Umziehen bis auf die Station) und genug Geld für das günstigste Menü der Mensa bekommt. Zudem ist der öffentliche Nahverkehr im ganzen Land kostenlos (wenn auch chronisch unpünktlich). Die Stadt und das Land sind wirklich schön, in den Sommermonaten ziemlich warm und sonnig und toll zwischen Belgien, Deutschland und Frankreich gelegen. Wer gerne viel reist und unterwegs ist, ist hier erstklassig aufgehoben! Zudem kann man eine ERASMUS-Unterstützung beantragen, die das Leben etwas leichter macht.

Ich würde den Aufenthalt am CHL somit Studis empfehlen, die keine extrem große Lust auf Chirurgie haben und stattdessen ein eher ruhiges Tertial inmitten schöner Landschaft und viel Französisch genießen wollen.
Bewerbung
Die Organisation läuft sehr einfach über Frau Orlich am UKS in Homburg. Unbedingt frühzeitig nach den Fristen für eure Kohorte informieren, damit ihr zur richtigen Zeit den Zettel hinschickt.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
3
Unterricht
4
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07