Notaufnahme, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Die Rotationen konnten wir uns relativ frei einteilen. Insgesamt war ich 10 Wochen in der Unfallchirurgie, 3 in der Gefäßchirurgie und 3 Viszeral/Allgemein.
Unfallchirurgie:
Dienstbeginn ist um 7:40 Uhr. Engagierter Chef, der gerne erklärt. Das Team ist verhältnismäßig groß mit vielen Jungen Kolleg:innen. Man fühlt sich schnell integriert, Grade auch weil der Chef zu Abteilungsfeiern aktiv einlädt und sich sichtlich Mühe gibt. Man verbringt viel Zeit im OP, sieht teilweise auch sehr interessante Fälle. Man wird aber leider massivst als Hakenhalter für den hohen Umsatz an Knie- und Hüft-TEPs ausgenutzt. Wären wir nicht zu zweit gewesen wäre das wirklich schwer durchhaltbar gewesen mit täglich bis zu 4 Eingriffen wo man Back To Back eingeplant ist und nach den ersten paar Malen wirklich keinen Lernmehrwert mehr hat. Wenn man die abgedeckt hat, hat man entweder Glück und würde auch bei anderen Eingriffen mal eingeteilt, oder man muss fragen ob man sich am Rand dazu stellen darf. Erklärt wird abhängig vom Operateur mehr oder weniger. Teilweise hat man auch mit den sehr eigenen Ansichten einiger UC-OTAs einige Reibungspunkte, mit den meisten versteht man sich hier aber auch gut. Die Stimmung im OP kippt nur bei einzelnen OAs schnell, aber auch hier sehr im Rahmen.
Zwischendrin sollte man die BEs auf den beiden Stationen machen, das sind aber meistens nicht mehr als 10 am Tag. Auf Visite kann man mitgehen, wenn man will. Briefe schreibt man nie. Wenn sonst nichts zu tun ist geht man in die Ambulanz. Leider ist hier wegen des Raumsystems eigenständiges Arbeiten schwierig. Man hat selten eigene Patienten, je nachdem wer da ist darf man mal untersuchen und kriegt gutes Teaching, oft macht man aber eher kleinere Laufarbeiten. Nähen ist meistens möglich, auch wenn hier selten entsprechende Fälle rein kommen. Röntgen-Befundung kann man hier gut lernen.
Alles in allem gab es nach ein paar Wochen selten eine Motivation länger als die notwendigen TEP OPs zu bleiben.
Gefäßchirurgie:
Hier war ich deutlich kürzer. Das Team ist sehr klein und nach Corona immer noch im Neuaufbau gewesen. 2 Assistenten, 2 OAs, 1 CA. 4 von 5 im Team waren neu, daher sehr Veränderungsanfällige Situation. Auch wenn es im Team einige Unstimmigkeiten gab und man das Gefühl hatte, dass Grade noch eine gewisse Hackordnung etabliert wird, war es hier sehr angenehm und lehrreich. Man durfte zu allen OPs dazu, das Team hat einen fast immer an den Tisch dazu geholt, egal ob Stripping oder Amputation. Eine angenehme Zeit, würde empfehlen hier 4 Wochen zu machen, dann hat man das meiste gesehen, denk ich.
Viszeral/Allgemein: absolut bestes Team des Hauses. Auf allen Ebenen super motiviert und engagiert. Man lernt viel, die Leute nehmen sich Zeit, es wird nie langweilig. Ich wünschte ich hätte hier deutlich mehr Zeit als 3 Wochen verbracht. Der Chef stellt viele Fragen, teilweise sehr anspruchsvoll, aber es ist vollkommen ok, wenn man etwas nicht weiß. Die Oberärzt:innen nehmen sich teilweise wirklich viel Zeit für Teaching, was bis zu einer Art simulierten Prüfungssituation hin ging. Auch in der Notaufnahme ist das Teaching fantastisch und man hatte das erste Mal in dem Haus das Gefühl wirklich sinnvoll etwas leisten zu können. Die Eingriffe sind divers, es wird überdurchschnittlich viel Schilddrüse operiert. Ein hoch kompetentes Team, das tolle Vorbereitung aufs M3 leistet und dankbar für die Arbeit der PJler ist.
Allgemein:
Etwas belastend war, dass es keine Mensa gab und und auch die Interims-Snack-Kiosk-Alternative irgendwann einfach geschlossen und durch einen Pizza Truck vor der Tür ersetzt wurde, bis die neue Mensa in unklarer Zukunft öffnen soll. Insgesamt hat man das Gefühl dass hier merklich mehr als an anderen Häusern gespart wird. Man kam im Gespräch mit den Mitarbeiter:innen nicht um den Eindruck herum, dass das Haus runtergewirtschaftet wird um es Zeitnah in einen Grund- & Regelversorger oder MVZ reduziert zu werden. Nach großen Brandschutzmängeln und einem Brand im OP Trakt wurden keine neuen Systeme eingebaut, sondern ein Feuerwehrmann eingestellt, der nachts zum Schutz patrouilliert. Die Frustration beim Personal scheint höher als in anderen Häusern zu sein, ohne Honorarärzt:innen ginge nichts mehr. Dennoch ist der Umgangston in den Abteilungen sehr angenehm. Die Teams waren immer nett, es gab keine Probleme mit der Pflege und kollegial hat man sich sehr aufgehoben gefühlt. Blutentnahmen und Viggos hielten sich in Grenzen.
Leben in Hameln:
Wohnen war im Wohnheim auf dem Klinikgelände möglich. Kürzlich haben sie angefangen dafür 180€ Monatsmiete zu nehmen. Je nachdem in welchem Haus man unterkommt gibt es eine Gemeinschaftsküche mit Mikrowelle, Herd und Ofen, oder halt nicht. Die Zimmer sind mit Bett inkl Bettwäsche und Bezügen, Schreibtisch mit Stuhl, sowie Fernseher ausgestattet. Internet kriegt man vom Klinik WLan (seeehr langsam, aber reicht für die Basics wie Netflix etc meistens). Die Räume werden regelmäßig geputzt. Man kann bei der Personalabteilung nach dem Schlüssel für den Waschraum fragen und dort seine Wäsche waschen.
Tipp: Sana bietet Mitgliedschaft beim "WellPass" an. Da zahlt man für die Dauer des Vertrages 30€/Monat und kann dafür diverse Fittnessstudios/Schwimmbäder/etc in ganz Deutschland nutzen. Muss aber spätestens bis zum 20. eines Monats abgeschlossen werden, also am besten beeilen wenn man das frühst möglich nutzen will.
Fazit: alles in allem durchwachsen, aber nettes Team und 800€ im Monat schmecken. Die Noten sind daher nicht repräsentativ für alle Bereiche. Mit besseren Entscheidungen lässt sich mit Sicherheit auch ein zufriedenstellenderes Tertial rausholen
Bewerbung
Bewerbung lief über PJ Portal. Die Plätze waren anfangs schnell weg, wurden dann nach und nach wieder freigegeben, einfach regelmäßig gucken. Wohnheimszimmer kann im vorhinein angefragt werden, es gibt leider keine Garantie.