PJ-Tertial Chirurgie in Queen Elizabeth Central Hospital (5/2023 bis 9/2023)

Station(en)
Allgemeinchirurgie, Ortho, Plastische
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich habe mein Chirurgie-Tertial am Queens in Blantyre absolviert.
Zum Krankenhaus: Das QECH ist der einzige Maximalversorger in der Region und Patient:innen aus dem ganzen Land und Nachbarländern kommen sowohl für Routineeingriffe als auch spezielle Operationen (beispielsweise gibt es nur einen MKG-Chirurgen im Land). Die häufigsten Krankheitsbilder in der Chirurgie sind Wundheilungsstörungen und Verkehrsunfälle. Das Krankenhaus selbst ist sehr chaotisch, sehr sehr viele Menschen auf einem Raum, kaum Lüftung, Angehörige wohnen in den Freiflächen zwischen den Stationen. Man sieht durchaus mal Ratten und Kakerlaken im OP. Die Ambulanzen finden zum Teil in WHO-Zelten statt, die tagsüber unglaublich heiß werden. Durch den Zyklon vor einigen Monaten hat sich die Lage hier - auch im Krankenhaus - nochmal deutlich verschlimmert.
Zum Alltag in der Chirurgie: Der Tag beginnt mit der Frühbesprechung (handover) um 7.30 Uhr, danach geht es meistens auf Visite. OPs beginnen erst im Laufe des Tages, ca. gegen 12 Uhr (oder gar nicht - oft gibt es kein Narkosegas und alle OPs werden abgesagt). Ab ca 1 Uhr gehen die meisten Studis zu Vorlesungen und man kann meistens auch gehen. Ich bin in durch die Allgemeinchirurgie, Ortho und Plastische rotiert. Generell hat man darüber relativ freie Hand und man kann immer andere Ärzt:innen fragen, ob man für ein paar Tage mitkommen kann. Die meisten Ärzte:innen kennen sich wirklich gut aus und machen das Beste aus den Gegebenheiten - man sieht trotzdem ein paar heftige Sachen, da es oft an Ressourcen und Spezialisten fehlt (z.B. Unterernährung, sehr viele Kinder mit großflächigen Verbrennungen, sehr sehr viele Tote, OPs in absolut unzureichender Anästhesie weil es an den Medis fehlt). HIV und Tbc sind sehr prävalent, werden aber aufgrund von Stigma kaum offen kommuniziert - deswegen immer vorsichtig sein gerade bei den OPs. Ich habe Postexpositionsprophylaxe mitgenommen, zum Glück aber nie gebraucht. In Malawi haben Studierende sehr viel Verantwortung und betreuen Patient:innen praktisch alleine. Als Austauschstudierende sieht das etwas anders aus, am Anfang wird man meistens erstmal ignoriert und kann sehr wenig machen. Je länger man dabei ist und je mehr man sich einbringt (sehr wichtig: die Landessprache Chichewa lernen), desto mehr wird man involviert. Am Ende meiner Zeit durfte ich Patienten selbst betreuen, Punktionen machen, Aufnahmen, Gipse nach Verkehrsunfällen, Mitoperieren, Patient:innen visitieren - das aber auch nur, weil ich mir wirklich sehr viel eingebracht habe, Präsentationen gehalten habe, länger geblieben bin etc. Ich kenne auch andere Studis, die sich in ihrer gesamten Zeit nicht einmal im OP eingewaschen haben. Dementsprechend: wenn man nach Malawi kommen will, muss man sich auf das System hier einlassen.
Zu Malawi und Blantyre: Ein wunderschönes Land mit sehr netten offenen Menschen und wunderbarer Natur. Die Inflation ist wirklich spürbar und Lebensmittel sind ungefähr genauso teuer wie in Europa. Man kann viel reisen von Blantyre aus, auch nach Mosambik, Zambia und Südafrika. In Blantyre selbst kann man nach Sonnenuntergang (ca. 5-6 Uhr nachmittags) nicht vor die Tür, tagsüber kann man als Frau leider auch nicht wirklich alleine raus - auch wenn es erstmal recht sicher wirkt, wird man dann doch recht schnell verfolgt und Überfälle sind relativ häufig. Anscheinend ist die Sicherheitslage in den letzten Monaten durch die angespannte Wirtschaftslage nochmal deutlich schlechter geworden. Dementsprechend ist man auf Taxis angewiesen. Ich habe in der Kabula Lodge übernachtet, würde aber eher zu anderen Unterkünften raten bzw. sich mit der Kamuzu Uni bezüglich Guest houses auseinander zu setzen. Die Uni selbst ist ziemlich schön, gut ausgestattet und hat ein Sportzentrum mit Fitnessstudio, das man benutzen kann. Ansonsten ist Trinkwasser noch so ein Thema - ich würde auf jeden Fall eine Flasche mit Filter mitnehmen, es gab vor ein paar Monaten eine Choleraepidemie. Ich habe keine Malariaprophylaxe genommen, die meisten anderen hier schon.
Alles in allem: eine wertvolle Erfahrung und ein einzigartiges Land. Im Krankenhaus habe ich vieles gelernt und hatte trotzdem recht viel Freizeit. Ich denke, wenn man als Gruppe nach Malawi kommt, hat man sicherlich eine wunderbare Zeit, als Alleinreisende war es teilweise sehr herausfordernd.
Bewerbung
Ein Jahr im Voraus per Email - spontan sicherlich auch möglich
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Bildgebung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Gebühren in EUR
150 Dollar Student Index Fee + 50 Dollar/Woche

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
5
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
6
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.2