Hallo! Hier ist meine Bewertung zu meinem PJ Tertial Chirurgie in Halberstadt. Die Rezension teilt sich in 4 Abschnitte auf: Bewerbung, Konditionen, Lokalisation und Lehre während des PJ.
Bewerbung:
Buchung erfolgte problemlos über das PJ Portal. Plätze gibt es eigentlich immer genug, da das KH ländlich liegt. Halberstadt gehört als LKH zur OVGU Magdeburg. Hier braucht Ihr als externer PJler keine Zweithörerschaft (nur Imma, Betriebsärztliche Bescheinigung und M2 Zeugnis auf deren Portal hochladen). Ansonsten will die Personalabteilung so einiges an Dokumenten, habe die Post mit deren Bewerbungsunterlagen aber erst eine Woche vor PJ Beginn bekommen; das war in meinen Augen das einzige organisatorische Manko. Wenn ich die letzte Woche verreist wäre, hätte ich das alles bürokratisch nicht so schnell organisieren können. Besorgt also am besten schonmal vorher Führungszeugnis, beglaubigte Geburtsurkunde etc. dann habt Ihr das schonmal parat.
Konditionen:
Die Konditionen sind überdurchschnittlich gut.
* Einkommen 752 Euro/Monat + kostenlose Unterkunft + Dienstkleidung
* Wegen Brandschutz darf man nicht kochen, bekommt aber vom KH kostenlos 3x/d (inkl. WE) Essen gestellt.
* Die Zimmer im Personalwohnheim sind sehr geräumig (Schreibtisch, Bücherregal, Kleiderschrank, Bett, Bezüge + Handtücher, Esstisch, WLAN). Wäsche kann man sich von Station immer neue nehmen.
* Sanitäranlagen mussten geteilt werden (WC Geschlechter-getrennt, Duschen gemeinsam).
* Küche ist rudimentär eingerichtet. Zwar kann man nicht kochen, aber es gibt eine Mikrowelle, Wasserkocher, Kaffeemaschine und Mini-Kühlschlank.
* Waschmaschine, Trockner, Staubsauger für gemeinsame Nutzung.
* Aussicht war auch ganz gut, man sieht ein paar Landhäuser und den Helikopter-Landeplatz vom Fenster :D Und liegt halt direkt am KH (nicht mal ne min. Fußweg)
Ich bin bereits am Freitag vor PJ - Beginn angereist, damit ich mich schonmal ein bisschen gewöhnen kann. Einfach an der KH Rezeption nach Personalverwaltung fragen, dann leiten die einen an Haus G weiter. Fr. Küchau hat mich dann einmal rundgeführt (Wohnheim, Cafeteria) und am Montag nochmal dem Chef persönlich vorgestellt. 1. Tag war eher Orga (noch ein paar neue Schlüssel für Umkleide/OP etc.) und allgemeine Einführung. Dienstag ging es dann los.
Lokalisation:
Halberstadt ist grundsätzlich ne kleine Stadt. In Düsseldorf studiert und kommend aus dem Umkreis von Köln war mir am Anfang schon recht mulmig muss ich sagen. Wenn Ihr Dorfleben mögt kann ich es empfehlen, für 4 Monate war es ganz okay, könnte aber nicht vorstellen mein Leben hier zu verbringen :D Empfehlen kann ich die Besichtigung des Doms und der Altstadt (ist direkt um die Ecke), das Besuchen der lokalen Volksfeste, in der Umgebung kann ich die Besichtigung von Goslar, Wernigerode, der dortigen Titanbrücke sowie dem Harzgebirge (inkl. Brocken etc.) empfehlen. In der Innenstadt von Halberstadt gibt es auch ein kleineres Einkaufszentrum und Einkaufspassage. Ansonsten sind Berlin, Hannover, Leipzig, Potsdam und Magdeburg auch ganz gut erreichbar.
Lehre:
Grundsätzlich sind alle sehr daran interessiert einem etwas beizubringen.
Ansonsten kann man allgemein zum klassischen Tagesablauf Folgendes sagen: Um 7h trifft man sich auf Station. Um 7.30 gibt es eine Röntgenbesprechung. Um 8 bzw. 8.30h folgt die Visite. Dann macht man Stationsaufgaben (Blutabnehmen, Zugänge legen, Verbände wechseln, evtl. Drainagen/Nähte ziehen etc.). Danach kann man eigentlich frei entscheiden, wie man seinen Tag plant.
Als PJler ist man nicht routinemäßig im OP eingeteilt. Man kann aber bei allem, was man möchte (OP, prästationäre Aufnahmen, Praxis, ZNA, Sprechstunde (u.a. Hernien oder proktokologisch) zuschauen. Es wird einem auch immer etwas erklärt und von Assistenzarzt bis Oberarzt sind wirklich alle daran interessiert, dass man etwas mitnimmt.
OP: Angenehme Atmosphäre. Anästhesie ist auch sehr nett - habe denen manchmal bei Einleitung und Ausleitung zugeschaut. Die lassen einen auch mit anpacken, wenn man nett ist (Monitoring, Maskenbeatmung, Zugang, evtl. Intubation etc.). Im OP selbst meist zuschauen oder als 2. Assistenz Haken halten. Bei Personalmangel wird man manchmal auch als 1. Assistenz eingeteilt (laparoskopisch Kamera führen, Haken halten, Suction, oberflächliche Hautnaht und Assistieren). Habe auch mehrmals kleinere Sachen selbst operieren dürfen (Narbengranulom-Resektion, Abszessspaltung etc.). Zur Mitte meines Tertials gab es einen Chef-Wechsel. Der neue Chef hat auch häufiger mal was abgefragt - ich habe die interaktive Form des Lehrens als sehr gute Möglichkeit empfunden zu Lernen, das eigene Wissen zu wiederholen und zu präsentieren. Selbstverständlicherweise sollte man vor einer OP je nach Kenntnisstand Anatomie + OP-Verfahren wiederholen.
Prästationäre/Sprechstunde/ZNA: Je nachdem mit wem Ihr mitgeht, könnt Ihr Patienten alleine aufnehmen/untersuchen. Ansonsten primär Dokumentieren. Sprechstunden machen die Oberärzte, da schaut man eher zu.
Außerdem gibt es Mittwochs um 15h TUKO. Dienstags laufen nur kleine ambulante OPs. PJ Fortbildungen gibt es leider keine. Das kann man sich glaube ich aber auch denken, bei einem kleinen KH mit wenig PJlern.
Gegen Ende meines Berichtes möchte ich mich außerdem nochmal herzlichst bei Assistenzarzt Angel bedanken, von dessen klinischem Wissen ich bedauerlicherweise nur die erste Hälfte meines Tertials profitieren konnte. Nur selten findet man einen derart interessierten und freundlichen Assistenzarzt, der ein sehr bemühter Mentor mit hervorragenden didaktischen Kenntnissen zugleich ist. Vielen Dank nochmal für die vielen Zeichnungen zur Erklärung der OP-Verfahren, für die Demonstration der operativen + endoskopischen Videos und für das Anleiten bei praktischen Fertigkeiten!
Fazit: Als internistisch veranlagte Person habe ich durch dieses Praktikum die Grundlagen der Chirurgie gelehrt bekommen, die ich später brauche. Ich kenne die Grundlagen des Nähens, ich kann Wunden versorgen, ich weiß wie ich meine Patienten prä/post OP in den wichtigsten Ansätzen versorgen muss und auf welche Besonderheiten geachtet werden müssen. Die wichtigsten Krankheitsbilder der Allgemeinchirurgie sind mir bekannt. Die Atmosphäre war angenehm und respektvoll und die Konditionen waren gut. Ich kann dieses Tertial also ruhig weiterempfehlen. Für alle Chirurgie Interessierten: Eine sonderlich große operative Bandbreite existiert hier nicht. Außerdem ist man nicht routinemäßig im OP geplant. Falls man besonders praktisch zum Zuge kommen möchte, wäre ein größeres Haus evtl. empfehlenswerter.