Das PJ-Tertial auf der Inneren im Spital Altstätten hat mir sehr gut gefallen. Das Spital Altstätten ist insgesamt ein relativ kleines und dörflich gelegenes Krankenhaus, hierin liegen jedoch m.M.n. auch die Stärken. Die Atmosphäre ist sehr familiär, man findet sich sehr schnell zurecht und kennt nach kürzester Zeit die Meisten. Das Tertial besteht aus einem kürzeren Geriatrie- und einem längeren Innere Medizin-Einsatz. Beide Bereiche sind spannend, haben aber natürlicherweise unterschiedliche Schwerpunkte. Auf der Geriatrie liegt der Fokus eher auf einem rehabilitativem Aufenthalt und verschiedensten ergo- und physiotherapeutischen Behandlungen. Dementsprechend ist der Aufenthalt der Patient*innen wesentlich länger, es wird mehr dokumentiert und die Behandlung ist aufgrund der häufig vorkommenden Multimorbidität komplexer. Auf der Inneren Medizin sind die Fälle wesentlich akuter mit einem kürzerem Aufenthalt, jedoch auch spannender.
Generell kann man sagen, dass man als Student*in viel darf. In der Schweiz werden PJ-ler als sog. Unterassistenten eingestellt und sind integrativer Teil des Teams. Dies zeigt sich vor allem in der entgegengebrachten Wertschätzung und den übertragenen Aufgaben. Je nach Können und Wissen darf man sehr selbstständig arbeiten, Verantwortung übernehmen und eigene Patienten betreuen. Dabei darf man jederzeit alles fragen, alle sind sehr nett und haben immer ein offenes Ohr. Leider gibt es keine "klassischen" Seminartage oder Fortbildungen, wie man sie sonst aus dem PJ kennt, jedoch geben sich alle immer sehr viel Mühe, einem was beizubringen. Vor allem die Visiten mit dem Chefarzt waren immer sehr lehrreich, er hat sich dabei immer sehr viel Zeit genommen und alles ausführlich erklärt. Ansonsten gab es dienstags und donnerstags zugeschaltete Fortbildungen und Vorträge aus den anderen Kliniken des SRRWS bzw. aus dem Kantonspital in St. Gallen und es wurde versucht, so oft wie möglich Bedside-Teaching zu organisieren. Zusätzlich wurde jeden Freitag eine Präsentation (meistens durch einen Assistenzarzt) vorgetragen, als PJ-ler war man ebenfalls 1x an der Reihe.
Der Tag begann um 8 Uhr morgens (außer Di und Do um 07.50 Uhr) mit dem Morgenrapport. Danach ist man i.d.R. gemeinsam Kaffee trinken gegangen und hat dann mit der Visite begonnen. Zwischen 11.30-12.30 Uhr gab es dann Mittagspause und am Nachmittag wurden dann die restlichen Aufgaben erledigt. Der Tag endete um ca. 16.30 Uhr mit dem Ende des Nachmittagsrapports.
Neben der Inneren Medizin und der Geriatrie wird auch eine palliativ- sowie notfallmedizinische Versorgung angeboten. Auch hier durfte man, wenn Interesse bestand, als PJ-ler mitarbeiten und sich einbringen. Was man sehr klar gemerkt hat war, dass man als Student*in tatsächlich ZUSÄTZLICH eingeplant war und keine Lücken aufgrund fehlerhafter Personalplanung stopfen musste. Man durfte sehr frei und nach persönlichem Interesse entscheiden, wo man dabei sein und was man machen wollte. Da in der Schweiz das Pflegepersonal Blut abnimmt und Braunülen legt, besteht das Innere-Tertial nicht (wie leider oft üblich in Deutschland) nur aus diesen zwei Tätigkeiten.
Normalerweise bekommt man ein Personalzimmer im spitaleigenen Wohnheim in der Nachbargemeinde Marbach. Daher bietet es sich an, mit dem Fahrrad (ca. 15-20 Minuten) zur Arbeit zu radeln. Entweder man bringt sein eigenes mit oder kauft sich ein gebrauchtes in der brocki beim Bahnhof Altstätten (ca. 40-60 Franken). Alternativ kann man auch laufen (ca. 40-45 Minuten) oder mit dem Bus fahren; dieser ist jedoch relativ teuer und kommt nicht regelmäßig.
Das Personalzimmer ist recht groß mit eigenem Bad, zudem gibt es eine Gemeinschaftsküche und eine Waschmaschine sowie einen Trockner. Für die Reinigung der Zimmer ist jeder selber zuständig, die Gemeinschaftsräume werden 1x/Woche donnerstags durch das Spital gereinigt.
Alles in einem habe ich sehr viel während meiner Zeit dort gelernt und mir hat es sehr viel Spaß gemacht. Da Assistenzarztplätze in der Schweiz generell sehr begehrt sind, waren die in Altstätten leider bereits bis 11/2025 komplett verplant. Ich kann jedoch ein PJ oder auch eine Famulatur sehr empfehlen!