PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Raigmore Hospital (5/2023 bis 7/2023)
Station(en)
Upper GI Surgery, Colorectal Surgery, Vascular Surgery
Einsatzbereiche
OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Schon etwa ein Jahr vor Tertialbeginn hatte ich den Entschluss gefasst, nach Schottland bzw. Nach Inverness gehen zu wollen. Somit habe ich auch sobald eine Bewerbung möglich war, diese abgeschickt. Das Raigmore Hospital ist zwar der einzige Maximalversorger für eine Fläche der Größe von Belgien in Schottland, aber trotzdem kein besonders großes Krankenhaus - die Plätze für elective students sind deshalb auch begrenzt.
Nach erfolgreicher Bewerbung wird einem ein betreuuender Consultant zugeteilt - für mich und meine Mit-Chirurgie-PJlerin war dies ein Oberarzt aus dem Upper GI Team. Damit wir beide auch ein bisschen mehr sehen können, hat er eine von uns aber gleich am Anfang an einen Colorectal Consulatant verwiesen und wir haben nach 4 Wochen getauscht. Letztlich sind wir aber doch eher durch die Fachrichtungen gesprungen, wie wir wollten, da die Patienten auf den Stationen eh gemischt waren, das Arztzimmer von Upper GI, Colorectal, Vascular und Urology geteilt wurde und man so ein wenig mehr Abwechslung im OP hatte.
Morgens um 8 ging es immer los mit der Visite. Hier hat man schon einiges an Bewegung bekommen, denn die Patienten liegen meist über das ganze Krankenhaus mit seinen 7 Stockwerken verteilt. Somit war man auch immer ein Weilchen mit Visite beschäftigt. Je nach Consultant gab es dabei Mal mehr Mal weniger teaching. Oft haben danach auch noch alle zusammen einen Kaffee getrunken.
Danach konnte man entweder mit in den OP gehen (dafür am besten bei der Visite die Registrars fragen, was für den Tag geplant ist), oder auf Station beim Blutabnehmen, Braunülen legen, Verbandswechsel etc. helfen. Spannender war es jedoch meistens im OP, wenn man auch auf Station mit dem echt netten FY-Doctors plaudern konnte.
Das Team war zu der Zeit in der wir da waren ziemlich gut besetzt, deshalb konnte man gerade am Anfang oft nur zugucken. Einwaschen konnte man sich aber eigentlich immer (in England zieht man sich komplett eigenständig steril an) und das Team war immer sehr nett und aufgeschlossen, hat einem Fragen beantwortet und sich Mühe gegeben, einen in das Team zu integrieren.
Wenn man wollte, konnte man die consultants auch zu ihren Clinics (quasi Ambulanz/Poliklinik) begleiten, und hier auch Mal selber untersuchen. Generell war man ziemlich frei und eigenständig in seiner Tagesgestaltung. Auch ab und zu Mal ein paar Tage zu fehlen war überhaupt kein Problem - meistens war das Team eher verwundert darüber, wie oft und wie lange meine Mit-PJlerin und ich doch in der Klinik waren.
Sich ein paar Tage frei zu nahmen lohnt sich aber auf jeden Fall!
Inverness wird auch als das Tor zu den Highlands bezeichnet und die Landschaft und Natur der Umgebung ist absolut atemberaubend. Leider kommt man mit dem ÖPNV nicht weit - hier lohnt es sich ein Auto oder gar einen Campervan zu mieten oder sich mit den Studierenden aus Aberdeen, mit denen man sich das Wohnheim teilt, anzufreunden.
Einen Wohnheim Platz in der Staff Accommodation kriegt man relativ problemlos. Hier wohnt man dann in 4er WGs. Die Zimmer sind spartanisch, aber ordentlich und man hat alles was man braucht. Wir haben als zwei deutsche mit zwei Australierinnen zusammen gewohnt, aber ansonsten waren im Haus viele Student*innen aus Aberdeen, die auch alle super nett, aufgeschlossen und naturbegeistert waren und einen gerne mitgenommen haben zum Strand, klettern, wandern... ich habe mir auch ein Fahrrad auf Gumtree gekauft und damit ein wenig die Gegend erkundet, für eineinhalb Wochen mit dem Camper das Land bereist und an Wochenenden kürzere Ausflüge gemacht. Gerade für Naturbegeisterte ist Schottland ein Traumland. Und ja - Schottisch ist schwer zu verstehen, aber man kommt rein. Falls möglich, würde ich sagen, die Schotten sind noch höflicher als die Engländer und auch das ein oder andere Bier im örtlichen Pub mit Live Musik darf Beim vollen Auskosten der Kultur nicht zu kurz kommen.
Alles in Allem bin ich sehr froh, ein Teiltertial in Inverness verbracht zu haben. Ich würde es jedoch nicht für Leute empfehlen, die später auf jeden Fall in die Chirurgie gehen wollen und hier hohe Lernansprüche haben. Falls ihr ein entspanntes Tertial mit neuen Eindrücken, neuen Erkenntnissen zur medizinischen Versorgung allgemein und vielleicht auch zu euch selbst verbringen wollt, und noch dazu ein unfassbar schönes Land bereisen wollt und naturbegeistert seid, kann ich Schottland allerdings wärmstens empfehlen.
Bewerbung
Ca. 6 Monate vor Tertialbeginn.
Mittlerweile wurde der damalige Bewerbungsprozess abgeschafft und eine Bewerbung ist jeder Zeit per Mail bei Maxine Chappell möglich.