Fazit:
Alles in allem hatte ich eine tolle Zeit auf Ger3 und kann es gerade fürs 1. Tertial sehr empfehlen. Man bekommt einen tollen Einblick in das ganze internistische Spektrum, lernt die Medis gut kennen und lernt wirklich Blut abnehmen und Zugänge legen unter widrigen Bedingungen, genauso wie Sono-Abdomen und körperliche Untersuchung. Das Team ist super nett und die Ärztinnen sind größtenteils motiviert einem Sachen zu erklären. Das Beste ist, dass man immer mehr selbstständig mitarbeiten kann und so Stationsarbeit danach echt drauf hat. Natürlich schadet es nicht wenn man eine gewisse Geduld, Humor und Verständnis für ältere Menschen mitbringt und sich nicht zu schade ist auch mal ein paar pflegerische Handgriffe zu übernehmen.
Abteilung:
Die Geriatrie ist in einem eigenen, neuen Haus auf dem Krankenhausgelände untergebracht und hat 5 Stationen. Station 1 und 2 sind Alterstraumatologie, also vor allem Patient*innen mit Hüft- und Knie-OPs, Station 3 und 4 haben einen internistischen Schwerpunkt. Als ich dort war, war die Station 5 (Gerontopsychiatrie) wegen Personalmangel geschlossen, es gab aber bereits Gerüchte, dass sie wieder eröffnet werden soll.
Ablauf:
Ich war auf Station 3 (Ger3) für das ganze Tertial eingesetzt.
Der Tag begann um 7, von 7 bis 8.15 wurde die Blutentnahmen und ggf. neue Zugänge erledigt. Das haben die Stationsärztinnen, die Oberärztin und zum Teil die MFA mit mir gemeinsam gemacht, so dass man nur manchmal mit den nicht wenigen BEs allein dastand. Mir wurde am Anfang die Regel gesagt, dass jeder 2x versucht zu stechen. Das heißt wenn man vor allem am Anfang Probleme bei den oft schlechten Venenverhältnissen hat, war es gar kein Problem nach 2 Versuchen einer Ärztin Bescheid zu sagen, das ist dort ganz normal.
Um 8.15 war dann Übergabe mit der Pflege und den Physiotherapeuten. Danach ging es direkt um 8.30 weiter mit der Frühbesprechung. Dort werden alle Neuaufnahmen ausführlich vorgestellt. Als PJlerin ist es Standard, dass man täglich Patienten aufnimmt und diese dann auch in der Frühbesprechung vorstellt, was eine super Übung für später ist. Nach der Frühbesprechung ist Visite. Da bin ich meist mit einer der Ärztinnen mitgelaufen. Die Visite ist sehr ausführlich und man bekommt einen breiten Einblick in alle internistischen Grunderkrankungen und Medikamente, dazu kommen neurologische und psychiatrische Krankheitsbilder. Später habe ich auch eigene Patient*innen betreut, immer unter enger Supervision der Ärztinnen. Andere Stationsaufgaben sind Dokumentation der Visite, Restharn-Sonografien, Angehörigengespräche und selten auch mal Entlassbriefe schreiben (hat sich bei mir aber wirklich in Grenzen gehalten)
Es ist üblich, dass man im Team zusammen in der Mensa Mittagessen geht, dafür wurde mir auch immer Bescheid gesagt und es war eigentlich immer zeitlich drin entspannt zu essen.
Nachmittags stand dann die Aufnahme der Neuzugänge auf dem Plan. Bei jede*r neuen Patient*in macht man eine ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung und dokumentiert einmal die bisherige Krankengeschichte. Außerdem müssen die Medikamente eingetragen werden und ggf. Anordnungen geschrieben werden. Natürlich erfolgt auch hier alles unter Rücksprache mit den Ärztinnen. Gerade in Anamnese und körperlicher Untersuchung bekommt man hier richtig gut Routine. Feierabend ist offiziell 15.30. Ehrlich gesagt hat das oft nicht geklappt, da muss man selbst ein bisschen drauf achten und sich schonen, damit man sich bei dem geringen Gehalt nicht zu viele Überstunden ansammelt.
Team:
Das ärztliche Team war, als ich dort war, bis auf den Chefarzt komplett weiblich und relativ jung. Grundsätzlich herrscht eine sehr familiäre und freundschaftliche Stimmung. Auf Ger3 war man als PJlerin schnell Teil des Stationsteams. Ärztinnen, Pflege und Physiotherapeut*innen sind sehr freundlich und beantworten gern jede Frage. Und wie gesagt, man wird zum Mittagessen immer angerufen und alle freuen sich, wenn man dabei ist. Auch der Chef geht meist mit Mittagessen, übernimmt Visiten wenn die Personallage auf Station mal knapp ist und ist grundsätzlich sehr entspannt und nett. Er hat nur nicht wirklich Interesse an Lehre, also bei den Visiten mitzulaufen hat mir nicht wirklich was gebracht.
PJ-Bedingungen:
Am Anfang bekam ich eine Mail, wo ich mir wünschen konnte in welche Abteilung der Inneren Medizin ich gerne gehen wollte. Eine Rotation ist nicht vorgesehen, wenn man es sich sehr wünscht aber bestimmt auch mal möglich. Die Organisation klappt okay, man bekommt im Vorhinein viel Papierkram der auszufüllen ist. Dafür gibt’s aber immerhin auch 650 Euro/Monat.
PJ-Seminare finden eher unzuverlässig statt und sollen auch nicht so toll sein (ich war ehrlich gesagt nicht dort).
Ein riesiger Vorteil ist natürlich der eine Studientag pro Woche, so dass man de facto nur 4 Tage die Woche arbeitet 😊.
Essen kostet in der Cafeteria 3,80€ (nur Barzahlung) und ist sehr basic, es gibt immer nur ein vegetarisches Essen, aber an sich ist es in Ordnung.
Pflichtmäßig vorgesehen ist eine Woche Rotation in die Notaufnahme. Je nach Dienstarzt läuft es dort mehr oder weniger chaotisch, aber alle Ärzte sind nett (die Pflege eher schwierig). Als PJler nimmt man Patienten auf – bei mir waren leider nicht so spannende Fälle dabei.
Wohnheim:
Ich habe für 100€/Monat im Wohnheim direkt auf dem Gelände gewohnt. Es ist nicht wirklich toll. Die Zimmer sind alte Patientenzimmer und mit alten Krankenhausmöbeln ausgestattet und generell etwas schäbig. Die Küche ist klebrig und es gibt nur zwei Herdplatten, ich habe insgesamt dreimal dort gekocht. Das Bad ist ebenfalls nicht super sauber, obwohl es eigentlich täglich gereinigt werden soll. Insgesamt fand ich es für 3,5 Monate total okay, aber man sollte keine zu hohen Ansprüche haben. Schön ist, dass man viele andere Famulanten, PJler oder Azubis trifft 😊
Bewerbung
Über PJ-Portal, dann per Mail Geriatrie wünschen