Im ersten Monat war ich eigentlich relativ zufrieden mit meiner Wahl, mein Chirurgie-Tertial in Eberbach zu verbringen. Gegen Ende habe ich diese Entscheidung leider eher bereut. Was man wissen muss, wenn man nach Eberbach geht: es ist hptsl Ortho und nur ein bisschen Allgemeinchirurgie und die Klinik ist ein Prothesen- und Hernien-Zentrum!! Prothesen sind extrem anstrengende, eintönige OPs und es gibt täglich mindestens eine davon und es wird immer ein PJler als Hakenhalter gebraucht. Was man auch nicht unterschätzen sollte, ist die Pendelei. Man muss um 7 Uhr morgens für die Visite da sein, was hieß, dass man um 5:56 die Bahn nehmen musste... Wir hatten nochmal extra Pech und hatten 2 der 3 Monate Schienenersatzverkehr, sodass wir statt der halben Stunde Bahn pro Strecke plötzlich eine Stunde Bus+Bahn fahren mussten, also schaut das vorher nach!! Offizielles Ende ist 15Uhr, aber man sollte eigentlich gern auch in die Nachmittagsbesprechung um 15 Uhr, die meist so lange ging, dass man erst wieder die Bahn um 16 Uhr bekommen hat. Die meisten Ärzte waren jedoch sehr verständnisvoll und haben einen nachdem man aktiv nachfrägt früher gehen lassen, solange es nichts mehr zu tun gab und man musste nicht in die Nachmittagsbesprechung.
Es werden 2 PJler in der Ortho gebraucht und 1 kann in die ACH. Da wir 3 PJler waren und wir alle planten, mit den Fehltagen nur 3 Monate da zu sein, haben wir alle nur 1 Monat ACH gesehen, was ein bisschen schade war. In der ACH muss man auch Glück haben, wenn man OPs sehen will, da man eher selten in den OP eingeteilt wird. In der Ortho musste ein PJler täglich im OP Haken halten und da fast ausschließlich Hüft- und Knie-TEPs.
Das Ärzteteam ist sehr nett und die Hierarchien sind flach. Die Pflege ist etwas reservierter aber eigentlich nett, sieht einen primär als Blutabnehmer und Nadelleger, Einzelpersonen sind dort auch mal eher ruppig.
Auf Station waren die Hauptaufgaben Briefe schreiben und der Pflege beim Blutabnehmen helfen und Nadeln legen, sowie in der Visite die Verbandsbox zu tragen und die richtigen Pflaster anzureichen.
Die Notaufnahme hat noch am meisten Spaß gemacht. Das Pflegeteam dort ist sehr nett. Man konnte hier eigentlich immer vorbeischauen, wenn es auf Station nichts mehr zu tun gab. Man konnte eigene Patienten vorsichten, untersuchen, Brief schreiben, Sono machen und Untersuchungen anmelden, sowie Wunden nähen. Das war insgesamt am lehrreichsten, wobei die meisten Patienten eher Banalitäten hatten.
Was richtig cool war, waren die Dienste. Man kommt hierfür erst um 8Uhr und bleibt bis abends ca. halb 10. Für jeden Dienst bekommt man 80Euro extra, sowie einen Ausgleichstag, den man sich auch wann anders nehmen kann. Man ist hier mit dem Diensthabenden Arzt (meist Chirurg, aber auch mal Urologen) in der Notaufnahme, teilweise auch als Hakenhalter in Not-OPs und ab und zu Nadeln legen auf Station.
Man kann nach Rücksprache mit dem Chefarzt der Urologie auch mal 1-2 Wochen in die Urologie rotieren. Dort sind alle sehr nett und begeistert, wenn sich jemand für Urologie interessiert.
Zur Lehre: die ersten 3 Wochen waren super, die Leute waren sehr motiviert und es fand mehrmals pro Woche irgendein Teaching statt. U.a. auch ein Nahtkurs und ein Rea Kurs. Geplant ist 1 PJ-Unterricht/Woche zusammen mit den PJs der Inneren und tlw gab es interne Fortbildungen in der ZNA. Aber dann war der Hauptverantwortliche der Lehre für ein paar Wochen im Urlaub und es fanden schonmal keine Fortbildungen mehr statt und irgendwie wurden alle unmotivierter und es vielen eigentlich ständig die PJ Unterrichte aus, witzigerweise vor allem, weil die eingeteilte Person im Urlaub war. Ich schätze in den letzten 6 Wochen fand vielleicht 2 Mal der Unterricht statt. Es gab jedoch ein paar Assistenzärzte, die gerne immer mal wieder was erklärt haben.
Das Gehalt ist laut Vertrag 500 Euro fest und insgesamt bis auf 932Euro erhöhbar durch Dienste. Man muss jedoch wissen, dass man nicht an die 932Euro rankommt. Das Essen ist zwar offiziell umsonst, es wird einem jedoch einfach mit 76Euro vom Gehalt abgezogen. Da man nicht über die 932Euro kommen darf, ist der Maximalbetrag im Endeffekt 820 Euro, was natürlich immer noch sehr gut ist. Außerdem wird einem bei Fehltagen kein Geld abgezogen.
Insgesamt war das Tertial für mich leider nicht sehr lehrreich und leider dafür auch sehr zeitaufwändig (hptsl durch den Schienenersatzverkehr), sowie bin ich persönlich kein großer Fan von Ortho. Ein großes Plus sind die Dienste mit dem Ausgleichsfrei und dem im Vergleich zu anderen Unis höheren Gehalt, sowie die Notaufnahme, und einige sehr nette Assistenzärzte.