Ich habe mich ca. 2 Jahre im Voraus über die UCT für die Emergency Unit am Mitchells Plain beworben. Es gab ja zahlreiche positive PJ-Berichte zu diesem Fachbereich im Mitchells Plain KH. Dementsprechend bin ich auch mit sehr hohen Erwartungen angereist. Leider wurden diese Erwartungen nicht wirklich erfüllt. Dazu mehr später im Detail.
Am ersten Tag des Tertials wird man gebeten, am UCT Campus zu erscheinen. Dort erhält man eine kurze Einführung, ein paar Goodies sowie die Studi-Ausweise. Auch lernt man hier die anderen PJ-ler kennen (90% Deutsche). Man braucht sich also keine Sorgen zu machen, dass man alleine ist :) auch, wenn man alleine anreist.
Eine Woche vor Tertial-Beginn soll man der WhatsApp-Gruppe der Emergency Unit beitreten, hier wird man dann einem Team zugewiesen. Ich wurde dem Team um Ärztin Z. zugewiesen, bei der ich mich dann auch umgehend gemeldet habe. Man folgt dem Dienstplan dieses Teams. In der ersten Woche hatte ich aufgrund dessen ein paar Tage erstmal frei und bin regulär zum ersten Dienst am Freitag erschienen. Das Dienstplan-Modell beinhaltet eine ziemlich stressige Aufteilung, wie ich finde. Man arbeitet quasi 3 Wochen mehr oder weniger am Stück im Schichtdienst (vielleicht 1-2 Tage zwischen drin frei), um dann die vierte Woche frei zu haben. Damit war ich erstmal d'accord. Allerdings habe ich mich auf anhieb nicht wohl gefühlt im Team um Ärztin Z. Ärztin Z. hat sich nicht wirklich vorgestellt und wirkte von Anfang an nicht daran interessiert, dass ich viel mitnehme aus der Zeit dort. Ich hatte eher das Gefühl, dass sie die deutschen PJ-ler als kostenlose Aushilfskraft ansieht. Sie zeigte mir kurz die Räumlichkeiten und wie die BE bei ihnen funktioniert. Von da an hieß es immer: "Can you see this patient, 2 yellows, 1 purple." und drückte mir den Triage-Zettel mit den BE-Röhrchen in die Hand. Das habe ich dann auch erstmal so gemacht. Groß nachbesprochen wurden die Patienten kaum... ich bin meistens alleine zu den Pat. und wusste anfangs gar nicht, worauf denn in dieser Notaufnahme Wert gelegt wird, was Anamnese + Untersuchung angeht. Die Krankheitsbilder sind doch etwas anders als in D., vor allem viele Infektionen (TBc, HIV), Traumata inkl. Schuss- und Stichverletzungen. Das machte die Sache sehr herausfordernd und auch überfordernd. Ich denke, ich war auch enttäuscht von der Art und Weise, wie Ärztin Z. mich delegiert hat und kaum Interesse an meiner Arbeit zeigte, zumal ich mit hohen Erwartung angereist war (s.o.). Mir hat die Arbeit kaum Spaß gemacht in diesem Team. Klar, evtl. hätte ich das Team wechseln können, aber diese waren schon mit anderen PJlern und Ärzten voll. Aufgrund der Demotivation bin ich auch einfach nach ein paar Tagen nicht mehr zur Arbeit gegangen bzw. ich habe mir Urlaub genommen.
Es ist wirklich schade gewesen, dass es so gekommen ist. Auch aufgrund der Tatsache, dass man so hohe Gebühren zahlen muss (ca. 1600 Euro umgerechnet für 2 Monate). Ich habe mitbekommen, dass es den PJ-lern in anderen Teams wesentlich besser erging (bessere Lehre, freundlicheres Team usw.). Ich hatte wohl einfach Pech.
Das Land und die Stadt sind auf jeden Fall sehr sehenswert! Es gibt auf jeden Fall Dinge, über die man sich vor Antritt der Reise bewusst sein sollte -> Sicherheit vor allem. Wenn man sich an gewisse Regeln hält, kommt man sicher durch dieses Tertial. Leider kann man sich nicht verhalten wie in Deutschland.. aber man lernt, mit Sicherheit und Stromausfällen (Stichwort "Load Shedding") umzugehen. Ansonsten sind die Menschen super gastfreundlich und die Landschaft ist einfach atemberaubend an vielen Stellen. Man sollte unbedingt Reisen gehen (Garden Route!).
Insgesamt kann ich ein PJ-Tertial am Mitchells Plain KH in der Emergency Unit nicht uneingeschränkt empfehlen, gerade in Anbetracht der hohen Gebühren. Vom "Erfolg" des Tertials hängt vor allem ab, in welchem Team man landet. Wer eine trubelige Notaufnahme mit ähnlichen Krankheitsbildern sucht (dafür dann aber in kleinerer Zahl) kann auch bspw. in den Berliner Wedding gehen, wo man sicherlich auch einige Tb-Fälle oder Schussverletzungen sieht. Allein vom medizinischen Aspekt her lohnt sich das Tertial im Mitchells Plain nicht. Wer aber gleichzeitig das Land Südafrika kennenlernen und viel reisen möchte und gleichzeitig medizinisch was mitnehmen will, ist hier eher richtig.
Bewerbung
ca. 2 Jahre im Voraus über health electives (https://health.uct.ac.za/health-electives). Gebühr: 1 Monat ca. 800 Euro am Mitchells Plain.