Das Korle-Bu Teaching Hospital in Accra, der Hauptstadt Ghanas, ist das modernste medizinische Zentrum Westafrikas. Nichtsdestotrotz läuft hier vieles anders, als wir es mit westlichen Standards gewohnt sind. Der erste Tag im Krankenhaus war mit viel administrativen Sachen gefüllt. Ich musste unter anderem die Fachbereiche für meinen Aufenthalt wählen. In welcher Abteilung man wieviel Zeit verbring darf man völlig frei entscheiden. Möglichkeiten seitens des Krankenhauses sind Allgemeinchirurgie, Neurochirurgie, Herz-Thoraxchirurgie, Plastische Chirurgie, Traumachirurgie (entspricht Ortho- & Unfallchirurgie), Kinderchirurgie, HNO oder Urologie gewesen.
Grundsätzlich gibt es in Ghana kein Praktisches Jahr und die Ausbildung der Studierenden fokussiert sich im Wesentlichen auf die Theorie. Somit wusste man teilweise wenig mit uns anzufangen und ich musste viel nachfragen, ob mir jemand Dinge erklärt, ich mit in den OP darf usw. Leider durfte ich nur sehr selten selbst praktische Aufgaben übernehmen. Man muss etwas Glück haben und die richtigen Ärzte treffen, dann kann man wirklich viel mitnehmen.
Mein Start in der Allgemeinchirurgie war etwas holprig, ich habe aber nach einigen Tagen Dr. Ann kennengelernt, welche mich gerne mit in ihre Sprechstunde (Mamma und Ulzera) genommen oder mir auf den Visiten (die in Ghana wirklich lange dauern) einiges beigebracht hat. Auf der Station, wo ich eingeteilt war, gab es hauptsächlich Mamma-chirurgische Patientinnen, da dies in Ghana zur Allgemeinchirurgie und nicht der Gynäkologie gehört. Weiterhin hatten wir einige Patienten mit Gallen- oder oberen GIT-OPs. Besonders lehrreich fand ich die Mamma-Chirurgische Sprechstunde, wobei ich viele Patientinnen mit unterschiedlichen Tumoren untersuchen durfte. Leider gab es viele bereits ulzerierte Karzinome, die man in Deutschland aufgrund der guten Vorsorgeuntersuchungen – glücklicherweise – nur noch sehr selten sieht.
In der Neurochirurgie hatte ich dann eine sehr gute Zeit. Dort sind nur selten Studierende länger im Praktikum und die Ärzte haben sich sehr über mein großes Interesse gefreut. Ich durfte überall dran teilnehmen und schnell hat sich eine Wochenroutine gebildet: montags und mittwochs Stationsarbeit oder OP, dienstags Erwachsenensprechstunde, donnerstags Kindersprechstunde und freitags „Academic Ward Round“. Besonders spannend war hier das breite Patientenspektrum. Von Neugeborgenen mit Gesichtstumoren über Kleinkinder mit ausgeprägtem Hydrocephalus bis zu Erwachsenen mit Tumoren oder Hirnblutungen war alles dabei.
Nach Rücksprache hatte ich außerdem die Möglichkeit in der Plastischen Chirurgie und der Notaufnahme zu hospitieren.
Die Plastische Chirurgie behandelt vor allem Brandverletzungen. Dies war sehr eindrücklich, insbesondere gab es leider viele Kinder mit großen Verbrennungen, u.a. bei Verdacht auf Kindesmissbrauch.
Während meiner Schicht in der Notaufnahme war es relativ ruhig, jedoch war es interessant die Räumlichkeiten und Versorgungsmöglichkeiten hautnahe zu erleben.
In der Notaufnahme arbeitet unter anderem Dr. Ernest. Neben seiner Tätigkeit am Korle Bu hat er eine einige kleine Klinik in Cape Coast, wo er kostenlos Patienten behandelt, die sich eine medizinische Versorgung ansonsten nicht leisten können. Er nimmt auch gerne Studierende dort mithin, dies lohnt sich sehr!
Mein Tertial habe ich über „Elective Ghana“ organisiert. Man sollte sich im Vorfeld darüber bewusst sein, dass so einige Kosten auf einen zukommen. Ich habe für die Unterkunft 400$ pro Monat, 180$ Elective Ghana Fee, 250$ Einschreibegebühr und 100$ Teaching Free pro Woche bezahlt.
Alles in allem bin ich sehr froh ein Teil meines PJs in Ghana absolviert zu haben. Praktisch lernt man leider nicht so viel, aber man sieht viele Krankheitsbilder die man in Deutschland nur aus dem Lehrbuch kennt. Und nebenbei ist Ghana auch ein wunderschönes Reiseland!