Ich habe von September bis November ein halbes PJ-Tertial, also 8 Wochen, auf Malta verbracht. Dies war wirklich der perfekte Zeitraum auf der Insel. Im Hochsommer sind die Temperaturen unerträglich, und im Winter soll das Wetter auch nicht so toll sein. Ich empfehle also auch, entweder im September/Oktober oder im Frühling zu kommen.
Alles in allem hatte ich eine wirklich tolle Zeit auf der Mittelmeerinsel. Die Zeit im Mater Dei Hospital kann man sich wirklich ziemlich frei nach eigenem Belieben einrichten. Ich kann Malta deshalb ausdrücklich nicht empfehlen, wenn man fachlich viel Mitnehmen möchte, da die Rolle als Medical Elective Student nicht wirklich mit dem PJ vergleichbar ist und man aus rechtlichen Gründen fast keine praktischen Tätigkeiten durchführen darf. Die sog. House Officers erfüllen eher diese Rolle. Wer auf der Suche nach einem eher entspannten Tertial bzw. Auslandsaufenthalt ist, ist in Malta genau richtig :)
Ich war zuerst für 4 Wochen im Team von Consultant Dr. Sandro Vella (Endokrinologie/Diabetologie), anschließend bei Dr. Alexander Borg (Kardiologie). Beide Teams waren sehr unterschiedlich, jedoch auch beide super nett.
Allgemeines:
- Arbeitsbeginn war immer gegen 8:30
- Arbeitsende sehr unterschiedlich, meistens jedoch zwischen 13 und 14 Uhr (war in anderen Teams aber sehr unterschiedlich, manche waren nur wenige Stunden da)
- eigentlich arbeiten Ärzt:innen in Malta immer 6 Tage pro Woche, Studierenden müssen aber in der Regel immer nur Montag-Freitag erscheinen (man darf aber immer freiwillig auch am Samstag kommen)
- man hat nicht wie in Deutschland eine feste Station, sondern ist an seinen Consultant gebunden
- die Patient:innen liegen also im ganzen Haus verteilt, Visiten haben also sehr lange gedauert
- je nach Fachrichtung gibt es auch eine Ambulanz (Outpatients gennant), die ein oder mehrere Tage in der Woche bedient wird, wo man mit hospitieren darf (sehr ähnlich wie in Deutschland)
Tipps/Tricks
- lasst euch nicht von den komischen Angaben zum Dress Code verwirren, bringt einfach blaue Kasacks mit
- einige Studis haben sich eine Woche vor oder nach dem Tertial freigenommen, und deshalb etwas länger als 8 Wochen in Malta am Krankenhaus gearbeitet, und konnten somit eine Erasmus+ Förderung beziehen (wusste ich leider nicht)
Pro
- sehr nette Ärzt:innen (beide Consultants und Teams waren sehr freundlich und haben sich für die Gaststudierenden interessiert)
- Consultants waren immer bereit, alles zu erklären, man konnte immer Nachfragen stellen und ich persönlich konnte in der Theorie in den 8 Wochen sehr viel lernen, mehr als in Deutschland, wo man ja manchmal fast ausschließlich mit BEs und Zuarbeiten etc. beschäftigt ist
- interessante Einblicke in ein anderes Gesundheitssystem (ähnlich UK)
- (sehr) viel Freizeit (zum einen gehen die Tage generell nicht so lange, und man konnte auch immer höflich fragen, ob man mal einen Tag fehlen konnte oder eher gehen kann. Manche Studis sind auch einfach oft nicht gekommen, das habe ich aber nicht gemacht)
- offizielle Freizeitgruppe der Studierendenorganisation (MMSA), die Ausflüge organisieren
- man lernt generell super schnell Leute kennen
Contra
- kaum Praxis - aus rechtlichen Gründen hat ein PJ-Student in Malta eine andere Stellung als in Deutschland
- Untersuchungen, BEs, etc. nur auf besondere Nachfrage möglich (mein Team hat es mir jedoch ab und zu ermöglicht, so durfte ich vor Interventionen in der Kardio z.B. Flexülen legen)
- Konversationen mit den Patient:innen fanden leider meist auf Maltesisch statt (außer die jüngeren, die Rücksicht genommen haben - jedoch wurde mir danach immer das Wichtigste übersetzt)
- viel "Mitlaufen" und "Rumsitzen", aber das kann ja auch in Deutschland so sein
- Digitalisierung im Gesundheitswesen ist in Malta sogar noch weniger fortgeschritten als in Deutschland
zu Malta
- Tallinja Card rechtzeitig beantragen (kostenloser ÖPNV)
- Unterkunft: ich habe im Campus Hub übernachtet, ein riesiger Wohnheimkomplex direkt am Mater Dei Hospital (leider ziemlich teuer, laut, chaotisch, aber eine witzige Erfahrung wenn man viele Internationals kennenlernen möchte)
- wenn ihr nicht alleine kommt, versucht, euch als Gruppe ein AirBnB zu mieten, ist schöner und ähnlich teuer
- passt wirklich auf Betrüger im Internet auf, die euch gefakte Wohnungen vermitteln wollen
Generell ist Malta eine großartige Insel mit tollen Menschen. Man schafft es auch gut in 8 Wochen, alles Wichtige zu sehen. Ein paar heiße Tipps: Gozo, Valletta (obvi), Mdina und Rabat, Pastizzi essen, Festivals und Pride mitnehmen! Ich empfehle euch auch, nur ein halbes Tertial auf Malta zu verbringen. Lasst euch in der Zeit auch von Freund:innen und Familie besuchen :)
Ich hoffe meine etwas chaotische Bewertung hilft euch weiter. :D
Bewerbung
Sehr spontan noch möglich, manche haben sich erst einige Wochen vor Tertialbeginn beworben. Ich selbst habe meine Bewerbung ca. 6 Monate vorher abgeschickt.
Der Prozess wirkte anfangs komplizierter, als er eigentlich am Ende war. Geht alles über ein Papierformular.
