PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in National Taiwan University Hospital (7/2023 bis 9/2023)

Station(en)
Orthopädie, Oberer GIT, Unterer GIT, Kardio- und Vaskuläre Chirurgie, Neurochirurgie
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Das Tertial in Taipei hat mir wirklich sehr gut gefallen und ich würde das jedem, der sich überlegt sein Tertial hier zu machen sehr empfehlen.

Vorab: Ich spreche kein Mandarin, konnte zu Beginn nicht mehr als Hallo, Danke, Tschüss, was jedoch größtenteils kein Problem darstellte. Natürlich ist es schon so, dass alle im Land grundsätzlich Mandarin sprechen und man also meistens nicht mitbekommt worüber gesprochen wird. In der Ambulanz übersetzten meine Betreuer immer das wichtigste, und die Dokumentation ist auf Englisch, wodurch man schon grob mitbekommt worum es geht. Im OP sprechen sie auch nur Mandarin, und Pflege und OP-Assistenz spricht oft nur sehr gebrochen englisch. Man versteht also nicht worüber zum Beispiel gerade alle Lachen, wenn es nicht jemand extra übersetzt oder warum der Attending denn gerade sauer ist, es sei denn jemand steht neben dir, der es dir auf Englisch übersetzen kann. Solche Momente gab es täglich und ich denke man sollte sich dem schon Bewusst sein vorher, ich finde das kommt in den anderen Berichten etwas zu kurz (vielleicht weil es eigentlich selbstverständlich ist). Viele Attendings, v.a. die Betreuenden sind aber sehr gewillt einem was beizubringen, erklären immer mal wieder was, und Fragen sind immer sehr willkommen. Ärzte und Studenten sprechen wirklich sehr gut Englisch. Präsentationen sind eigentlich immer auf Mandarin mit englischen Powerpoint.

Man kann Wunschrotationen angeben, bei mir ist es am Ende tatsächlich auch genauso gekommen wie gewünscht. Ich wurde für 4 Wochen in der Orthopädie/ Unfallchirurgie, 4 Wochen General surgery (davon 2 oberer GIT, 2 unterer GIT), 2 Wochen Cardiovascular Surgery und 2 Wochen Neurochirurgie eingeteilt.
Am 1. Tag lernt man Ms. I-Wan Cheng kennen, zahlt die Studiengebühren (75$ pro Woche plus 75$ Verwaltungsgebühren), bekommt einen Namensschild, und die Rotation mitgeteilt. Bei jeder Rotation hat man einen festen Betreuer, der sich mehr oder weniger in der Zeit um einen kümmert, und sich bemüht die bestmögliche Zeit zu haben. Je nach dem läuft man entweder nur bei dem Betreuer mit und sieht sich hauptsächlich Operationen an, bei denen er/sie mit operiert (war bei mir bei der oberen GIT Rotation z.B. der Fall) oder aber man guckt sich einfach das an was einen besonders interessiert. Einige Betreuer sind wie immer motivierter als Andere, in der Ortho habe ich einen richtigen Wochenplan bekommen mit Operationen die mich interessieren könnten, Besprechungen, Ambulanz-Einteilungen, etc., jedoch war immer alles auf freiwilliger Basis. Man steht immer eng mit dem Betreuendem Arzt in Kontakt, durch Line, Facebook, E-Mail oder SMS und oft wird man auch von ihnen mal zum Essen eingeladen :).
Ich war die größte Zeit im OP, ein paar Mal aus Interesse aber auch in der Ambulanz. Es gibt in den meisten Fachrichtungen regelmäßige (oder tägliche) Frühbesprechungen und danach oft Visite auf Station, zu denen ich empfehlen würde hin und wieder hin zu gehen, auch wenn es wahrscheinlich keiner von einem Verlagen wird. Meiner Meinung nach hat man so eher Kontakt zu den taiwanesischen Studenten, und ich fand es auch einfach sehr interessant mal Einblicke auf Station zu haben. In die ZNA kommt man soweit ich weiß nicht, wenn man die Sprache nicht spricht.
Es waren wirklich einige interessante Operationen dabei. Insbesondere in der Ortho-onko waren einige sehr spannende Fälle dabei. Nieren, Leber, und wenn man Glück hat auch Herz-Transplantationen kann man sehen. Oft, oder sonst bei Nachfrage, wird eine Kamera angeschaltete, sodass man alles gut am Bildschirm mit verfolgen kann (oft auch sitzend). Ich kann es nicht sicher beurteilen, da ich keine Chirurgin bin, aber nach meiner Einschätzung war der medizinische Stand in Taiwan sehr vergleichbar mit dem in Deutschland. Es wird immer sehr auf Studien geachtet, sie publizieren auch extrem viel selber, wie von einer Uniklinik auch zu erwarten ist. Einige OP-Techniken waren etwas anders als bei uns (soweit ich es beurteilen kann), zum Beispiel wird deutlich mehr zementiert in der Ortho. Kleinigkeiten im Ablauf waren anders, so hatte ein Attending die entfernten Magen-Cas (Mit Magen) den Angehörigen im Vorraum immer gezeigt, sodass diese es wohl besser begreifen können. Die OP-Pflege ist so lieb. Man wird nie angeschnauzt wenn man zu nah steht, sondern einfach darauf hingewiesen. Manchmal haben sie mir sogar extra einen Hocker zum Sitzen gebracht. Man bekommt Mittags im OP eine gratis Lunch-Box und im Food-Court im UG mit dem Namensschild Vergünstigungen.
Es wird von einem grundsätzlich gar nichts erwartet im PJ. Studenten dürfen dort nur sehr wenig machen, das Hauptziel ist es tatsächlich einfach etwas zu lernen und das theoretisch angeeignete Wissen in der Realität wiederzuerkennen. Ich hatte keine Patienten die ich mit betreut habe (da macht wieder die Sprache alles natürlich etwas schwierig). Blut abnehmen gehört nicht zu den Aufgaben der Studenten. Bei ein paar Attendings durfte man zu nähen, wenn man nach fragt, auch wenn das eher untypisch für taiwanesische Studenten ist. Je nach Betreuer kann man schon gegen 12Uhr nach Hause gehen.
Ehrlicherweise war es zu Beginn etwas schwer Kontakte zu den taiwanesischen Studenten aufzubauen, was wohl zum einen an meiner 1. Rotation Ortho lag, wo wohl nur selten Studenten im OP sind zum andern daran, dass ich die Sprache nicht sprach und sie teilweise etwas schüchtern mit ihrem englisch sind. Mit der Zeit lernte ich aber dann auch einige kennen :). Ich persönlich empfand die Taiwanesen als extrem höfflich, freundlich, eher zurückhaltend, stets Hilfsbereit und total unvoreingenommen. Ich wurde nie komisch angeguckt, sondern immer mit einem gewissem Respekt behandelt (den ich natürlich erwiderte!). Aber das ist nur meine Meinung, da macht jeder wahrscheinlich eigene Erfahrungen :).
Taiwan hat super viel zu bieten. Das Krankenhaus ist sehr Zentral in Taipei gelegen, man kommt von da mit den Öffentlichen überall gut hin. Es lohnt sich wirklich das Land etwas zu erkunden, die Zeit hat man auf jeden Fall! Man kann die Insel gut mit den Zügen besichtigen, es lohnt sich aber auf jeden Fall einen Internationalen Führerschein zu haben um flexibler zu sein und auch abgelegenere Orte leichter zu erreichen. V.a. den Süden mit dem Kenting Nationalpark ist super schwierig mit Bus und Bahn zu besichtigen. Man kann auch mal verlängerte Wochenenden oder einzelne freie Tage mit den Attendings absprechen, die hatten bei mir nie ein Problem damit, wirkten eher immer glücklich, wenn man was vom Land sehen wollte.
Das leben in Taiwan ist etwas günstiger als bei uns, v.a. auf den zahlreichen Nachtmärkten findet man günstig sehr gut was. Umsonst ist aber auch nichts ^^‘
Zusammengefasst war es eine wirklich unbeschreiblich gute Zeit, und auch wenn es am Ende bei euch nicht Taiwan werden sollte, kann ich ein PJ im Ausland (v.a. Chirurgie) sehr ans Herz legen.
Bewerbung
Ich habe mich etwa ein halbes Jahr vorher beworben, ich denke aber 3-4 Monate vorher hätten auch gereicht. Die Kommunikation über Mail mit der Studentenbeauftragten Ms. I-Wan Cheng stellte sich als etwas schwierig heraus, und die offizielle Zusage kam relativ knapp vor Beginn des Tertials (ca. 1 Monat). Sie antwortet teilweise gar nicht oder braucht sehr lange für eine Rückmeldung, im Zweifel ist sie telefonisch erreichbar.
Auf dieser Internetseite stehen alle Informationen zur Bewerbung: https://www.mc.ntu.edu.tw/med/Fpage.action;jsessionid=1AFC37D4CC3549645ED5E50208BB6C3D?muid=15&fid=649
Man muss sich da ein bisschen durchklicken auf der Internetseite.
Die Mail von Frau I-Wan Cheng: iwchang@ntu.edu.tw oder 113613@ntuh.gov.tw
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gebühren in EUR
75$ pro Woche plus 75$ Verwaltungsgebühren

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07