Als erstes mal Vorweg: Es ist eine hammer Zeit, wenn man nicht ganz groß was falsch macht. Kapstadt, bzw. Südafrika lohnen sich auf jedenfall!
Was man sich klar überlegen sollte: Möchte ich möglichst viel in der Klinik lernen? Vor allem chirurgisch? Oder möchte ich eher ein chilligeres PJ-Tertial mit viel Freizeit?
Ich hatte beides so ein bisschen. Alle ÄrztInnen in der Klinik (also im GSH) sind sehr offen und nett. Wenn man mal einen Tag frei haben möchte oder eine Woche verreisen möchte, verbietet das einem niemand. Aber je nach Abteilung wird schon Unterschiedliches erwartet.
In der Plastischen wird eher erwartet, dass man viel anwesend ist und sich bei den OPs immer einwäscht (macht man übrigens mit Seife und nicht mit Desi). Man ist nicht "nur" der Student, sondern schon ein "vollwertiges Mitglied des chirurgischen Teams", das Entscheidungen treffen kann und soll - allerdings halt in kleinerem Rahmen. Man darf mal nähen, mal was rausschneiden, natürlich Haken halten etc... Es ist aber eine andere Atmosphäre, als das gefürchtete "Haken halten - Fresse halten" in manchen Kliniken in Deutschland, wo man halt als Hilfskraft gebraucht wird. Allgemein wird sich in der Plastischen sehr viel Mühe gegeben, die Studierenden auszubilden.
In der Thoraxchirurgie sieht das etwas anders aus, was aber auch daran liegen kann, dass wir zu meiner Zeit 11 PJlerInnen waren (in der Plastischen max. 2), und das, obwohl hier weniger OP-Kapazität als in der Plastischen vorhanden ist. Spannend ist die Kardiothoraxchirurgie auf jedenfall, hier werden alle großen Herzeingriffe gemacht. Bei der Thoraxchirurgie darf man sich auch gerne mit einwaschen (allerdings immer nur eine Person), bei der Kardiochirurgie soll man lieber zuschauen. Zu meiner Zeit konnte man aber quasi machen was man wollte, ob man kam oder nicht, hat hier niemand so wirklich interessiert und am Ende wurde einem die Bestätigung unterschrieben.
Noch ein paar Beispiele von anderen PJlerInnen zu meiner Zeit aus deren Erfahrung:
Noch extremer als die Kardiothoraxchirurgie war zu meiner Zeit die Allgemeinchirurgie, hier hat sich wohl wirklich niemand für einen interessiert und die meisten Abteilungen waren scheinbar froh, wenn die PJlerInnen möglichst schnell nach Hause gingen. In der Trauma hingegen werden PJlerInnen gebraucht und es wurde sich sehr über weitere fleißige Hände gefreut, bzw. es wurde sogar erwartet, dass man regelmäßig kommt und hilft. Hier durfte man sehr viel - sowohl alleine als auch am Anfang unter Anleitung - machen.
Wenn man wirklich viel arbeiten will, sollte man sich im Mitchells Plain Hospital bewerben, hier sind die Studierenden fest im Dienstplan eingeplant. Insbesondere in der Notaufnahme macht man wohl richtig viel und muss aber auch richtig viel machen (u.a. 14 Stunden Schichten).
In jedem Fall mein Fazit: Kapstadt lohnt sich und bietet eigentlich für jeden etwas. Uns wurde am Anfang wegen der nicht zu verachteten Kriminalität viel Angst gemacht: Wenn man nicht leichtsinnig ist und sich nicht zu teuer kleidet und vorsichtig unterwegs ist, geht mit etwas Glück schon alles gut - leichtsinnig werden sollte man aber nicht!
Autoempfehlung, wer es sehr günstig möchte: Ulf's Car - die Autos sind nicht der Brüller und haben teilweise ihre Marotten, aber Ulf's Mechaniker löst eigentlich alle Probleme, man kriegt sonst ein Ersatzauto und es ist wirklich sehr günstig im Vergleich zu allem anderen.
Wohnempfehlung: schön und sicher ist es natürlich um Camps Bay, Waterfront etc... Die meisten wohnen aber in Observatory (fußläufig zum GSH). Zu meiner Zeit wohnten die meisten in der Freeland Lodge - etwas heruntergekommen und überteuert, aber hier lernte man die meisten und am einfachsten andere PJlerInnen kennen. Auch eine Empfehlung ist sonst über AirBnb eine Wohnung - im idealfall zusammen mit Bekannten (günstiger und schöner).
Bewerbung
Idealerweise mind. 2 Jahre im Voraus unter elective.healthsciences@uct.ac.za
Bewerbung ist sehr einfach und unkompliziert, je nach Bearbeiterin (tlw. sehr fluktuirend) schwankt aber die Antwortbereitschaft stark.