Das Haus bietet ein breites operatives Spektrum und es werden größere OPs durchgeführt, bei denen es auch mal zu Komplikationen kommt. Das ist aus anästhesiologischer Sicht spannend. Es gibt eine Viszeralchirurgie inkl. Ösophagus (Doppellumentubus), große Gefäßchirurgie, HNO, Kinderchirurgie (!), Gyn, Auge und Unfallchirurgie. Die Neurochirurgie und Ortho sind an einem anderen Standort, davon bekommt man nichts zu sehen. Als überregionales Traumazentrum kriegt man an großer Traumaversorgung was geboten, als Cardiac Arrest Centrum kommen die Reanimierten, ECMO-Zentrum und insgesamt einfach viel zu sehen. Ich war neben OP noch 5 Wochen auf Intensivstation und 2 Tage auf dem NEF.
OP: Wenn man sich an die Oberärzte hält, darf man das meiste selbst machen. Ich konnte sehr oft intubieren und recht viele Arterien legen. Nur ZVKs waren im OP bei mir nicht drin (das dann auf Intensiv), und Regionalanästhesien habe ich auch keine gemacht und wenig gesehen. Das war allerdings auch nicht mein Ziel in dem Tertial. Das Team der Oberärzte ist super nett, die Assistenten auch (mit denen war ich aber selten im Saal). Wichtig: Es gibt etwa 8 anästhesiologische Arbeitsplätze täglich, die man begleiten könnte. Da aber viele von Assistenten besetzt sind, und die explizit aufgefordert sind, keine Aufgaben an den PJler zu delegieren, gibt es recht wenig Säale, die attraktiv sind (attraktiv: mehrere Eingriffe, Oberarzt, Intubationen und ggf. Punktionen). Zu Beginn waren wir zwei PJler, damit konnte man sich gut aufteilen. Mehr geht aber nicht wirklich. Als dann Hospitanten zur Intubationspraxis vor ihrem Intensivaufenthalt dazu kamen und später noch mehrere Famulanten, hat man teilweise keinen Saal mehr bekommen, in dem man was machen konnte. Das war schade, aber für mich nicht tragisch, weil ich dann zeitnah auf Intensiv rotiert bin. Theoretisch könnte es aber bis zu 4 PJler zeitgleich bei überlappenden Tertialen geben! Da sehe ich die Lernkurve stark beeinträchtigt. Ich war besonders zu Beginn viel im ausgelagerten HNO-Saal, hier kann man sehr oft intubieren bei sehr kurzer Eingriffsdauer.
Intensiv: Die Intensivstation ist interdisziplinär, man kriegt also auch hier ein breites Spektrum geboten. Hier konnte man , je nachdem mit wem man unterwegs ist, auch recht viel machen uns sehen. Von hier aus war es auch möglich, beim Rea-Alarm oder CAC-Alarm mitzugehen oder mal im Schockraum zuzuschauen. Ansonsten nette Zeit, bei der man viele schwere Verläufe beobachten konnte, großer Lerneffekt daher.
NEF: Leider nur zwei Tage möglich, bei mir keine nennenswerte Einsätze dabei gewesen. Hätte mir eine ganze Woche gewünscht.
PJ-Unterricht: Meistens ganz gut. Fand immer statt (2x/Woche). Allerdings auch sehr viel Frontalunterricht dabei. Praktische Inhalte fehlten quasi vollkommen, auch wenn es auf der Website anders beschrieben wird, das finde ich schade. Die Fahrt zum Natruper Holz (NCh, Neuro) lohnt sich! Grade der Neuro-Chef hat sehr guten Unterricht gemacht.
Mittagessen: Immer möglich, die meisten Gerichte kosten 4,10€. Ist okay. Man könnte sich eine Essens-Flatrate buchen, das lohnt sich aber nicht (288€/Monat)
Unterkunft: Unterirdisch. Trostloses Zimmerchen mit Bett und spindgroßem Schrank. Kein WLAN, keine Möglichkeit, sich WLAN einzurichten, auch wenn vorab ein Steckbrief zugeschickt wurde, bei dem WLAN als vorhanden angegeben wird. Küche mit Single-Kühlschrank für 3 Personen, außer Wasserkocher und 2 Herdplatten nichts vorhanden. Am Ende des Tertials wurde uns zumindest Geschirr zur Verfügung gestellt, das hatten wir zuvor auch nicht. Kein Besen, kein Staubsauger, keine Möglichkeit, Wäsche zu waschen. Direkt an der Einfuhrstraße von den RTWs und gegenüber des Landeplatzes vom Hubschrauber. Für das Zimmer wurden 215 Euro vom Gehalt abgezogen. Einziger Wermutstropfen: Arbeitsweg sind etwa 30 Sekunden.
Auch sehr schade: Das Team ist super nett und ich habe mich bei jeder individuellen Person sehr gut aufgenommen gefühlt. Aber zu Beginn des Tertials wurden wir nicht vorgestellt, am Ende des Tertials kein Wort des Abschieds. Das kenne ich aus Famulaturen herzlicher und habe das Gefühl bekommen, dass so wirkliches Interesse an uns PJlern nicht besteht. Ich möchte in der Klinik und dem Fach nicht anfangen, hätte ich das gewollt, hätte ich mich vielleicht doch in den anderen Häusern der Stadt umgesehen.