Allgemeinchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Neurochirurgie, Verbrennungsstation
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Aachen
Kommentar
Die PJ-ler und Asistenzärzte in Ecuador haben total absurde Arbeitszeiten, alle 4 Tage machen sie einen 24-Stunden Dienst und arbeiten dann am nächsten Tag weiter, egal ob sie nachts geschlafen haben oder nicht. An den Tagen dazwischen sind die Arbeitszeiten auf den meisten Station etwas kürzer als in Deutschland üblich, aber wenn man am Samstag Dienst hat arbeitet man eben auch 12 Tage am Stück, ohne irgendwelche Ausgleichstage. Als deutsche PJ-lerin kann man auch nur in der Woche arbeiten oder individuelle Arbeitszeiten vereinbaren, in der Woche wo ich das versucht habe habe ich mich aber sehr verloren gefühlt, da mich niemand mitnehmen wollte und ich viel nutzlos herumsaß. Außerdem fand die damalige Ausbildungsbeauftragte das auch nicht so geil und sagte sinngemäß wir Europäer wären ja alle recht lächerlich mit unseren Sorgen um mentale Gesundheit.
Man kann einiges machen, insgesamt aber nicht mehr als in einem guten PJ in Deutschland, da man so sehr mit den ganzen administrativen Aufgaben beschäftigt ist. Ohne die PJ-ler würde hier nichts funktionieren, sie bereiten die Dokumente für die OPs vor, melden Untersuchungen an und viele andere Aufgaben die in Deutschland teilweise gar nicht existieren, weil sie automatisiert sind. Es gibt auch Außnahmen, auf der Verbrennungsstation hatte ich eine wunderbare Zeit, die Ärzte waren total um Lehre bemüht, und ich konnte bei jeder OP mit dabei sein und habe sehr viel gelernt und mich wertgeschätzt gefühlt.
Aktuell ist das Gesundheitssystem in Ecuador ziemlich unterfinanziert, das heißt es gibt zwar DaVinci-OP-Roboter, die auch benutzt werden, gleichzeitig fehlt es aber an sterilen Handschuhen und Hautdesinfektionsmittel, so dass die Patienten das zu ihrer OP selber mitbringen müssen, obwohl sie versichert sind.
Am besten war die Beziehung zu den anderen PJ-lern, da alle gefühlt im Krankenhaus leben, ist man teil einer großen Familie und ich habe viele sehr gute Freunde gefunden. Trotz oder auch gerade wegen der Arbeitszeiten waren wir nach dem Dienst oft noch in einer Bar.
Einmal pro Woche gibt es eine Fortbildung für alle PJ-ler und Assistenzärzte, ansonsten hängt die lehre sehr von den jeweiligen Stationen ab und folgt keinem festen Plan. Bei einer dieser Forbildungen habe ich auch selbst einen Vortrag zu Planetary Health for ca. 100 Zuschauern gehalten, das war eine spannende Erfahrung.
Ich konnte auch zwei mal Urlaub nehmen und in Ecuador verreisen, ohne das er mir aufgeschrieben wurde (berechtigterweise aufgrund der ganzen Überstunden), die anderen PJ-ler haben das ganze Jahr lang keinen Urlaub.
Insgesamt eine spannende aber oft auch frustierende Erfahrung, bei der ich aber viele neue Freunde gewonnen und viel mitgenommen habe.
Bewerbung
Ich habe mich zehn Monate im Vorraus beworben, 6 Monate hätten auch gereicht, der gesamte Bewerbungsprozess war sehr unkompliziert, ich musste nur Studienbescheinigung und Impfpass einreichen. Für die Bewerbungen zuständig war Dr. Nestor Martinez, der sehr hilfsbereit und freundlich war. Allerdings bin ich trotzdem ohne ganz genaue Informationen nach Ecuador gegangen und habe vieles, wie die Arbeitszeiten und auf welche Stationen ich rotiere, erst vor Ort besprochen.