Ich bin als primär chirurgisch interessierter Mensch in die Anästhesie gegangen, um eine Vorstellung zu bekommen, was denn eigentlich so jenseits der Blut-Hirn-Schranke passiert. Womit ich natürlich nicht gerechnet hatte war, dass mich das Fach so begeistern würde, sei es in Theorie, Praxis oder auch einfach dem Miteinander. Das erstmal vorweg.
Pro: ein tolles, durchaus internationales Team. Klar gibt es mal mehr und mal weniger engagierte Kollegen, aber die Mehrzahl hat viel Freuda daran, gute Lehre zu betreiben und alle möglichen Fragen zu beantworten. So war es mir möglich, teilweise komplette Narkosen, natürlich unter Aufsicht, selbst zu übernehmen, mit allem, was dazugehört. Vorbereitung (inklusive auch mal ein ZVK, Arterien legen, die üblichen Flexülen, auch mal eine Spinale stechen etc,), Einleitung, Aufrechterhaltung, Ausleitung, Übergabe.
Hinzu kommt, dass das Klinikum im Prinzip das gesamte operative Spektrum anbietet, abgesehen von der Herz-Thorax-Chirurgie. Somit kann man natürlich viel sehen, lernt aber auch die anästhesiologischen Beonderheiten vieler verschiedener Fachrichtungen kennen.
Auch die Möglichkeit, mal für ein paar Tage auf der ITS mitzulaufen besteht, wobei da für einen groben Überblick ein paar Tage tatsächlich ausreichen.
Unbedingt zu Empfehlen sind die NEF-Fahrten. Man kommt auf diese Weise mal aus dem Keller, sieht, vor allem im Winter, wenigstens ein bisschen Tageslicht und lernt vor allem unglaublich viel zum Thema Notfallversorgung.
Nicht zu verachten: das PJ-Gehalt in Höhe des Baföghöchstsatzes
Contra: der PJ-Unterricht findet tlws. nur sporadisch statt. Wenn, dann ist er aber wirklich gut.
Das Mittagessen gibt es leider nicht ermäßigt, aber aus der Brotdose lebt es sich auch gut.
Studientage sind auch nicht vorgesehen. Es ist aber überhaupt kein Problem, einfach mal informell einen OA/OÄ um einen freien Tag zu bitten.
Es gibt die Möglichkeit, für ~330€ im Wohnheim unterzukommen. Finde ich recht knackig. Ich selber komme aus der Region, insofern musste ich das nicht in Anspruch nehmen
Und dann ist es einfach Görlitz. Tiefstes Ostdeutschland. Muss man wissen, worauf man sich einlässt und bestimmte Diskussionen werden oft nicht ausbleiben. Einfach die Regeln des respektvollen Miteinanders beachten, dann arbeitet es sich auch mit stark unterschiedlichen Einstellungen gut zusammen.
Alles in allem kann ich das Klinikum und insbesondere die Anästhesie vollsten Herzens empfehlen
