Das Chirurgietertial am Klinikum Husum war insgesamt ein guter Einstieg in mein PJ.
Mal abgesehen von der Organisation des ersten Tages (die zuständige Personalerin lässt einen was unterschreiben und kann einem dann nicht wirklich sagen, wo man denn dann eigentlich hinmuss), war der Einstieg recht angenehm, da ausnahmslos alle wirklich sehr nett waren.
Am ersten Tag muss man eine kleine Liste abarbeiten, um an Telefon, Spind, Klamotten etc. zu kommen (unbedingt ein Vorhängeschloss mitnehmen, sonst bekommt ihr keinen Spind). Wir haben uns dann zum Vorzimmer der Chirurgie durchgefragt im zweiten Stock und sind dort von der PJ-Betreuerin der Chirurgen (Conny - einer allgemeinchirurgischen OÄ) abgeholt worden, die wirklich sehr lieb ist und mit der man sehr gut alles bereden kann egal ob positive Anmerkungen, Wünsche oder auch Kritik.
Ich habe anschließend in der Gefäßchirurgie gestartet, die ich auch absolut empfehlen kann. Bis zum Chefarzt sind hier alle unglaublich nett und respektieren einen auch als PJler sehr. Ich bin viel mit dem Assistenzarzt mit (Visite, Aufklärungsgespräche im ZPM, etc.), konnte aber jederzeit entweder mit in den OP, in die Angio oder in die gefäßchirurgische Praxis, wo die Sprechstunde war. Im OP durfte ich oft als 1. Assistenz mitoperieren, da u.a. eine Assistenzärztin krank war und die mittlerweile in der Abteilung vorhandene PA (auch super lieb) noch nicht da war. Man kann auch jederzeit alles fragen, Chef und beide OÄ sind sehr bemüht, einem was beizubringen. In der Sprechstunde durfte ich vor allem beim CA auch mal duplexen, was ich unbedingt empfehlen kann, weil er das wirklich gut erklärt. In der Angio ist ein sehr kompetentes festes Team, wo man sich auch mit einwaschen und mitmachen darf gerade bei Routinepunkten, menschlich außerdem wirklich toll!
Da mir die Gefäßchirurgie gut gefallen hat und ein Wechsel vor Weihnachten nicht viel Sinn ergeben hätte, bin ich dort 6 Wochen geblieben. Generell müsst Ihr Euch nur mit den anderen PJlern absprechen und könnt sonst sehr frei rotieren, am besten einmal kurz mit Conny abklären, aber die unterstützt einen da sehr.
Im Anschluss war ich vier Wochen in der Allgemeinchirurgie. Hier war das Team insgesamt auch sehr nett, vor allem die PA kann einem viel erklären bzgl. Arztbriefen etc. Die beiden Assistenzärzte waren beide nett, aber eher schwierig in der Kombi. Hier hab ich mir meist den ausgesucht, der schon länger da war und bin immer mit. Die leitende OÄ erstellt hier den OP-Plan und man wird auch fest mit eingeteilt, u.a. bei vielen Thyreodiektomien, da die das Steckenpferd des Chefs sind. Dieser ist sehr um Lehre den PJlern gegenüber bemüht, steckt einem immer wieder ausgedruckte Gehefte mit allgemeinchirurgischen Krankheitsbildern zu und ist durchaus auch mal innerhalb von 10 Minuten spontan im PJ-Unterricht eingesprungen. In der ACh hat mir ein bisschen die Freiheit gefehlt, immer irgendwo hinzukönnen wie Sprechstunde etc., wodurch ich durchaus auch mal ein paar Stunden Leerlauf auf Station hatte, da Arztbriefe etc. eigentlich alle von der PA und den Assistenten abgearbeitet werden.
Da ich eher weniger Interesse an der Unfallchirurgie hatte und auch wechselhaftes gehört hatte, bin ich da nur zwei Wochen hinrotiert. Je nach Assistent auf Station ist das auch sehr unterschiedlich - hier sind immer mal auch Blutentnahmen oder pAVKs angefallen, was sich sonst sehr in Grenzen gehalten hat. Es gibt einen festen Blutentnahmedienst vom Labor, sodass man nur zu spät angemeldete Labore abnehmen muss (also vor allem bei noch unerfahreneren Assistenten). Auf den beiden vorherigen Stationen haben das auch oft die PAs oder Assistenten direkt selber gemacht. In OP kann man hier auch immer mal, am besten auch dem OA gegenüber erwähnen, wenn man das gerne will. Die OÄ sind eigentlich alle sehr nett, der Chef ist etwas besonders, kann sehr nett sein, kann aber auch wie ein klassischer älterer Chefarzt mal sehr deutlich den Ton angeben. Das Team ist hier auf jeden Fall größer und man fällt eher ein bisschen durch, je nachdem, bei wem man in der Woche auf Station ist.
In der ZNA war ich die letzten drei Wochen. Hier ist eine feste OÄ, die menschlich sehr nett ist und sich sehr über Unterstützung von PJlern freut. Hier durfte ich Patienten alleine sehen, dokumentieren, kurz besprechen und auch in Rücksprache behandeln. Jede Schnittwunde durfte ich nähen und hab hier auch viel Freiraum bekommen. Die Pflege ist hier sehr fit und sehr nett, was ich als angenehmen Gegensatz zu den Stationen empfunden habe. Ich habe grundsätzlich wirklich probiert, mich jedem immer sofort vorzustellen. Auf Station hatte ich trotzdem oft das Gefühl, schief angeschaut zu werden. Im OP und in der ZNA waren dafür alle wirklich unfassbar nett, offen und sehr hilfsbereit.
PJ-Unterricht gab es jede Woche regelmäßig vom Innere Chef, der vor allem Differentialdiagnosen mit uns durchgesprochen und einen Sonokurs mit uns gemacht hat. Der Chirurgie Unterricht ist eigentlich eingeteilt (Liste im Intranet), man muss den Ärzten aber ein bisschen hinterherrennen, dass es zustande kommt. War aber insgesamt auch regelmäßig und zu verschiedenen Themen. Wenn man wollte, konnte man am WE einen Dienst in der ZNA mitmachen und dafür einen Tag unter der Woche frei bekommen.
Das Mittagessen war eigentlich immer möglich. Wenn man es mal nicht rechtzeitig aus dem OP geschafft hat, konnte man entweder direkt Heike oder ihre Vertreterinnen fragen, ob sie einem was zurückstellen oder das einen der anderen PJler machen lassen. Frühstück ging auch immer und ist sehr zu empfehlen. Wer will, kann sich auch was zum Abendessen mitnehmen.
Die Unterkunft wird sicher noch ein spannendes Thema: früher gab es ein Personalwohnheim, wo alle PJler auf der gleichen Etage waren. Mittlerweile ist das nicht mehr zur Verfügung, sollte eigentlich wegen Statikmängeln abgerissen werden und wird jetzt an die Stadt vermietet, die es als Flüchtlingsunterkunft nutzt. Deshalb hat die Klinik nach Alternativen gesucht. Als ich ankam, habe ich ein Zimmer in einer 3-Zimmer-Wohnung erhalten, die soweit ganz schön und mit dem Nötigsten eingerichtet ist (nehmt euch ruhig ein großes Glas/Tasse oder eigene Auflaufform etc mit. Es gibt Geschirr, kleine Kliniktassen und -gläser, Töpfe, Pfannen, Wasserkocher, Filterkaffeemaschine, Toaster und Wasserkocher). Die Zimmer haben ein 90cm Bett mit Klinikmatratze, einen Tisch, einen Schrank und zwei eine Kommode sowie einen Fernseher. Die Wohnung war zu Fuß 15 Minuten von der Klinik entfernt im Marienhofweg. Meine ersten sechs Wochen gab es noch eine zweite PJ-Wg, die noch näher und sehr schön war. Die steht aber anscheinend nicht mehr für PJler zur Verfügung. Alle danach neu ankommenden wurden 10km außerhalb von Husum in einem alten Gasthof untergebracht (Immenstedt-Kiel). Die Zimmer waren wohl sehr schön, aber Busse fuhren nur bis 19h und am WE glaube ich auch nur zweistündig... Da davor auch nicht gefragt wurde, wer vielleicht ein Auto zur Verfügung hat, wurde das relativ willkürlich verteilt, wer in meine WG und wer in den Gasthof kam. Von der Problematik weiß die PJ-betreuende OÄ mittlerweile und wollte sich da mal einschalten.
Zur Freizeit in Husum und Umgebung: Da ich den ganzen Winter mitgenommen habe, war das sicher dadurch sehr eingeschränkt. Der Weihnachtsmarkt ist sehr schön, es gibt ein paar nette Cafes, man kann schön zum Dockkoog spazieren oder in die Umgebung auf die Inseln etc fahren (Sylt ist mit dem RE nur knapp 1,5-2h entfernt). Es wird im Winter aber früh dunkel, ist sehr windig und an manchen Tagen auch tagsüber nicht richtig hell ob des graus. Sonne hat man selten gesehen. Im März ist dann immerhin die Krokusblüte als kleines Highlight zu nennen. Ich habe ab und an etwas mit den anderen PJlern unternommen, wir waren aber insgesamt auch nur zu 5 und manche in Husum und manche in Immenstedt. Weggehen war in Husum jetzt nicht so möglich, es gibt ein Kino und ein oder zwei Bars. Wir waren eher mal essen oder beim Bikebrennen.
Alle vier Wochen muss man freitags eh zum Studientag nach Hamburg und kann das auch für einen Stadttag nutzen.
Insgesamt fand ich Husum einen schönen Einstieg ins PJ, was die Klinik betrifft. Im Winter nach Nordfriesland würde ich allerdings eher nur denen empfehlen, die kein Problem mit Dunkelheit, viel Wind und wenig Kulturleben haben...