Wo soll ich anfangen? Ich würde das Tertial jederzeit so wieder machen. Aber der Reihe nach:
Zum Krankenhaus:
Das King Edward ist ein mittelgroßes Krankenhaus mit 6 Allgemeinchirurgischen Stationen plus IMC und Intensivstation. Die ÄrztInnen sind fachlich durchaus kompetent, aber weil es ein öffentliches Krankenhaus ist, kann man keine europäischen Standarts erwarten, vor allem weil einige Ressourcen sehr eingeschränkt verfügbar sind. Die ÄrztInnen sind fast ausnahmslos super freundlich und einige machen sehr guten Unterricht. Es hat allerdings etwa eine Woche gedauert, bis ich meinen Platz gefunden habe. Man kann im Prinzip kommen und gehen wann man will bzw wenn man nicht kommt beschwert sich auch niemand. Mein Oberarzt hat mich immer sehr freundlich begrüßt wenn er mich getroffen hat, aber ich war echt nicht oft da :D
Wenn man möchte kann man auch an Diensten teilnehmen, bzw einfach Abends/nachts kommen und irgendwann wieder gehen. Manche ÄrztInnen haben mir aber auch gesagt, dass ich besser das Land kennenlernen sollte, statt zu viel in der Klinik zu sein.
Das Gerücht, dass man dort viel selbst machen kann, kann ich (besonders von Erfahrungen der anderen PJler in der Zeit) nicht ganz bestätigen. Man kann in der Notaufnahme nähen und bei den meisten OPs assistieren, aber viel mehr habe ich nicht erlebt. Für mich war es aber ideal, weil ich eh kein Interesse an Chirurgie habe.
Zur Stadt:
Durban ist eine der größten Städte Südafrikas, liegt im Osten direkt am Indischen Ozean und ist wohl die Surfhauptstadt des Landes. Das Meer hat dort im Sommer meist um die 25°C und es gibt einige gute Strände und mehrere große Surf-Communities. Die Stadt selbst hat ansonsten ehrlicherweise eher weniger zu bieten. Es gibt einige (Halb-)Tagesaktivitäten wie der schöne botanische Garten oder die uShaka Marine World, aber viele Bereiche sind nicht besonders schön und teilweise auch nicht sicher zu Fuß zu erkunden (zB Downtown). Trotzdem würde ich mein PJ jederzeit wieder dort machen, weil man vor Durban aus mit dem Auto innerhalb weniger Stunden an verschiedensten Orten ist (siehe Aktivitäten).
Aktivitäten: Das Land Südafrika ist wunderschön und hat unheimlich viel zu bieten. Als erstes kann ich die Drakensberge empfehlen. Ich war in den nörlichen Bergen für ein verlängertes Wochenende wandern und es war wunderschön! Ich war bei den "Tugela Falls" am "Amphitheatre" und bin mit den anderen Pjlern einen Tag durchs Tal und einen auf den Bergkamm gewandert und auch wenn beides anstrengend war, sind das Erinnerungen fürs Leben, mit kristallklarem Bergwasser, einer Klamm zum Erkunden und wunderbarer Aussicht in 3 Kilometern Höhe.
Wenn man in Südafrika auf Safari will, kommt einem am ehesten der Krüger-Nationalpark in den Sinn. Ich war nicht dort, habe aber von anderen Touristen gehört, dass er sehr schön und riesengroß sein soll. Von Durban aus sollte man sich aber überlegen, ob man dorthin will, weil es mit dem Auto doch über 12 Stunden pro Fahrt dauert und weil es etwas nord-östlich der Stadt einen weiteren großen Big-5 Park gibt. Der "Hluhluwe-Imfalozi" Park ist mit dem Auto gut zu erreichen und lohnt sich auf jedem Fall. Wir haben im Imfalozi Park eine 5-Tägige Wanderung durch den Busch gemacht, begleitet von 2 bewaffneten Rangern, mit schlafen unter freiem Himmel. Das würde ich ebenfalls als unvergessliche Erfahren bezeichnen. Diese Wanderung gibt es in verschiedenen Abstufungen (weniger Tage und schlafen im Zelt), man sollte sich aber vorher bewusst sein, dass man dort weniger Tiere zu sehen bekommt, als wenn man den Park mit dem Auto erkundet. Das kann man mit dem eigenen Auto machen, aber auch in einem von Rangern gefahrenen Auto. Die Tiere scheinen eine angeborene Angst vor Menschen zu haben und nehmen Autos widerum nicht als Bedrohung wahr.
In der Gegend des Hluhluwe-Imfalozi gibt es auch den Wetlands-Park, der sich ebenfalls lohnt, zusammen mit der Stadt St. Lucia, dem Tauchparadis Sodwana Bay (einer der Top 5 Tauchspots Südafrikas) und der an der Grenze zu Lesotho liegenden Kosi Bay, einem Wunderschönen Ort zum Schnorcheln. Ich würde empfehlen mindestens eine Woche dafür einzuplanen, wenn man daran Interesse hat.
Ca. 50 Kilometer südlich von Durban liegt vor der Küste das "Aliwal Shoal", ein weiteres wunderschönes, großes Tauchriff. Ich habe dort meinen Open-Water-Diver gemacht (ca 330€) und es hat sich sehr gelohnt. Dass Riff zählt ebenfalls zu den Top % Tauchspots des Landes und ist in der Hai Saison besonders für seine Shark dives bekannt. Aber auch außerhalb der Saison wie bei mir ist es empfehlenswert.
Eines der Highlights des Landes ist die Garden Route (Straße an der Küste entlang nach Kappstadt). Ich bin sie leider selbst nicht gefahren, habe aber von anderen gehört, dass es sich sehr lohnen soll. Man sollte aber 1-2 Wochen dafür einplanen.
Es gibt noch einiges mehr zu erkunden, aber letztendlich kann man auch viele Empfehlungen von den Einheimischen bekommen, die meist gerne bereit sind einem Ratschläge zu geben.
Unterkunft: Von Anitha bekommt man eine Liste mit verfügbaren Unterkünften. Diese Liste ist sehr veraltet und ich habe sie gar nicht genutzt. Ein anderer PJler hat aber alle mal angeschrieben und darüber letztendlich seine Unterkunft bekommen.
In alten Berichten liest man immer wieder von Celeste und Karl (0027 825989083 ; celeste@ththospitalitytraining.com) - 300€ pro Monat, bei denen bin ich auch untergekommen und es war toll. Celeste kümmert sich um die Vermietung der Zimmer für bis zu 3 Studierende und ist ein super lieber Mensch und Karl hat zwar einen etwas gemeinen Humor, ist aber auch sehr nett, auch wenn er das nicht so zeigen kann. Die beiden sind riesen Surfer und gehen wenn die Bedingungen stimmen quasi jeden Tag Surfen. Sie stellen einem auch Surfbretter, Leinen und Neoprenanzüge zur Verfügung und laden einen immer ein mit ihnen zum Surfen zu fahren. Ich stand vorher noch nie auf einem Brett und bin auch immer noch nicht besonders gut, kann es aber jedem empfehlen. Besonders Karl ist es sehr wichtig, dass man Spaß am surfen hat und er freut sich über alle, mit denen er dieses Hobby teilen kann. Die beiden geben einem aber auch jederzeit Tipps für andere Aktivitäten und kommen auch teilweise mit bzw laden einen ein mitzukommen wenn sie etwas unternehmen. Karl hat uns zum Beispiel gezeit, wie man Crayfish (eine Art Languste) fängt und den an einem Abend zusammen mit uns gegrillt. Dafür braucht man Schnorchel und Finnen, die beiden können einem aber auch das leihen. Außerdem gibt es einen Golfplatz direkt um die Ecke, wo die beiden regelmäßig spielen und dort kann man auch als blutiger Anfänger für 4-7€ pro Person 9 Löcher spielen. Karl hat mir einige Tipps gegeben und auf der driving range ein paar Schläge mit mir geübt und Celeste hat von ihrer Schwester ein Set an Golfschlägern ausgeliehen, sodass man nicht immer eins vor Ort ausleihen musste. Die beiden haben regelmäßig deutsche Studenten da und über Mundpropaganda kommen auch immer wieder neue nach. Es lohnt sich also einige Monate im Voraus anzufragen.
Sicherheit: Man liest und hört viel zum Thema Sicherheit und ich war anfangs auch etwas besorgt, aber letztendlich habe ich mich wirklich selten unsicher gefühlt. Gewisse Gegenden sollte man meiden und in den meisten Gegenden sollte man Nachts nicht mehr alleine unterwegs sein. Der Bluff wo ich gewohnt habe war aber eine verhältnismäßig sichere Gegend und in der Regel kann man da seinem Bauchgefühl vertrauen. Wenn etwas shady aussieht, sollte man vielleicht auch vorsichtiger sein. Der Tipp den einem die Einheimischen geben ist in der Regel dass man aufmerksam sein soll und das in der Regel reicht. Man solte sich aber bewusst sein, dass von der Polizei nicht viel zu erwarten ist. Mir wurde von einer anderen Pjlerin die Geschichte von einem Überfall erzählt, den die Polizei beobachtet hat und erst hinterher sind die Beamten zum Opfer gegangen um emotionalen Beistand zu leisten. In Kappstadt soll alles aber etwas sicherer sein.
Malaria wird immer wieder als Problem beschrieben, spielt in Durban aber eigentlich keine Rolle und auch im restlichen Land ist es eher sellten. HIV und Tuberkulose sind widerum sehr häufig, was aber dazu führt, dass Südafrika Weltweit Vorreiter in Antiretroviraler Therapie ist. Es gibt nicht so viele Mechanismen gegen Nadelstichverletzungen, aber wenn es passiert bekommt man eine PEP und leitliniengerecht Blut abgenommen (einem anderen Pjler ist das so passiert). Tbc war für mich kein großes Thema, weil ich nicht viel im Krankenhaus war, kann aber natürlich relevant sein. Wenn man sich länger im unmittelbaren Patientenumfeld aufhält sollte man sich vermutlich FFP2 Masken besorgen. Die gibt es wahrscheinlich auch im Krankenhaus, aber gesehen habe ich keine.
Allgemeines: Ich kann nur wärmstens empfehlen ein Auto für die Zeit zu mieten. Man kann auch alles mit Uber machen, aber auf Dauer geht das schon ins Geld. Ich habe keinen Internationalen Führerschein, in Durban habe ich den aber auch nicht gebraucht. Die von der Autovermietung haben meinen deutschen Führerschein akzeptiert und selbst als ich zur Polizeistation musste, weil mir jemand ins Heck gefahren ist, kam ich ohne den Internationalen zurecht. Allerdings gilt das wohl nicht für Kappstadt wurde mir berichtet. In SA gilt Linksverkehr, was in der ersten Woche eine krasse Umstellung ist, danach geht es aber. Der Verkehr ist allerdings auch sehr speziell und rote Ampeln sind teilweise wohl eher Vorschläge anzuhalten.
Fazit: Ich könnte noch viel mehr berichten, will aber hier auch kein Buch schreiben. Kurz und Knapp: es hat sich sehr gelohnt. 2 Monate hätten wohl auch gereicht, aber weil an meiner Uni die Bedingungen fürs Tertial splitten so bescheiden sind, war das keine Option für mich und ich bin stattdessen 3 Monate mit 20 Fehltagen dorthin. Ich habe letztendlich viel mehr Geld ausgegeben als ich vorher gedacht hätte, aber wenn man es sich leisten kann lohnt es sich definitiv auch. Ideal war für mich auch Chirurgie, weil ich kein Interesse daran hatte und so einen verlängerten Urlaub genießen konnte.
Bewerbung
Die Bewerbung lief über Anitha Pillay im elective office (Elective@ukzn.ac.za). Dabei kann es schonmal ein paar Wochen dauern, bis man eine Antwort bekommt und manchmal passt die Antwort nicht so ganz zur Frage, deswegen kann sich das ganze etwas ziehen. Bei mir waren es von der Bewerbung bis zur Zusage ein gutes halbes Jahr. Wichtig ist es dran zu bleiben auch wenn man das Gefühl hat, dass es nicht voran geht.
Nachdem man die Studiengebüren überwiesen hat, muss man sich noch bei HPCSA anmelden, womit wirklich ausnahmslos jeder Probleme hat (sowohl heimische als auch internationale Studierende). Als es von alleine nicht geklappt hat, hab ich schließlich bei Anitha angefragt und die hat das ganze etwas beschleunigen können.
Nachdem man dann den Acceptance Letter bekommen hat müsste man offiziell ein Visum in der Botschaft oder dem Generalkonsulat beantragen. Weil das aber auch lange dauern kann, ein riesen Pain mit den notwendigen Unterlagen ist und es bei der Uni keinen bockt, kann man auch einfach ohne Visum einreisen (bis maximal 90 Tage geht das als deutscher Staatsbürger). Im Nachhinein hätte ich kein Visum beantragt, auch wenn am Ende alles geklappt hat.
Die PJ-Bescheinigung und die Statusbescheinigung bekommt man frühestens 2-3 Tage vor dem letzten Tag unterschrieben und gestempelt, aber wenn man in der Zeit nichts anderes vor hat ist es kein Problem. Der Chefarzt (Mr Chetty) möchte die PJ-Bescheinigung selbst unterschreiben, will aber vorher einen Unterschrift von einem Consultant (Oberarzt). Die unterschreiben einem allerdings eigentlich alles, ist also auch kein Problem.
Fazit: ein paar Monate dauert der Bewerbungsprozess auf jeden Fall, aber man muss sich nicht Jahre im Voraus bewerben.