Ich hätte mir kein besseres Tertial vorstellen können. Man wird absolut herzlich aufgenommen und sofort ins Team integriert.
Das Tertial bestand bei mir aus 8 Wochen Intensivstation (geplant sind eigentlich 6 Wochen) und dem Rest der Zeit im OP.
OP:
Grundsätzlich beginnt der Tag um 7:30 mit einer kurzen Morgenbesprechung von 5-10Min. Dort erfährt man, welchem Arzt bzw. welcher Ärztin man an diesem Tag zugeteilt ist, wobei ein Wechsel immer möglich ist. Die Ärztinnen und Ärzte sind fast ausnahmslos supernett und lassen einen super viel machen, je nachdem, wie motiviert man ist und wie viel man sich zutraut. (Insbesondere die Oberärzte betreuen einen super!!) Prinzipiell sind die Einleitung und Ausleitung von Intubationsnarkosen, die Anwendung von Regionalverfahren (z.B. Axplex, aber auch Spinalanästhesie), Anlage arterieller und periphervenöser Gefäßzugänge, Einstellung des Beatmungsgerätes und der Perfusoren und Beaufsichtigung während der Narkose Teil der Ausbildung. Soweit irgendwie organisierbar, wird alles ermöglicht, was man gerne einmal selbst machen würde aber grundsätzlich gilt : man muss nichts machen, womit man sich nicht wohl fühlt. Ich persönlich war sehr motiviert, möglichst viel zu lernen und selbst zu machen und hatte irgendwann das Gefühl, bereits in der Einarbeitung als Assistenzärztin zu stecken, was extrem viel Spaß gemacht hat.
Intensivstation:
Am Anfang durfte ich die Stationsärzte und -ärztinnen begleiten und dadurch die Abläufe und täglichen Aufgaben kennenlernen. Im Verlauf wurden mir dann meistens 2 Patienten zugeteilt, die ich selbst betreuen durfte, wobei jederzeit jemand da war, der für Fragen bereit stand. Auch Michael Ritter, der leitende OA der Intensivstation hat immer ein offenes Ohr für die Studenten und erklärt richtig gut und gerne.
Zur Versorgung der "eigenen" Patienten gehört die körperliche Untersuchung, Sichtung der aktuellen Laborwerte und die Aktualisierung des Arztbriefes mit Einfügen aktueller Bildgebungsbefunde etc. Bei Übergabe an den Spätdienst gegen 14:00 durfte man die Patienten dann selbst vorstellen (kein Stress, man bekommt jederzeit Unterstützung, sollte das mal etwas holprig sein). Wenn spannende Untersuchungen oder Therapien anstehen, wird man dazugerufen und auch bei eintreffenden Notfällen kann man sich immer einbringen.
Das Mitfahren auf dem NEF kann grundsätzlich auch organisiert werden, gestaltete sich bei mir jedoch als etwas schwierig, weil der Platz meist bereits an andere Praktikanten vergeben war also frühzeitig ansprechen!!
Die Lehre findet meiner Erfahrung nach insbesondere während längeren OPs (bei stabilen Patienten) statt, also es lohnt sich, auch nach der Einleitung dabeizubleiben. Die allermeisten Ärzte erklären sehr gut und freuen sich, wenn man Interesse hat!! Zusätzlich findet ein- bis zweimal pro Woche ein wirklich lehrreiches Anästhesieseminar statt, in dem Prof. Straub selbst unterrichtet. Ihm liegt sehr viel daran, Begeisterung für das Fach zu vermitteln, und auch hilfreiches Wissen aus den Bereichen Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin an die Studierenden weiterzugeben, die später nicht in diesen Fachbereichen tätig sein möchten.
Auch in den anderen Fächern finden wöchentliche Seminare und/oder Lehrvisiten statt. An hochwertiger Lehre mangelt es in Ravensburg sicherlich nicht.
Insgesamt kann ich die Anästhesie in Ravensburg nur empfehlen!! Man bekommt das Gefühl, nicht "nur der PJ-ler" zu sein, sondern Teil des Teams. Die Unterstützung und Ausbildung hätte nicht besser sein können!!!