PJ-Tertial Chirurgie in Klinikum Muehldorf am Inn (1/2024 bis 4/2024)

Station(en)
Unfall, Allgemein/ Viszeral, Notaufnahme
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Regensburg
Kommentar
Da ich mir immer gewünscht hätte, ein paar Informationen zur Einstellung der Person zum Fach zu haben, die den Bericht schreibt: ich hatte zuvor fast keine OP-Erfahrung, dachte es kann nur das schlimmste Tertial ever werden und Chirurgie ist richtig scheiße. Spoiler: Es hat richtig viel Spaß gemacht.

Zu Beginn des Jahres hat der PJ-Beauftragte der Klinik gewechselt, daher ist das mit den Studientagen irgendwie ein bisschen unklar aktuell - wir haben uns dann einfach an den PJlern aus der Inneren orientiert mit 1 Studientag/ Woche, die am Besten gesammelt zum Schluss genommen werden sollen. Aber auch der neue PJ-Beauftragte ist sehr nett und gibt sich unglaublich viel Mühe, den PJlern eine gute Zeit in der Chirurgie zu ermöglichen. Gleich am ersten Tag wurden wir von ihm empfangen, mit in die Frühbesprechung genommen und vorgestellt, sehr cool fand ich, dass sich dann auch sämtliche anwesende Ärzt:innen mit Funktion bei uns vorgestellt haben.

Man hat in Mühldorf nur 3 mögliche Rotationen: Unfall, Allgemein/Viszeral und Notaufnahme. Theoretisch wird ein Rotationsplan erstellt, den man aber auch untereinander absprechen und dementsprechend ändern kann. Wer Interesse an anderen Fachrichtungen hat (im OP z.B. HNO, Orthopädie, Urologie, Neurochirurgie, alle 14d ca. auch plastische Chirurgie), kann da auch jederzeit reinschnuppern und direkt mit an den Tisch. Auch eine Rotation auf Intensivstation ist möglich. Wer gerne andere Fachrichtungen sehen will (z.B. Gefäßchirurgie gibt’s nur in Altötting), kann sich über den PJ-Beauftragten Rotationen dorthin organisieren lassen. Jeder PJler bekommt ein eigenes Telefon, Spind und einen Computerzugang.

Unfallchirurgie: die Unfallchirurgen haben meistens so 1-2 OP-Punkte pro Tag, das heißt, dass man meistens nach der Frühbesprechung mit auf Visite geht. Die können teilweise sehr lang sein. Danach bekommt man meist ein paar Briefe zugeteilt, anfangs viele Commotio-Überwachungs-Briefe, die man anschließend wenn Zeit ist mit dem Oberarzt bespricht. Da hagelt es gern mal Kritik, aber es lohnt sich trotzdem, weil einem meist im Anschluss noch Klassifikationen, Röntgenbilder und spezielle Untersuchungsmethoden erklärt werden. Angenehm ist auch, dass die Operationen meistens maximal 2 Stunden dauern, das heißt auch das Haken halten wird nicht allzu anstrengend. Da der OP gut mit verschiedenen Tischen und Halterungen ausgestattet ist, musste ich z.B. nie ein Bein halten oder ähnlich dämliche Sachen. In der Unfallchirurgie darf man meist die Drainagen annähen und Wunden zunähen, und bei unkomplizierteren OPs auch mal Bohren und Schrauben. Sonst kann man sich auch in die Sprechstunde (v.a. BG-Sprechstunde) mitreinsetzen.

Allgemein-/Viszeralchirurgie: hier ist man eigentlich hauptsächlich im OP. Operiert werden v.a. Schilddrüsen, Gallen, Appendektomien und Hernien, mit dem neuen Chef auch zunehmend bariatrische OPs. Auch hier ist mein eigentlich immer 1. Assistenz, d.h. ab Tag 1 darf/ soll man die Kamera führen bei Laparoskopien. Da bin ich beim ersten Mal kläglich gescheitert, war aber kein Problem und wenn mans dann mal verstanden hat, ist es eigentlich ganz witzig. Es wird je nach Operateur mehr oder weniger erklärt, aber man kann immer Fragen stellen, die ausführlich beantwortet werden. Bei Nebenschilddrüsen-OPs sollte man sich drauf einstellen, dass das meist deutlich länger dauert, als im OP-Plan angegeben. Wenn man motiviert ist, kann man auch mal bei den transoralen, endoskopischen Schilddrüsenoperationen des neuen Chefs die Kamera führen. Bei viszeralchirurgischen OPs kann man das intrakutane Nähen lernen. Nachmittags freuen sich die Assistenten, wenn man beim Briefe schreiben hilft. Auch hier sind eigentlich alle sehr nett.

Notaufnahme: hier darf man von Anfang an eigentlich die Patienten erstuntersuchen und einschätzen, nach Rücksprache mit den Assistent:innen dann Röntgen und weitere Untersuchungen anmelden, Ultraschall machen und Berichte schreiben. Besonders zu erwähnen ist auch die chirurgische Chefärztin der Notaufnahme, die sehr nett ist und sehr darauf bedacht ist, einem viel beizubringen. Wir haben es meist so gemacht, dass wenn auf Station und im OP nichts los ist oder man nicht gebraucht wird, dann ist man eben in die Notaufnahme gegangen und hat dort geholfen, ggf. auch zu mehrt Patienten angeschaut.

Zum OP: hervorzuheben ist die OP-Pflege, die unglaublich (!) nett ist und gerne erklärt. Ich persönlich wurde nie blöd angemacht, auch bei Fehlern wurde ich immer freundlich darauf hingewiesen. Vormittags müssen die Assistenten meistens die Station machen, da gehen dann meist die PJler mit in den OP, nachmittags operieren häufig die Assistenten selbst, aber auch hier kann man meist als 2. Assistenz mit an den Tisch. Insgesamt ist man eigentlich fast immer 1. Assistenz. Es gibt einige wenige Belegärzte, die immer Assistenten von der Klinik brauchen, das ist auch meistens Aufgabe der PJler, hier kann man z.B. bei Brustimplantaten, Liposuktionen oder Arthroskopien assistieren. Wer (wie ich) einen eher schlechten Kreislauf hat: Kompressionsstrümpfe gibt’s für paar Euro auf Amazon und die retten einem den Tag ;)

Der Tag beginnt immer um 7:36 Uhr mit einer Röntgendemo, die je nach Wochentag und Patientenaufkommen bis 8 oder halb 9 geht. Dann geht jeder auf seine Station/ in den OP. Fürs Mittagessen bekommt man Marken von der Klinik (abzuholen bei der Kasse am Haupteingang), das Essen ist eigentlich in Ordnung. Nachmittags um 15 Uhr ist täglich eine Röntgenbesprechung, wo alle Bilder des Tages demonstriert werden, hier darf und soll man als PJler jederzeit nachfragen, wenn man etwas an den Bildern nicht verstanden hat oder nochmal demonstriert haben möchte. Die Chefärzte und der Radiologe haben sich da jedes Mal gefreut! Offiziell geht der Tag glaube ich bis 16 Uhr, aber wir sind eigentlich immer nach der Röntgenbesprechung nach Hause gegangen.

Chirurgischer PJ-Unterricht ist nach Plan 1x/ Woche, da gibt es engagiertere Dozenten und weniger engagierte Dozenten, im Schnitt allerdings gute Seminare! Außerdem kann man auch jederzeit zum internistischen PJ-Unterricht und EKG-Kurs (beides auch 1x/ Woche) gehen. Der viszeralchirurgische Chefarzt hat außerdem einmal mit uns ein M3-Probeexamen durchgeführt, wo jeder eine Epikrise zu einem Patienten geschrieben hat und dann wie im M3 geprüft wurde. Da hat er uns auch ein bisschen die Prüferseite erläutert, was für mich persönlich dazu geführt hat, dass ich das Examen etwas lockere sehe. Blutabnehmen und Viggos legen muss man nur in Ausnahmefällen, darum kümmern sich Stationssekretärinnen.

Weiter bietet die Klinik Mühldorf einem die Möglichkeit kostenlos im Personalwohnheim zu wohnen, dieses befindet sich ca. 10min zu Fuß von der Klinik entfernt (schöner Fußweg durch den Park) und hat eine etwas seltsame Aufteilung (siehe Vorberichte), aber alles in Allem eigentlich sehr angenehm dort zu wohnen.

Fazit: eher kleines Haus mit familiärerem Team, man kann viel lernen und hat danach die Basics drauf – wer eher große OPs und krasse Sachen sehen will, sollte allerdings woanders hingehen!
Bewerbung
via PJ-Portal
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
EKG
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Poliklinik
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Braunülen legen
Mitoperieren
Blut abnehmen
Notaufnahme
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Briefe schreiben
EKGs
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13