In meinem ersten Tertial mit zwei Monaten in der Plastischen Chirurgie fand ich mich in einem überraschend familiären Umfeld wieder. Das kleine, aber echt nette Team empfing mich herzlich und integrierte mich schnell in den Alltag. Besonders bemerkenswert war der persönliche Umgang des Oberarztes und der kommissarischen Chefärztin, die mich nicht nur als zukünftigen Kollegen wertschätzten, sondern aktiv in anspruchsvolle Aufgaben einbanden. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Chefärztin assistierte, indem sie beispielsweise das Bein hielt, während ich mich darauf konzentrierte, das OP-Gebiet vorzubereiten. Auch bei den morgendlichen Blutentnahmen halfen alle mit, sodass man selten länger als 20 Minuten am Tag damit beschäftigt war.
Der Fokus der Station lag zur Zeit meines Tertials sehr auf Rekonstruktion (Dekubitus, nekrotisierende Faszitis, Amputationen). Das machte es schon sehr einseitig, aber mit dem neuen Chefarzt soll das jetzt wieder mehr Richtung Mikrochirurgie sich gewandelt haben.
Ich selbst bin vorher gar nicht chirurgisch interessiert gewesen - hab aber nach den zwei Monaten hier doch nochmal überlegt ob es nicht doch was wäre. Also große Empfehlung an alle, die in nem kleinen Team arbeiten wollen und auch mal paar Skills und Umgänge und Procedere kennenlernen wollen. So viel Feedback wie hier hab ich in keiner anderen Station erhalten. Anderswo wurden meine Briefe einfach abgenickt oder komplett überschrieben, während hier die meisten Assistenzärzte sich die Zeit nahmen mir Tipps zum Schreiben mitzugeben und überarbeitungen mit mir durchführten.
Nachteil: Für das M3 und den dort üblichen Themen nimmt man hieraus natürlich nicht viel mit, da der Fokus auf Wundversorgung und Rekonstruktion lag.