Gefäßchirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
Freiburg
Kommentar
Das Tertial in der Chirurgie des Diakonissenkrankenhauses war insofern eine lehrreiche Zeit, als dass mir einige Schattenseiten des Fachbereichs vor Augen geführt wurden. Zwar sind die Rahmenbedingungen des PJs (600€ Aufwandsentschädigung, kostenloses Mittagessen, Einführungstag, PJ-Unterricht nach festem Curriculum, Rotation über Notaufnahme) als positiv hervorzuheben, das Innenleben des Hauses sollte jedoch Anlass dafür sein, besser einen Umweg zu machen.
Das Team der Notaufnahme ist ein sehr angenehmes und ich hatte eine wirklich spannende, prägende Woche dort. "Wie schön, dass Du uns unterstützt. Du bist nur ergänzend hier und vorrangig, um viel zu lernen!", ist die Atmosphäre, die wir Pjler*innen dort zu spüren bekamen.
"Du bist fest und unausweichlich in unsere Arbeitsabläufe integriert und solltest Dir die 600€ dadurch verdienen, den überlasteten Assistenzärzt*innen stupide, repetitive Tätigkeiten abzunehmen!", schien der Philosophie auf den chirurgischen Stationen am ehesten nahe zu kommen. Das Ungleichgewicht vom dem, was wir leisteten und der Wertschätzung, die wir dafür erhielten, war mitunter sehr zermürbend und konnte nur durch gemeinsame Reflexionen und Gespräche in der Gruppe der PJler*innen aufgefangen werden.
Sicherlich, lag die Belastung auch darin begründet, dass es in unserer Rotation lediglich ein/e PJler*in pro Station gab. Das lockerte sich nach drei Monaten ein wenig auf, als Verstärkung kam. Es gab Tage, an denen ich morgens beinahe 20 Blutentnahmen durchführte, um nahtlos im Anschluss zehn Patient*innen im Aufnahmezentrum zu untersuchen und dann in den OP gerufen zu werden. Als ich danach auf Station stolperte, wartete nicht selten eine erzürnte Pflegerin auf dem Flur und rief mir entgegen "Die Flexülen legen sich nicht von allein! Los jetzt!".
Womöglich hätte es nicht mehr gebraucht als ein "Danke, dass Du uns heute wieder derart unterstützt hast!", um den leeren Akku ein wenig zu laden. Stattdessen gab man uns das Gefühl, dass PJler*innen von Natur aus dazu neigen, jede Gelegenheit zu ergreifen, sich Verpflichtungen zu entziehen. Fehlzeiten werden penibel dokumentiert, Urlaubstage müssen in einem aufwendigen Prozess erst freigegeben werden.
Das hierarchische Gefüge am Diako ist beeindruckend steil. Ich wusste nicht, dass es im Deutschland von 2023 noch Orte gibt, wo die Assistent*innen den Chefarzt im OP mit "Chef" ansprechen, wo die Reihenfolge des Zimmerbetretens bei der morgendlichen Visite keinesfalls durcheinander gebracht werden darf. Gewiss ist die Patient*innenversorgung am Diako von hohem Standard, ein Ort zum Arbeiten ist es für mich nicht keinesfalls.
Ich möchte das Kollegium nicht über einen Kamm scheren. Ich hatte gleichsam im OP, dem Aufnahmezentrum und auf Station auch sehr schöne fachliche und zwischenmenschliche Kontakte. Ich würde mir für alle zukünftigen PJ-Generationen jedoch wünschen, dass positive Wertschätzung fortan mehr gegen Strenge und Disziplin abgewogen werden.
Bewerbung
Ãœber die Platzvergabe im PJ-Portal hinaus erwartet das Diakonissenkrankenhaus noch ein Motivationsschreiben und Lebenslauf.