Die Geriatrische Klinik in St. Gallen ist eine eigenständige Klinik, welche zum Kantonspital St. Gallen gehört. Es gibt insgesamt 3 Stationen Akutgeriatrie, inzwischen wurde dort auch eine Reha aufgebaut und auch eine Memory Clinic sowie ein Pflegeheim gehören im weitesten Sinne mit dazu bzw. werden durch das ärztliche Personal mitbetreut.
Ich war die gesamte Zeit als "Unterassistentin" auf der Privatstation im obersten Stock tätig, wurde schnell und gut durch meinen Assistenzarzt, dem ich zugeteilt worden war, eingearbeitet und hatte mehr oder weniger 1:1-Betreuung durch den zuständigen Oberarzt, welcher auch des Öfteren tolles Teaching mit mir gemacht hat und mich sehr ernst genommen hat. Kollegialität und flache Hierarchien werden hier wirklich groß geschrieben - bis auf den Chefarzt durfte ich alle duzen und es war wirklich ein Arbeiten auf Augenhöhe.
Die Hauptaufgabe der Unterassistent*innen besteht darin, die Zugänge - oder wie die Schweizer*innen zu sagen pflegen - "Eintritte" zu machen. Und die haben es umfangsmäßig wirklich in sich! Mehr als 10 Seiten an Anamnese, Assessments, Screening und Untersuchung gehören mit dazu und wenn das mal nicht ganzheitlich ist, weiß ich auch nicht. Man gewöhnt sich schnell an das Arbeiten und ja, es ist viel Dokumentation, doch das ist ja in Deutschland auch nicht wirklich anders. Das Arbeiten an sich ist zudem gut geregelt, man kann regelmäßig und ausgiebig Mittag essen - auch wenn das Kantinenessen trotz des hohen Gehalts kaum zu bezahlen ist, wir haben daher fast alle zu Hause vorgekocht.
Ich fand es super angenehm, dass man je nach persönlichem Engagement, das man geben wollte, auch wirklich viel machen durfte oder sich, wenn man das denn bevorzugte, auch auf das "Nötigste", somit also die Eintritte, beschränken konnte. Ich habe das Angebot meines Oberarztes angenommen, dauerhaft 2 eigene Patient*innen zu betreuen, was zunächst natürlich eine Herausforderung war, aber nach der Zeit immer leichter wurde - vor allem auch das Verfassen der ausführlichen Briefe, die in der Geri wie auch das Aufnahme-Assessment entsprechend umfangreich sein müssen.
Alles in allem war die Zeit extrem lehrreich und auch wirklich "ärztlich" und gänzlich anders als die vorherigen beiden Tertiale, die ich in Deutschland gemacht habe. Man darf sich hier definitiv nicht mit der Erwartung bewerben, dass man lernt, Blutentnahmen zu machen oder Braunülen/Flexülen zu legen, denn das ist in der Schweiz schlicht und einfach keine ärztliche Tätigkeit.
Zu den Zeiten: Die waren grundsätzlich recht angenehm. Start war immer ca. 7:30 auf Station, 7:45 Morgenbesprechung mit fast täglich einer kleinen internen Fortbildung / Fallvorstellung und einmal wöchentlich einer größeren Fallvorstellung aller internistischen Kliniken des Kantonspitals - die waren fast immer supergut. Somit ist es nicht schlimm, dass es keinen extra PJ-Unterricht gab. Der Tag endete offiziell kurz nach 16:00 nach dem Nachmittags-Rapport - ich war allerdings häufig deutlich länger da, da ich noch einiges auf meiner To-Do-Liste hatte.
Es ist übrigens auch möglich, an Samstagen zu arbeiten und somit an anderen Tagen frei zu bekommen.
Wir PJler*innen haben alle im Wohnheim direkt an der Klinik gewohnt und es war auf jeden Fall sehr in Ordnung (nur sehr hellhörig). Wir haben uns als bunt zusammen gewürfelte Truppe auch sehr gut verstanden, viel zusammen gekocht, unternommen etc. und das hat auf jeden Fall die Qualität des Tertials noch zusätzlich angehoben.
Freizeitmäßig bietet St. Gallen wunderschöne Landschaft mit Bodensee- und Alpennähe und auch ist die Stadt selbst einfach nur schnuckelig. Einkaufen kann man günstig im Aldi oder aber in den verschiedenen etwas teureren Schweizer Supermärkten.
Alles in allem bin ich super zufrieden und kann auf ein fantastisches und defnitiv mein bestes Tertial zurückblicken, in dem ich wahnsinnig viel lernen konnte.
Bewerbung
Ich habe mich etwa 2 Jahre im Voraus über das Chefarztsekretariat beworben, laut Mit-PJlern klappt das mitunter aber auch deutlich kurzfristiger.