Zunächst etwas Allgemeines: Wenn man sich dazu entscheidet, sein Innere Tertial in der Unikinik Bonn zu absolvieren, kann man sich für drei unterschiedliche Kliniken entscheiden: Medl, Medll und Medlll. Diese sind jeweils auf unterschiedliche Bereiche der Inneren Medizin spezialisiert. Was genau wozu gehört liest man am Besten auf der Homepage nach. Wichtig ist zu wissen, dass man ausschließlich Prioritäten angibt und damit noch keinen sicheren Platz in der jeweiligen Klinik hat. In jeder der Kliniken gibt es 5 Plätze. Es gibt die Möglichkeit, wenn man einen Tauschpartner hat, nach der Hälfte der Zeit auch in einen anderen Bereich zu wechseln. Ich habe die Medll priorisiert und dort auch einen Platz erhalten. Diese Klinik ist spezialisiert auf Kardiologie und Pulmologie.
Das Tertial ist zweigeteilt: Man beginnt zunächst mit einer Rotation durch die Funktionsbereiche/Ambulanzen:
1 Woche Angiologie
1 Woche Intensivstation
1 Woche Pulmologie Ambulanz
1 Woche Echo
2 Wochen Notfallzentrum
Die restlichen 10 Wochen wird man auf eine der 6 kardiologisch-pulmologischen Station verteilt:
Martini A -> Privatstation
Martini B -> hauptsächlich elektive Patienten
Brendel A
Brendel B -> IMC
Hirsch
Rühle
Angiologie:
Es beginnt um 9 Uhr und man sitzt gemeinsam mit einem Oberarzt im Untersuchungszimmer und schallt die ganzen Patienten. Zum Großteil FKDS der hirnversorgenden Arterien und TVT-Ausschluss, aber auch komplexere Fragestellungen. Die ersten beiden kann man recht schnell unter Supervision selber übernehmen. Meist ist man gegen 16 Uhr fertig. Donnerstags ist großer elektiver PTA-Tag. Hier kann man gemeinsam mit dem Sektionsleiter die Interventionen machen. Er nimmt einen auch gerne mit an den Tisch und lässt einen Draht/Katheter einführen und wechseln.
Intensivstation:
Es beginnt um 7 Uhr mit der Chefarztvisite jeden Tag. Hier empfiehlt es sich schon dabei zu sein, weil meist das Procedere festgelegt wird. Wenn man kein Frühaufsteher ist, kann man aber auch um 8 kommen. Dann muss man aber damit rechnen, dass ein Kommentar vom Chef kommt. Sonst ist es klassische Intensivstation-Arbeit: sehr viel untersuchen, Patienten zu Diagnostik begleiten, beim ZVK-Legen assistieren oder selber durchführen, Sono. Hier geht es auch meist bis 16 Uhr.
Pulmologie:
Es beginnt um 8:30. Hier sitzt man meist mit dem Sektionsleiter oder einem der Assitenzärzte in der Ambulanz und bespricht mit den Patienten Untersuchungsergebnisse/weitere Therapie. Der Sektionsleiter lässt einen viel selber mit den Patienten reden und Vorschläge zur Therapie machen. Sonst werden hier noch die Bronchoskopien gemacht. Es geht auch meist bis 16 Uhr.
Echo:
Es beginnt um 8:30. Hier ist es immer etwas stressig. Meist machen 2-3 Assitenzärzte parallel TTE/TEE und Belastungs-TTE. Hier war es bei mir aber auch so, dass nachdem die Pflege den Patienten gewechselt hat und der Arzt noch am Befunden war, man selber schallen und anschließend besprechen konnte was man gesehen hat. Theoretisch kann man bis 22 Uhr bleiben, man wird aber meist so um 16 nach Hause geschickt.
Notfallzentrum:
Es beginnt um 7:30. Hier ist klassisch Notfallzentrum. Nur, dass es so triagiert wird, dass man wirklich nur die Patienten sieht, die vermeintlich ein kardiologisches/pulmologisches Problem haben. Es ist gerne gesehen, dass man Patienten selber anamnestiziert, untersucht und anschließend vorstellt sowie Empfehlungen gibt und diese dann auch eigenständig umsetzt. Hier ist das Ende sehr individuell. Wenn nichts los ist, ist Schichtwechsel um 16 Uhr. Wenn aber gerade ein Schockraum angekündigt ist, dann kann man natürlich auch länger bleiben. Aber alles freiwillig.
Martini B:
Kurz zur Station: im Alltag ist es die elektive Aufnahme-Station für gesetzlich Versicherte. Heißt, sehr viele interventionelle Klappen, Koronarangiographien, Electrokardioversionen oder VHF-Ablationen. Wenn damit jedoch nicht alle Betten belegt sind, wird auch anderweitig aufgefüllt.
Die Station hat insgesamt 20 Betten, die kontinuierlich alle belegt sind und wo die Hälfte der Patienten schon jeden Tag ausgetauscht wird.
Auf Station tätig sind meist 2-3 kardiologische Assitenzärzte, wovon einer Berufsanfänger ist, ein Assistenzarzt-Rotant aus einer anderen internistischen Klinik sowie ein Physician Assistant. Eine dieser Personen ist aussschließlich mit Neuaufnahmen beschäftigt. Und man muss damit rechnen, dass immer Jemand im dienstfrei oder krank ist. Typischerweise betreuen zwei Ärzte die Station.
Der Tag beginnt zwischen 7:30 und 8 mit Einlesen in den aktuellen Status der Patienten. Um 8 ist dann Frühbesprechung wo im gesamten Team die neu aufgenommenen Patienten vorgestellt und schwierige Fälle diskutiert werden. Anschließend stellt einer der Assistenten eine kürzlich veröffentlichte Publikation vor. Nach der Frühbesprechung ist klassisch Visite und anschließend Kurvenvisite. Dann schaut man sich die neuen Patienten an und erledigt sonstige Aufgaben. Kurz nach Mittag ist Oberarztvisite. Im Anschluss werden dann meist kleinere Interventionen gemacht wie ZVK legen oder ECVs machen. Man findet jeden Tag die Möglichkeit entspannt Mittag zu essen. Der Tag endet meist um 17 Uhr. Wenn man mal früher gehen möchte, ist das aber auch kein Problem.
Hauptaufgabe für mich war immer eigene Patienten möglichst vollständig zu betreuen. Heißt, Aufnahmegespräch und -untersuchung, Diagnostik anmelden, täglich visitieren und entsprechend dokumentieren, Medikamente anpassen, dem Oberarzt vorstellen und zu besprechen, selber ZVKs legen und ECVs machen, Sonos, parallel den Arztbrief schreiben, Folgetermine vereinbaren und auch wieder zu entlassen. Die ersten Tage bin ich primär bei den Assistenten nur mitgelaufen und hab meinen Senf dazugegeben. Man sollte jedoch in der ersten Woche schon dazu übergehen, sich zumindest mal einen Patienten selber zu nehmen und, wenn man das unter Kontrolle hat, die Zahl kontinuierlich zu steigern. Am Ende der 10 Wochen sollte es kein Problem sein, 5-6 Patienten komplett eigenständig zu betreuen. So ist es gewünscht und so bekommt man auch, nach meinem Empfinden, das beste Gefühl für klassische internistische Stationsarbeit. Dies findet natürlich alles unter Supervision der Assistenzärzte und Oberärzte statt. Auch bei der Schockabgabe selber und beim Punktieren für den ZVK war immer ein Assistenzarzt mit anwesend. Das Vor- und Nachbereiten schafft man schnell alleine. Sonst kann man im Tagesverlauf auch immer gerne mit zu den Interventionen gehen und sich diese anschauen. Also interventioneller Klappenersatz, Koronarangiographie, VHF-Ablation oder PTA.
Anmerkung: man hört ja aus anderen Krankenhäusern, dass dort die PJler teilweise für die Blutabnahmen, PVKs odert EKGs schreiben missbraucht werden. Das ist hier gar nicht der Fall. Alle Stationen haben sehr gut geschultes Pflegepersonal, die das übernehmen. Wenn man aber bspw. noch PVKs legen üben möchte, kann man sich den MFAs anschließen, die leiten einen dann an. Blutabnahme habe ich in dem ganzen Tertial keine einzige gemacht. PVKs habe ich schon welche gelegt, wenn mir selber aufgefallen ist, dass diese para läuft und die Pflege gerade sehr beschäftigt war. Aber in dem ganzen Tertial auch maximal 5 Stück.
Zu Fortbildungen:
2x pro Woche für PJler: davon ein Mal eher theoretisch in Seminarform, das andere Mal eher praktisch (Untersuchungskurs/bronchoskopieren am Modell...)
1x pro Woche Assitenzarztfortbildung
Man muss jedoch dazu sagen, dass die Fortbildungen regelmäßig ausfallen. Man muss den zuständigen Oberärzten häufig hintertelefonieren und nicht selten sitzt man im Seminarraum und es kommt niemand. Das ist auch mein größter Kritikpunkt an dem Tertial und haben wir als PJler auch an den PJ-Beauftragten so zurückgemeldet.
Abschließend kann ich nur Jedem empfehlen über ein Tertial in der Kardiologie am UKB nachzudenken. Ich habe mich dort sehr gut aufgehoben gefühlt und Einiges mitnehmen können.