Da der letzte PJ-Bericht etwas länger her ist werde ich im folgenden etwas ausführlicher auf mein Tertial in der Urologie der Stadtklinik Bad Tölz eingehen.
Zunächst zum organisatorischen Ablauf:
Das Tertial habe ich über das PJ-Portal gewählt, da die Klinik ein Lehrkrankenhaus der LMU München ist. Pro Tertial ist ein Platz zu vergeben, sodass in der November- sowie der Mai-Rotation die Wahl möglich ist.
Es gibt für alle PJ-Studierenden ein Zimmer im nahe gelegenen Jodquellenhof. Die Organisation war unkompliziert und lief über die Verwaltung der Klinik. Eine kurze Mail an die Verwaltung (Fr. Sturm) mit der Bitte um ein Zimmer genügt. Die Unterkunft selber ist ein altes Hotel, welches 2018 geschlossen wurde. Entsprechend ist auch alles in die Jahre gekommen, da dort keine wirklichen Investitionen getätigt wurden seitdem. Zu Beginn war es sehr gewöhnungsbedürftig, jedoch ist der Weg zur Klinik sehr kurz (5min zu Fuß) und da die anderen PJlerInnen dort auch untergebracht sind, kann man sich mit der Zeit schon damit arrangieren. Jedes Zimmer hat eine Kochmöglichkeit mit Herd, Kühlschrank und Mikrowelle. Geschirr etc. ist jedoch nicht vorhanden. Da es alte Hotelzimmer sind, verfügt jedes Zimmer über ein eigenes Bad und einige Zimmer haben auch einen Balkon. Neben den Studis und einigen Pflegekräften sind dort auch viele Handwerker untergebracht. Eine Waschmaschine ist extra für die MitarbeiterInnen der Klinik vorhanden. Die Benutzung ist kostenlos. Der Jodquellenhof ist an sich wirklich gut gelegen und mit dem Auto hat man auch immer einen Parkplatz vor der Tür gefunden.
Zusätzlich zur Unterkunft bekommt jeder 550 € Gehalt und ein Mittagessen. Das Mittagessen wird extern zubereitet und in der Klinik aufgewärmt. Entsprechend schmeckt das Essen leider auch. Aber da das Essen kostenlos zur Verfügung gestellt wird, war es echt in Ordnung. Es gibt eine Auswahl aus Gerichten, die jeder im Voraus über eine App bestellen muss. Diese wird am ersten Tag in der Personalabteilung eingerichtet. Generell lief der gesamte „Papierkram“ am ersten Tag ohne weitere Probleme.
Bad Tölz an sich ist eher klein, aber mit den anderen PJlern war es einen wirklich tolle Zeit und die Landschaft ist natürlich ein Traum. Ich war sogar ohne Auto in Tölz und nur mit dem Rad (Gravel), was aber auch kein Problem gewesen ist. Tegernsee, Kirchsee, Lenggries, Walchensee etc. war alles auch mit dem Rad erreichbar.
Nun aber zum wichtigen Teil meines Erfahrungsberichtes:
Am ersten Tag wurde ich, nach einem kurzen Kennenlernen mit dem Chefarzt, von einem Assistenzarzt der Klinik am Büro abgeholt, der mich dann auch am ersten Tag in der Abteilung rumgeführt hat. Das hat mir am Anfang sehr geholfen die Klinik und die KollegInnen kennenzulernen. Alle waren von Beginn an durchweg nett und ich habe mich von Anfang an sehr aufgehoben gefühlt.
Der Tag startet immer um 07:15 Uhr auf Station, wo der Dienstarzt eine kurze Übergabe an die Stationsärzte von der Nacht gibt. Um 07:25 Uhr ist Frühbesprechung mit den Oberärzten und dem Chefarzt. Nach der Besprechung findet die Visite mit den Oberärzten statt. Hier ist man freigestellt mitzulaufen oder schonmal die Blutentnahmen zu erledigen. Ich habe die Blutentnahmen meist schon vor Dienstbeginn erledigt, um bei der Visite mitlaufen zu können und den Beginn der Operationen um 08:00 Uhr nicht zu verpassen. In der Uro sind es bekanntlich auch generell eher weniger Entnahmen, sodass diese in einer guten halben Stunde locker abgenommen sind. Nach der Visite beginnen die Ops. Auf Stationen werden dann noch die Ultraschallkontrollen erledigt, bei denen man auch schnell eigenständig unterstützen kann, wenn man möchte. Allgemein hatte ich immer das Gefühl dass man sehr willkommen ist, egal auf was ich an dem Tag Lust hatte.
Was die Operationen betrifft, bietet die Abteilung alle relevanten urologischen Eingriffe: endourologisch sowie auch laparoskopisch. Natürlich werden auch die kleineren urologischen Operationen angeboten. Bei den Operationen darf man immer zusehen und bei den kleinen Ops wie Vasektomie oder Circumcision auch schnell mitoperieren. Generell wurde ich von Beginn an auch immer gefragt, ob ich zu einer Op mitkommen möchte, was besonders am Anfang sehr viel Sicherheit gibt. Zum Ende meines Tertials durfte ich dann sogar auch DJ-Wechsel unter Aufsicht selbstständig durchführen, was wirklich sehr viel Spaß gemacht hat.
Neben den kleineren Eingriffen gibt es auch einen Saal mit DaVinci-Roboter. Dieser wird vier Tage die Woche von den Urologen verwendet, weshalb hier eine wirklich beeindruckende Expertise vorhanden ist. Neben Prostatektomien werden auch Nierenteilresektionen, Nephrektomien, Zystektomien, Pyeloplastiken, Harnleiterneuimplantationen etc. durchgeführt. Also eigentlich das gesamte Spektrum, bis auf Nierentransplantationen.
Was für mich, neben der Station und dem Op, auch sehr lehrreich gewesen ist, war die Notaufnahme. Hier konnte man sehr eigenständig arbeiten und die gängigen urologischen Untersuchungen durchführen. Gleiches gilt für die Patientenaufnahme.
Am Nachmittag findet dann nochmal eine kurze Visite durch den Stationsarzt statt bei der ich meist mitgelaufen bin, um für den nächsten Tag vorbereitet zu sein. Danach war dann meist Feierabend (zwischen 15 und 16 Uhr). Wenn ich bei guten Wetter mal etwas eher gehen wollte, war das aber auch nie ein Problem.
PJ-Unterricht wird in der Urologie nicht angeboten. Es gibt in unregelmäßigen Abständen Unterricht in der Inneren oder Chirurgie, der jedoch häufig verschoben oder ganz abgesagt wurde. Ich muss gestehen, dass ich deswegen auch nicht wirklich hingegangen bin.
Zusammenfassend muss ich sagen, dass mir das Tertial in der Urologie unglaublich viel Spaß gemacht hat und ich es allen wirklich sehr ans Herz legen kann in die Urologie nach Bad Tölz zu gehen. Alle waren wirklich sehr sehr nett und ich habe mich von Beginn an als Teil des Teams gefühlt. Ich durfte unglaublich viel lernen und glaube, dass mich das Tertial wirklich gut auf meine Wunschrichtung Urologie vorbereitet hat.