Vorweg muss man leider sagen, dass es das PJ wie in den vorherigen Berichten beschrieben momentan so nicht mehr gibt. Ich möchte dem wirklich sehr netten und kompetenten ärztlichen Team mit diesem Bericht nicht Unrecht tun und es ist wichtig zu unterstreichen, dass nach einem Feedback am Ende des Tertials Änderungen besprochen und angestrebt werden sollen, jedoch finde ich es wichtig darüber aufzuklären.
Der Umzug in das neue Anna-Seiler-Haus und die Einführung des neuen KIS Systems haben die Abteilung leider zur Umstrukturierung bewogen, ein eigenes Büro für UHUs, den Mittagsrapport, Aufnahmen und Patientenvorstellungen durch Studierende gibt es aktuell nicht mehr. Dabei kommt die Lehre bzw. die Betreuung und Einbindung der Studierenden nun wesentlich zu kurz. Das ärztliche Team ist durchweg wirklich super lieb, jedoch wird man als Studierender eher wenig wahrgenommen. Man hat zwar so alle Freiräume sich den Tag selbst zu strukturieren (Poliklinik, Notaufnahme, OP, Station), wird aber eben auch nicht wirklich eingebunden.
In der Poliklinik finden Sprechstunden und die Aufnahmen durch die Assistenzärzt*innen statt. Man kann sich dort dazusetzen und auch mal Untersuchungen durchführen, allerdings nur, wenn keine Blockpraktikanten dort sind, sonst wird es der Pflegeleitung zu voll. Es gibt auch leider keine wirkliche Chance eine eigene Koje zu bekommen und ein paar eigene Patienten zu übernehmen, da die Pflege nicht den Mehraufwand betreiben möchte und es auch nicht angeboten wird (soll nun geändert werden).
Im OP wird man ca. 2-3 Mal pro Woche zum Haken halten gebraucht, jedoch wurde auch das zum Ende weniger, da es viele Gastärzte gab, die vor uns gefragt wurden bzw. diese OPs für sich beansprucht haben. Wenn man einmal da war, wurde ärztlicherseits super viel erklärt und man durfte eigentlich auch immer zunähen oder auch mal den Hautschnitt machen, das war wirklich gut. Leider wurde die OP-Erfahrung aber stark durch das Verhalten der Pflege überschattet, das durchweg sehr respektlos, unprofessionell und schikanierend war. Nachdem dies von uns angesprochen wurde, gab es von ärztlicher Seite zwar große Bemühung dies zu ändern, leider ist dies auf Seiten der Pflege aber auf komplettes Unverständnis getroffen.
Auf der Station konnte man bei der Visite dokumentieren, mal Drainagen spülen oder kleinere Untersuchungen übernehmen. Abhängig vom Assistenzarzt/ärztin bestanden die Aufgaben aber überwiegend darin irgendwo anzurufen und Berichte anzufordern, da es eben auch keine anderen Aufgaben für Studierende gab. Leider war die Visite auch nicht gerade lehrreich, da sie überhaupt nicht interaktiv und meistens ohne jegliches Teaching ablief.
Die Notaufnahme war mit Abstand das Beste. Dort durfte man viel machen, von Abszess Entlastungen über Wundverschluss, eigenständige Anamnese und Dokumentation. Da man hier in einem relativ entspannten 1:1 Setting mit dem zuständigen Dienstarzt/ärztin war hat man auch viel erklärt bekommen, Fragen stellen können und nette Gespräche geführt.
Insgesamt muss ich sagen, dass ich von einem PJ in der HNO am Inselspital momentan zumindest für deutsche PJler*innen (2-4 Monate) eher abraten würde. Die wenigen Aufgaben kombiniert mit einem pflegerischen Team, dem anscheinend nicht bewusst ist, dass es in einem Lehrkrankenhaus arbeitet, machen es ab einem gewissen Punkt schwierig die eigene Motivation hochzuhalten. Hier sollten abteilungsintern dringend Grundsatzgespräche geführt werden und bessere Absprachen für die Zuständigkeit für Lehre und Studierende erfolgen (war am Ende in Planung).
Abgesehen davon hatte ich eine wirklich gute Zeit in der Schweiz, das Land ist wunderschön und der Freizeitwert enorm hoch. Dadurch, dass wir drei PJler*innen/WJS waren, konnten wir uns die Zeit in der Klinik gut einteilen und auch unter der Woche am Nachmittag Freizeit genießen. Leider wurden in Bern die Preise für die Wohnheimzimmer (8qm ohne Bad) auf 650-750 CHF angezogen und ein Mensaessen kostet zwischen 10-15 CHF, sodass von dem PJ Gehalt so gerade genug für Lebensmittel übrigblieb.
Davon ausgehend, dass die von uns angesprochenen Punkte nun abteilungsintern besprochen werden und es danach hoffentlich wieder zu einer Verbesserung des PJs dort kommt, muss jede*r selber entscheiden, ob sie/er sich für die HNO an der Insel entscheidet. Am Ende hat alles seine Vor- und Nachteile und man muss sich überlegen, welchen Fokus man selber setzen möchte und mit welchen Erwartungen man an das Ganze rangeht. :-)
Bewerbung
Kurzfristig vier Monate vorher über das Chef-Sekretariat, sehr unkompliziert und freundlich!