Das PJ Tertial in Agatharied war definitiv meine lehrreichste PJ-Zeit. Ich wurde schnell ins Team integriert und durfte viele Tätigkeiten selbstständig üben, so dass sich der Lernfortschritt so gestaltete wie man es ich im PJ vorstellt. Das kann ich von meinen anderen Tertialen nicht unbedingt behaupten. Ich fand es am Ende sehr schade, dass mein Tertial so schnell vorbeiging.
Der typische PJ-Tag startete um 7.45 Uhr mit der Morgenbesprechung mit dem gesamten Anästhesie Team. Hier berichtet der OP- und Intensiv-Dienst von relevanten Ereignissen der vergangenen Stunden. Anschließend wurde das anstehende OP-Programm sowie weitere notwendige Themen besprochen. Im Anschluss an die Frühbesprechung begannen direkt die OPs. Man konnte sich immer aussuchen zu wem man in den OP-Saal gehen möchte, was ich als sehr sinnvoll empfunden habe. Nach einiger Zeit kennt man das Team und somit die einzelnen Ärzte: Ärztinnen besser und weiß bei wem man für sich selbst am meisten lernen kann bzw. mit wem man am besten zurechtkommt. Außerdem muss man dadurch nicht immer wieder ,,von vorne anfangen“, wenn man die Leute besser kennt. Normalerweise ist man dann den ganzen Tag in einem OP-Saal. Wenn mal lange Zeit gar nichts zu tun ist, konnte ich mich jedoch auch immer bemühen für z.B. eine Einleitung in einen anderen OP-Saal zu gehen. Somit wurde es selten langweilig. Während den OPs war häufig Zeit Fragen zu stellen. Je nach Arzt:Ärztin ist das Team in der Regel extrem hilfsbereit und jede:r nimmt sich Zeit einem Dinge zu erklären. Außerdem darf man häufig sehr viel selbst machen. Auch wenn etwas mal nicht gleich auf Anhieb funktioniert, war das nie ein Problem. U.a. deshalb empfand ich die Arbeitsatmosphäre meistens als sehr entspannt und wohlwollend. Sowohl fachlich als auch menschlich ist das Team wirklich top.
Ich konnte bzw. musste (laut neuem LMU PJ Logbuch) auch noch vier Wochen auf der Intensivstation verbringen. Hier hatte ich entgegen meinen Erwartungen eine sehr lehrreiche und schöne Zeit. Der Tag startete ebenfalls direkt nach der Morgenbesprechung mit Untersuchung der Patient:innen und anschließender Dokumentation. Dabei konnte ich auch selbstständig Patient:innen untersuchen, was ich häufig recht spannend fand aufgrund der komplexen Krankheitsbilder. Dann folgte die Visite, die immer sehr ausführlich war, wodurch es jedoch auch Zeit gab die Patient:innen und deren Erkrankungen besser zu verstehen sowie Fragen zu stellen und zu beantworten. Ich war ganz froh die Intensiv Rotation am Ende meines PJs zu haben, sonst hätten mich die teilweise sehr komplexen Krankheitsbilder und Abläufe denke ich deutlich mehr überfordert. Insbesondere die Oberärztin, aber auch die Assistent:innen legten sehr viel Wert darauf mir etwas beizubringen und waren stets offen für Fragen, auch wenn es gerade mal stressiger wurde. So durfte ich z.B. unter Anleitung einen ZVK legen sowie eine Pleurapunktion durchführen.
Auch Fortbildungen kamen in diesem Tertial nicht zu kurz: Jeden Mittwoch findet in der Regel eine interne Anästhesie Fortbildung statt, welche eine:r der Ärzt:innen aus dem Team hält. Besonders spannend fand ich hierbei die Fortbildung zum Thema Kinderreanimation und Versorgung von Neugeborenen. Hierzu fand nachmittags auch noch ein praktisches Training statt, an dem ich mit dem gesamten Team teilnehmen konnte. Einmal monatlich findet eine Fortbildung für das ganze Haus statt. Hierbei wechseln sich die verschiedenen Fachbereiche ab. Häufig werden hier Patientenfälle vorgestellt, die so stattgefunden haben. Anschließend wird z.B. erläutert was gut gelaufen ist und wo mögliche Fehlerquellen liegen. Hauseigene PJ-Fortbildungen zu verschiedenen Themen von Chirurgie, Innere und Notfallmedizin bis Medizinrecht finden in der Regel Montag bis Donnerstag statt. Im Anästhesie-PJ war es für mich auch wirklich immer möglich an diesen Fortbildungen teilzunehmen. Wenn ich grad noch etwas zu tun hatte bevor die Fortbildung losging, übernahm meine Aufgabe einfach jemand anderes oder ich konnte sie wann anders fortführen. Ich fand die Fortbildungen in der Regel sehr interessant und lehrreich.
Das Essen in Agatharied ist auf jeden Fall ein weiteres highlight, das ich noch erwähnen sollte und zudem kostenlos. Für mich war es immer möglich – wenn ich wollte auch ,,frühzeitig“ – Mittagessen zu gehen.
Ich bin aus München nach Agatharied mit dem Zug gependelt und empfand den Weg schon als relativ weit, so dass meine Tage sehr früh starteten. Allerdings konnte ich auch immer rechtzeitig los, um den Zug zurück zu erwischen. Für mich hat sich die weite Anfahrt aufgrund des tollen PJs jedoch definitiv gelohnt, so dass ich es jedem nur empfehlen kann.