Insgesamt hat mir das Pädiatrie-Tertial in Ludwigsburg extrem gut gefallen! Die Stationseinteilung besteht aus Infektstation, allgemeinpädiatrische Station, Neugeborenenstation, Neo-IMC und Neo-Intensiv. Es besteht zudem noch eine Kindernotaufnahme, die räumlich von der ZNA getrennt ist.
Der Tag beginnt um 7:30 mit der Nachtdienstübergabe. Hier werden die Neuaufnahmen vom Spät- und Nachtdienst den jeweiligen Stationsärztinnen vom Frühdienst vorgestellt sowie berichtet, ob in der Nacht irgendwelche relevante Entwicklungen vorgekommen sind. Hier bekommt man immer einen guten Eindruck davon, welche Krankheiten momentan auf Station liegen, und kann sich näher mit denen befassen. Danach geht es mit der Kurvenvisite mit der Pflege weiter, die Stationsärztin bespricht mit der Pflege, wie es den Patientinnen geht. Danach ist erstmal Zeit für die normale Visite. Um 9 Uhr ist Kurvenvisite mit der Oberärztin, hier wird besprochen, was der Plan für die jeweiligen Patientinnen ist, und wer entlassen wird. Außerdem geht man auch bei komplizierten Kindern zusammen ins Zimmer rein. Bis zu der Mittagsbesprechung ist generell das Ziel, die Entlassungen und die Blutentnahmen fertig zu haben. Blutentnahmen sind für die PJlerinnen immer ein Angebot, aber kein Muss. Wenn man pädiatrisch interessiert ist und Übungsbedarf hat, darf man immer zuerst probieren, sonst machen es aber regelmäßig die Stationsärztinnen selber. Da man in dem Fachbereich sowieso restriktiv mit Blutentnahmen ist, sind diese nicht zahlreich und nehmen nicht mehrere Stunden ein. 1x/Woche ist um 10 Uhr Chefvisite, hier gehen Stationsärztin, Oberärztin, Pflege und der Chefarzt (Prof. Meyburg) alle Zimmer einzeln durch und visitieren jedes Kind auf Station. Der Wochentag variiert nach Station.
Um 11:45 ist dann Mittagsbesprechung, hier kommt das gesamte Team zusammen, jede Station berichtet von ihren Neuaufnahmen und den Entwicklungen bei interessanten oder seltenen Fällen. Es gibt zudem jeden Tag in dieser Besprechung auch eine Radio-Demo.
PJ-Unterricht ist eine von den größten Stärken der Klinik Ludwigsburg. Es findet jeden Tag mindestens (!) ein Unterricht statt, diese fallen extrem selten aus, und sind insgesamt echt gut gemacht. Verpflichtend ist nur das Studium generale am Montag um 15 Uhr, der Rest ist freiwilliges Angebot, ist natürlich gerne gesehen, wenn da nicht nur 2 Leute erscheinen. Für die Abteilungen ist es eine Selbstverständlichkeit und sogar gewünscht, dass die PJlerinnen dafür auch die Zeit bereitgestellt bekommen, niemand wird davon abgehalten, in den Unterricht zu gehen. Regelmäßig jede Woche halten Anästhesie, Chirurgie (zwischen AC/GC/UC abwechselnd, immer wieder auch NC oder Uro), Innere (zwischen Gastro/Kardio abwechselnd), Pädiatrie, Neurologie und Radiologie Unterricht.
Zusätzlich bietet die Abteilung Pädiatrie interne Fortbildungen an. Diese sind primär für die Assistenzärztinnen gedacht, aber als PJlerin ist man da immer willkommen, und der Inhalt ist auch relevant bzw. verständlich gemacht. Montags ist Journal Club (man muss kein Paper selber vorstellen), dienstags vor Dienstbeginn Lehrvisite (Fallbesprechung mit erweiterter Krankheitsvorstellung), mittwochs Mittagsfortbildung (von den Assistenzärztinnen vorbereitet) und donnerstags Intensivfortbildung (am wenigstens relevant für die PJ-Zeit, dennoch sehr interessant).
Ich war in meinem Tertial der einzige PJler in der Abteilung, deswegen konnte ich meine Rotation ziemlich selber gestalten. Man ist überall immer willkommen, jegliche Hilfe wird wertgeschätzt und ich habe mich nirgendwo fehl am Platz gefühlt.
Station U1.M ist eine pädiatrische Infektstation mit 18 Regulärbetten und war meine erste Rotation. Nach ein paar Tagen Einarbeitung kann man schnell eigene Patienten übernehmen. Zu den Stationsaufgaben gehören die tägliche Visite, diagnostische Anforderungen, Entlassungsplanung, Befunde nachfordern, Medikamentenanpassung etc., alles natürlich in Rücksprache mit der Stationsärztin. Die Blutentnahmen und Venenzugänge sind am Anfang (v.a. wenn man davor nicht in der Pädiatrie famuliert hat o.ä.) etwas herausfordernd, aber nach einer Weile auch kein Hexenwerk. Dies ist aber keine feste PJ-Aufgabe, die Stationsärztin macht sie auch häufig selber bzw. man teilt es sich auf. Der Kontakt zu der Pflege ist sehr harmonisch, das Pflegeteam ist kompetent und denkt häufig mit, dadurch fühlt man sich im Stationsalltag gut unterstützt und hat ein sichereres Gefühl. Vor allem in den kalten Monaten ist hier sehr hoher Durchlauf und es ist viel Arbeit, aber insgesamt eine sehr gut organisierte Station mit einem klaren Tagesablauf und sehr zu empfehlen zum Einstieg ins Tertial. Hier war ich insgesamt vier Wochen.
Station U1.L ist die allgemeinpädiatrische Station mit 10 pädiatrischen Betten, zusätzlich liegen auf Station auch kinderchirurgische, unfallchirurgische oder HNO-Patientinnen. Hier kann der Alltag manchmal schwer abschätzbar sein, weil auf U1.L auch tagesstationäre Aufnahmen für poststationäre Untersuchungen in den Tagesablauf reinfallen können. Außerdem werden hier auch allergologische Aufnahmen zur Hyposensibilisierung oder Allergieprovokationstests durchgeführt, die auch viel Zeit in Anspruch nehmen. Nach initialer Einarbeitung ist es sehr sehr gerne gesehen, wenn man als PJlerin diese Patientinnen betreut, damit die Stationsärztin sich der restlichen Arbeit widmen kann. Auf dieser Station habe ich die meiste Zeit verbracht (unter anderem weil meine Stationsärztin schwangerschaftsbedingt manche Stationsaufgaben komplett abgeben musste), und habe es trotz dem manchmal chaotischen Ablauf sehr genossen, weil man sehr viel selber machen und ziemlich selbstständig arbeiten konnte. Auch hier ist der Kontakt zur Pflege sehr angenehm. Sowohl hier als auch auf U1.M werden die Sonos auf der Station gemacht, d.h. es gibt sehr viel Möglichkeit dazu, diese Tätigkeit auch selber zu üben!
Meine dritte Rotation war auf der Neo-Intensivstation. Hier habe ich nur eine Woche verbracht, weil man als PJlerin bei den Extremfrühchen wirklich wenig machen kann (verständlicherweise). Es ist aber trotzdem cool, einen Einblick in die Betreuung von diesen Kindern zu bekommen und mit der super kompetenten Intensivpflege ein paar Versorgungsrunden zu machen, damit man ein Gefühl dafür bekommt, wie man so ein 500 Gramm Kind überhaupt anfassen kann. Sehr beeindruckender Bereich, aber fachlich deutlich über dem Niveau der PJ-Zeit!
Immer wieder war ich auch in der Kindernotaufnahme, entweder fest eingeteilt oder unterstützend, wenn es zu viel los war. Hier kann man natürlich sehr gut selber denken und Diagnosen stellen, sowie ein Gefühl dafür bekommen, welches Kind stationär aufgenommen werden muss. Alles erfolgt natürlich in Rücksprache mit der zuständigen Assistenzärztin oder der Oberärztin im Hintergrund, aber man wird ermutigt, selber einen Fahrplan zu überlegen.
Nicht rotiert bin ich in die Neugeborenenstation und die Neo-IMC, diese beiden Stationen sind vor allem sehr gut dafür, viele Hüft- und Schädelultraschalls zu üben und viele U2-Untersuchungen durchzuführen.
Dienstkleidung, ein eigenes Spind und ein PJ-Telefon werden einem zugestellt. Mittagessen bekommt man in der Cafeteria für Personalpreise. Das Essen ist sehr gut und man kann immer Nachschub holen, ist allerdings recht teuer für das PJ (im Durchschnitt 5€, wechselt je nach Gericht).
Bei Bedarf wird einem ein Zimmer in dem Personalwohnheim direkt gegenüber der Klinik oder wenige Straßen weiter für 250€ zugestellt, hier hat man ein eigenes Zimmer (in meinem Wohnheim mit Balkon, eigenem Waschbecken und eigenem Kühlschrank im Zimmer, kann nicht sagen ob es in den anderen Wohnheimen auch so ist), eine geteilte Küche und ein geteiltes Bad. Ein Internetanschluss ist nicht enthalten, bei Bedarf muss man sich selber darum kümmern. An Möbel steht im Zimmer ein Bett, ein Schreibtisch, ein kleiner Esstisch, ein Wandregal, ein Kleiderschrank und ein weiterer Schrank, Bettwäsche und alles weitere (inkl. Kissen und Bettdecke) muss man selber mitbringen.
Von der Pädiatrie in Ludwigsburg hatte ich bereits über die Berichte und meine Kommilitoninnen sehr viel Gutes gehört, und das hat sich alles in meinem Tertial bestätigt! Sehr kompetentes und herzliches Team, ich kann es absolut weiterempfehlen!
Bewerbung
Über die Medizinische Fakultät Heidelberg, mittlerweile erfolgt die Bewerbung über das PJ-Portal.