PJ-Tertial Herz-/Gefäßchirurgie in Klinik Floridsdorf (11/2023 bis 1/2024)

Station(en)
65
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
An mein Tertial an der HCG der Klinik Floridsdorf erinnere ich mich mit gemischten Gefühlen, ich kann euch die Abteilung weder empfehlen noch euch von ihr abraten. Trotzdem hier ein paar Eindrücke die euch vielleicht bei der Entscheidungsfindung helfen:

Positiv:
+ Die Klinik ist sehr schön und modern, anders als viele andere Krankenhäuser in Wien
+ Die Herz/Gefäßchirurgie ist ein sehr spannendes Fach, in dem komplexe, Cutting-Edge Operationen durchgeführt werden und in das man in einer normalen Medizinerkarriere wenig Einblick hat. Das Tertial an der HCG war eine gute Möglichkeit da mal reinzuschnuppern.
+ Der Tag beginnt um 7:30 mit der Morgenbesprechung, wo alle geplante Operationen u. Aufnahme des Tages durchgemacht werden. Die Morgenbesprechung war immer sehr unterhaltsam, wobei der Ton gelegentlich von medizinisch-sachlich in Richtung Theateraufführung abgerutscht ist. Intensive Diskussionen zwischen den Oberärzten und Schuldzuweisungen in Richtung anderer Fächer (mal Kardio, mal Anästhesie) waren keine Seltenheit. Nichtsdestotrotz war die Morgenbesprechung sehr oft auch wirklich lehrreich, vor allem weil der Primar immer bemüht war , den Studenten etwaige unklare Krankheiten zu erklären. Dabei dauerte die Morgenbesprechung nicht selten 1 Stunde oder länger, war für mich jedoch nie wirklich öde
+ Manche Ärzte sind wirklich sehr nett und bemüht. Herausheben will ich dabei den Primar, der immer darauf bedacht war das die Studenten auch etwas lernen und der immer sehr zuvorkommend war, was für einen Primar wirklich untypisch ist. Auch die Assistenzärzte waren wirklich sehr nett, wenn auch oft gestresst. Alle Basis/Turnusärzte waren hochkorrekt und extrem leiwand, bis jetzt hab ich mich noch nie so nette Turnusärzte gehabt (wechseln natürlich immer) Eine Oberärztin gehört zu den nettesten und einfühlsamsten Medizinerinnen die ich kenne. Zu den anderen Oberärzten später mehr.
+ Sehr positiv fand ich auch die fast wöchentlichen Fortbildungen, bei denen verschiedenste Themen besprochen werden. Einen Nahtkurs hat es auch gegeben
+ In Bezug auf die Pflege hat alles super gepasst.

Negativ:
- Als KPJler ist man wirklich stationserhaltend. In meiner Zeit waren die Stationen stark unterbesetzt, in meiner Station waren 2 von 2 Stationärztestellen frei, was bedeutet dass die Turnusärzte und KPJ einen extremen Arbeitsaufwand hatten. Hauptaufgaben sind dabei das Briefeschreiben und das kurze Aufnehmen von Patienten, die von der ICU/IMCU zurückkommen. Da die meisten Patienten nur kurz auf der Station waren ist dabei das Arbeitspensum enorm. Häufig bin ich bis 4 Uhr oder länger geblieben um den Großteil zu erledigen, manche Turnusärzte sind schon mal auch um 7 erst heimgegangen. Wir waren nur 4 Studenten von 8 möglichen Stellen was das Problem weiter verschlimmert hat. Mit 8 Studenten stelle ich mir den Aufwand eher überschaubar vor. Zudem war Grippezeit, weshalb der Arbeitskräftemangel weiter verschlimmert wurde.
- Weil man auf der Station gebraucht wird, kann man nur selten in die Ambulanz oder in den OP gehen. Ich war nur EINMAL auf der Aufnahmeambulanz und nur 5 mal im OP. Generell sind wir fast nie in den OP geholten worden, nur selten kann man mal bei einer Gefäß-OP (nie Herz-OP) assistieren. Theorethisch kann man in allen OPs einfach zuschauen wenn nichts zu tun ist, das ist aber fast nie möglich weil einfach zu viel Arbeitsaufwand ist. Für mich war dsa nicht so schlimm weil ich nicht chirurgie-interessiert, für andere ist das sicher ärgerlich.
- Auf der Station ist nach der Visite nur selten ein Oberarzt anwesend, was bedeutet das die Assistenzärzte/Turnusärzte und KPJler für teils schwerkrankene Patienten zuständig sind. Mit wenigen Ausnahme verkriechen sich die Oberärzte im Dienstzimmer (oder sind im OP) und wollen nur ungern angerufen werden. Das hinterlässt ein eher ungutes Gefühl.
- Die HCG als "Hochleistungschirurgie" zieht eine ganz spezielle Art von Menschen an. Manche Oberärzte brillieren durch völliges Desinteresse und warten nur auf die Pension, bei anderen steht das eigene Ego an erster Stelle und wehe wenn jemand anderer einen Fehler macht. Der Kontakt mit Oberärzten war fast immer mühsam. Allgemein würde ich die Stimmung auf der Abteilung als eher negativ bezeichnen, "Drama" gibts fast immer. Als KPJler kann man sich aus dem Ganzen relativ gut raushalten, eine gute Arbeitsstimmung macht das aber nicht.

Unterm Strich würde ich die HCG der Klinik Floridsdorf denen empfehlen, die durch schwiergie Situationen über sich selbst hinauswachsen wollen, die Übung im Umgang mit schwierigen Charakteren sammeln wollen oder die Interesse an Herz/Gefäßchirurgie als spannendes Fach haben. Als einfaches Chirurgietertial ist die Abteilung weniger geeignet. Wieviel man machen muss ist aber wahrscheinlich auch stark von der Menge der KPJler abhängig
Bewerbung
2 Jahre vorher, wahrscheinlich auch kurzfristiger möglich
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Mitoperieren
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Rehas anmelden
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
750

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.73