PJ-Tertial Rechtsmedizin in Steve Biko Academic Hospital (6/2024 bis 8/2024)

Station(en)
Forensic Pathology
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Hab mir den Bericht von 2020 durchgelesen und da ich gerade in Kapstadt war (wegen Notfalltertial) und Interesse an Gerichtsmedizin hab, dachte ich probiere ich es auch aus. War 4 Wochen im Juli hier, dortiger Winter. War vermutlich besser, weils dann in der Morgue nicht sooo überfordernd ist mit Gerüchen und Fäulnis. Zwischen PJ und Famulatur gibts hier keinen Unterschied, man ist ein elective student und wird manchmal gefragt in welchem Jahr man ist. Wäre gerne länger geblieben aber konnte es wegen meiner KPJ Planung für nix anrechnen lassen / musste zurück für KPJ Tertiale nach Hause.

Hier wird nur an den Toten gearbeitet, wegen Gerichtsmedizin mit Lebendigen müsste man wo anders hingehen. Arbeitsalltag ist 1:1 wie in dem 2020 Bericht, ich war aber nie ausserhalb von Morgue oder Offices, hätte ich mich bissi mehr eingesetzt hätte ich mir schon vorstellen können, dass sie mich auf Tatorte mitnehmen.

Bisschen Schade ist, dass Sie hier eher vorsichtig sind, dass die Studenten in der Morgue schneiden und praktische Tätigkeiten mit scharfen Gegenständen machen. Kann ich auch völlig nachvollziehen weil jede Leiche wird als HIV/Hepatitis positiv angesehen wird und wenn da ein internationaler Student sich schneidet ist das viel Drama für die. Nach viel Überzeugungsarbeit durfte ich dann bei einer bestimmten Ärztin die mir dann viel über die Finger geschaut hat kleinere Sachen machen (z.B. Liquor von einem Föten mit Spritze entnehmen, Mutter war Lues positiv) also einfach nachfragen und schauen welcher Arzt/Ärztin einen was machen lässt.

Fälle sind hier viel krasser als die, die ich gesehen habe als ich 4 Wochen an der LMU war. Täglich~ 5-20 Leichen: Mob Assault, Suicides, Stabbings, Burnings, tote Föten, Sudden Infant Deaths, Gunshot Wounds, Motorised Vehicle Accidents, fragliche Krankenhaustote. Ich hab mich aber nach paar Tagen dran gewöhnt. Ich würde trotzdem stark anraten, dass man mit Vorerfahrung in Arbeiten im Obduktionssaal herkommt weil die Eindrücke anfänglich sehr überfordernd sein können.

Hygienestandards sind unter europäischen Verhältnissen aber trotzdem besser als was ich sonst so auf der Welt gesehen habe. Studenten kommen mit ihrem eigenen weissen Mantel in den Obduktionssaal und man kann sich Haarnetz und Maske mit Spritzschutz nehmen. Wenn man was anfassen will kann man sich Handschuhe nehmen. Ich hab mir bei den ersten Tagen fälschlicherweise die Einmalwesten angezogen, wurde aber dann von den Präparatoren angesprochen, dass sie nicht genug hätten wenn Studenten die sich auch nehmen. Fair enough. Selber genug weisse Mäntel mitnehmen! Ich hab den Mittwoch immer im Office ausgesetzt weil ich nur einen weissen Mantel hatte und den da habe waschen lassen.

Inzwischen ist Dr. Rossouw Stationsleiter mit dem man viel über Ballistics Schuss- und Nahkampfwaffen reden kann. Prof. Saayman ist noch da und kümmert sich mehr um wissenschaftliche Angelegenheiten, mega lieb und obwohl er ein großer Name in Forensic Science ist kann man mit Ihm über Gott und die Welt reden, hat mir auch ne coole Kappe geschenkt!! Dann gibts noch den Prof. Blumenthal mit dem man wissenschaftfliche Arbeiten machen kann, wenn man das Interesse hat (war nur 4 Wochen da und eigentlich mit Diplomarbeit beschäftigt aber hab trotzdem mit ihm nen Case Report zu nem coolen Fall gemacht). Solltet ihr Interesse haben herzukommen schaut euch paar seiner "Lightning Pathologist" Videos auf Youtube an und sprecht ihn darauf an, dann ist bei dem auch viel Motivation dabei, dass ihr möglichst viel von hier mitnehmt.

Alle Ärzte und Profs hier waren wirklich mega mega lieb zu mir und wollten, dass ich viel mitnehme obwohl ich meine people skills als eher unterdurchschnittlich einstufen würde. Ich hab keine Unterschriften gebraucht weil ich dieses Praktikum für nix anrechnen lassen konnte, die haben mir aber dann trotzdem noch paar Dokumente mitgegeben als Beweis für spätere Arbeitgeber. Einer der Profs hat mir dann auch einen Letter of recommendation gegeben obwohl ich ihn nicht direkt drauf angesprochen habe, also bin mir sicher, dass Dokumente für Heimatuni hier kein Problem sind.

Noch paar Kleinigkeiten zu Südafrika im Generellen: Landessprache ist Afrikaans und Englisch aber fast immer wird auf Englisch geredet. Wenn man touristisch viel machen will würde ich irgendein Tertial in Kapstadt mehr empfehlen, Pretoria hat paar nette Aktivitäten (Hazel Food market, Menlyn Square) aber in Kapstadt hab ich VIEL mehr touristisch machen können, dementsprechend aber auch weniger vom Tertial selber mitgenommen. Muss jeder für sich entscheiden was man will. Sowohl in Kapstadt als auch in Pretoria: Wenn man sich kein eigenes Auto mieten will, kann man Uber verwenden. Ist sehr sicher und preislich ok (pro Fahrt ~1-6 Euro je nach länge). Kann man auch für Flughafentransit nehmen (mein Transfer von Johannesburg Airport nach Pretoria ist einfach nicht gekommen, hab mir ein Uber geholt und ein Drittel gezahlt). Da ich mit 96 tagen länger als 3 Monate in Südafrika war musste ich mir ein Studentenvisum zu Hause holen, war abgesehen von Südafrikanischer Krankenversicherung (die Botschaft in Wien hat nur momentum health angenommen) einfach zu organisieren.

Wegen Sicherheit: "as long as you´re not a dumbass you will be fine", hat mir ein Typ gesagt der nicht ohne seine teuren Nikes rausgehen wollte. Auf seine Umgebung aufpassen beim gehen, nicht mehr mitnehmen als man braucht (cashless geht hier easy), nicht im Dunkeln draussen sein waren so die Sachen die ich im Kopf hatte. Da ich männlich bin, bin ich da auch ein bisschen priveligierter. Bitte selber mehr informieren. Ich habe mir davor viel im Internet wegen Sicherheit angeschaut. Ich hatte große Sorgen als ich hergekommen bin aber diese gingen dann schnell weg als ich mich mehr mit locals ausgetauscht habe.
Bewerbung
(https://www.up.ac.za/international-cooperation-division/article/2512064/elective-)
Habe im Oktober 2023 der Hestelle Malherbe jede Woche eine Mail geschrieben, ob ich im Juli 2024 vorbeikommen kann und Lebenslauf und Empfehlungsschreiben von ner früheren Famulatur in der Rechtsmedizin in München angehängt (sie meinte, dass die Mails manchmal verloren gehen. Wenn sie nicht antwortet, sicherheitshalber nach 1-2 Wochen nochmal schreiben). Ein paar Tage später bekam ich eine Antwort von ihr mit einem Haufen Dokumenten zum Ausfüllen. Normalerweise muss man in Südafrika als Medizinstudent bei der HPCSA angemeldet sein und nochmal Gebühren zahlen. Wenn Hestelle einem diesbezüglich etwas schickt, fragt, ob man die HPCSA Mitgliedschaft wirklich braucht, denn ich habe sie bezahlt (~85€) und dann später festgestellt, dass ich sie doch nicht brauche, weil ich keinen Patientenkontakt habe.

Ich habe im Amper Bo Guesthouse in der Malan Street gewohnt (dort gibt es viele Studentenwohnheime), andere Internationals haben in der Straße im Sunset View Guesthouse und in der Lerato Bush Lodge gewohnt und berichteten ähnlich Gutes (bei mir gab es im Gegensatz zu den anderen kostenloses Frühstück, was auch ganz ok war, aber ich habe es nie genutzt, weil ich schon um 7:30 in der Morgue sein musste und das Frühstück um 7 Uhr beginnt). Zum Campus braucht man 10-15 Minuten zu Fuß, in der Pathologie haben sie mir eigentlich empfohlen, dass ich schon jeden Tag mit Uber hinfahren soll, aber das war mir zu umständlich.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Gebühren in EUR
200 pro Monat

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07