Pro: Ganz wichtig vorweg: unter den Assistenzärztinnen gibt es eine Handvoll sehr sehr coole und liebe Ärzte, die einem etwas erklären und freundlich sind! Unter den Oberärzten sind 2 freundlich und erklären auch mal was, auf die trifft die Kritik weiter unten definitiv nicht zu.
Ein Pluspunkt auf Station: Je nachdem wer da ist, kann man Lumbalpunktionen etc. selber machen. Die Poliklinik hat eine spannende ALS Sprechstunde und man kann auf Station auch in die Eltektrophysiologieräume mal schnuppern gehen. Auch Notfallambulanz +Schockräume waren interessant mal zu sehen, Stroke Unit hingegen relativ unspektakulär.
Contra: Alles in allem war es mein persönlich schlechtestes Tertial. Die Stimmung unter den Oberärzten war sagenhaft schlecht. Davon konnte ich mich mit der Zeit zwar abgrenzen, was mich aber bis zum Schluss wahnsinnig gestört hat, war die (nicht existente) Fehlerkultur und das fehlende Teaching/Learning. In der Morgenbesprechung sitzt immer mindestens einer mit verschränkten Armen da, schüttelt den Kopf und schnaubt verächtlich. Ich bin absolut pro gegenseitig Feedback geben und miteinander voneinander lernen. Dort aber werden zynische Kommentare geschoben, vermeintliche Fehler groß kommentiert aber nicht erklärt, was die scheinbar richtige Weise gewesen wäre.
Teaching findet keines statt, Unterricht gab es in 8 Wochen ein einziges Mal. Die Freude an Mitdenken und Fragen stellen wurde mir dort gut ausgetrieben.
Ich meine das ernst: Unter den Oberärzten dürfte es einige Persönlichkeitsstörungen geben. Die Assistenzärzte haben dahingehend Techniken entwickelt, wie man damit am besten umgeht. Einer der Oberarzte bestätigt hauptsächlich dann eine Therapie, wenn er selbst auf die Idee gekommen ist (oder das glaubt). Das heißt in der Praxis: Oberarzt anrufen, und wenn man persönlich Meinung ist, dass der Patient von einer Lyse profitiert (weil er nach den Guidelines dafür auch gut in Frage kommt) am besten sagen, dass man KEINE Lyse machen würde. Dann kann der Oberarzt nämlich toll widersprechen und tadaaaa: der Patient bekommt was er braucht. Gleich zu sagen, dass er eine bekommen sollte könnte aus Prinzip vom Oberarzt nämlich abgetan werden und unnötige Diskussionen hervorbringen. Kein Witz, der Oberarzt hat auch palliativen Patienten Morphinperfusoren wieder ausgebaut; ich vermute einen Götterkomplex.
Unter den Assistenzärzten gab es auch ein paar speziellere Typen: der eine, der die Famulantinnen komisch angräbt (?) und einer, der dich aus Prinzip nicht früher gehen lässt sondern noch Aufgaben erfindet.
Der (neue) Chefarzt wirkt grundsätzlich sympathisch, hat aber keinen Einfluss auf seine Oberärzte und auch eine problematische Haltung. Als in der Frühbesprechung die schlechte Stimmung von einer Assistenzärtztin vorsichtig angesprochen wurde, hat er das als ihr persönliches Problem abgetan, das war ein sehr schwacher Moment, das fand ich sehr schade.
Neurologie ist ein spannendes Fach und man könnte es am UKSH auch vielfältig kennen lernen. Zwischenzeitlich war es mit den Famulanten aber so voll, dass man in der Früh erstmal ausdiskutieren musste wer wo hin geht. Ich würde angesichts der vorherrschenden Atmosphäre sowieso abraten, dort hin zu gehen. Besser ein paar Jahre warten, bis die alte Oberarztrunde in Rente ist, dann sind die Karten neu gemischt und der Seximus und Rassismus dort hat hoffentlich auch ein Ende.
