Ich habe mein erstes Tertial in der Inneren der Boddenkliniken absolviert. Das negativste über das ich berichten kann ist der relativ lange Anfahrtsweg. Um 7:30 ist Frühbesprechung. Mit dem 7 Uhr Zug kommt man immer 5min zu spät an, was jedoch kein Problem ist. Raus aus der Klinik kommt man meist zwischen 15:45 und 16 Uhr. Mit Glück schafft man den 16 Uhr ICE (darf man mit Deutschlandticket bis Rostock nehmen). Sonst fährt 16:30 ein Regio. Insgesamt ist man von Tür zu Tür aus Rostock ca. 1h unterwegs, was schon etwas nervig ist, aber man gewöhnt sich schnell dran.
Die Organisation ist top. Man bekommt im Voraus Unterlagen und alle nötigen Infos zugeschickt. Am ersten Tag bekommt man alles was man braucht (inkl. eigenem IT-Zugang, Schlüssel, Spind und Telefon) und es wird einem einmal kurz das Haus gezeigt.
Ich bin in meinem Tertial in alle Stationen und die NA der Inneren rotiert (Einteilung macht man selbstständig unter den PJlern aus). Da die Klinik relativ klein ist gibt es einen guten Einblick über die häufigen Krankheitsbilder der Innere Medizin und keine totale Subspezialisierung, was ich ziemlich gut fand.
Das Team, insbesondere die Assistenten, muss man wirklich hervorheben. Die waren jederzeit sehr nett und auch bereit viel zu erklären. Auch die Fach-, Ober- und Chefärzte empfand ich als sehr freundlich und bereit nebenbei Lehre zu machen. Neben Blutabnehmen/Flexülen legen war es mir fast immer möglich in der gesamten Visite mitzugehen und diese teils auch aktiv zu führen, wenn man wollte. Man wurde auf positive Weise gefordert. Danach hat man dann Briefe geschrieben und alles gemacht was noch so angefallen ist. Hospitieren in der Funktionsdiagnostik/Sono/bei Punktionen war je nach Motivation immer möglich und auch gern gesehen (nach paar mal zugucken kann man auch mal selber punktieren). Insgesamt war es wirklich ein sehr angenehmes Arbeiten ohne "ausgenutzt" zu werden.
In der NA war ich persönlich am liebsten, man konnte sehr viel selbstständig machen (u.a. Katheter legen, Abdomen und Pleurasono etc), danach wurde alles mit der zuständigen Ärztin besprochen und ausgewertet. Ich habe dort mehr oder weniger komplett alleine Patienten von Anamnese bis Entlassung/Aufnahme betreut (immer unter ärztlicher Rückversicherung, ob das was ich gemacht habe richtig ist etc.). Man lernt dadurch in kurzer Zeit extrem viel, kann ich nur empfehlen.
Wenn es keine weiteren sinnvollen Aufgaben gab konnte man auch problemlos eher gehen. Falls man mal nen Termin hatte auch. Teils bin ich etwas länger geblieben wenn viel los war, spätestens den 16:30 Zug habe ich immer geschafft. Man sollte sich aber bewusst sein, dass man im Normalfall erst zwischen 16:45 und 17:30 zuhause ist.
Die Stationen unterscheiden sich teils darin, dass manche Dinge (i.v. Medikamente, manche Infusionen etc) nicht auf jeder Station von der Pflege übernommen werden. Insbesondere auf der 3 ist man als PJler sowohl fürs vorbereiten als auch fürs applizieren verantwortlich, was nicht immer optimal ist, da früh mit den Blutentnahmen etc. eh viel zu tun ist.
Kontakt zu der Pflege ist stationsabhängig und auch davon wie man selber drauf ist. Von den Stationen fand ich persönlich das Team der 5 am besten. Man hat sich gegenseitig geholfen, wenn man was falsch gemacht hat gab es nette Hinweise. Aber auch auf den anderen war es meistens ein ziemlich gutes zusammenarbeiten. Hatte nur teils das Gefühl, dass man bei einigen(!) seeehr freundlich sein muss und im Ergebnis fast entschuldigend um Dinge bittet um keine genervten Blicke zu ernten. Insgesamt wars trotzdem echt gut.
Was mir aufgefallen ist ist eher der Umgang der Pflege mit den Schülern, die rennen teils den ganzen Tag über Station und gehen zu jeder Klingel während der Rest quatscht (v.a. wenn grad nix anderes zu tun ist) statt mitzuhelfen - gabs auf jeder Station, manchmal mehr, manchmal weniger. Teils wurde auch über Schüler gelästert. Fand ich nicht cool. Öfter hat man auch von Patienten gehört, dass manche Pflegekräfte sehr schnippisch waren, was m.M.n. auch nicht klargeht.
Uneingeschränkt gut fand Ichs in der NA. Es ist ein Hand in Hand arbeiten mit der Pflege, alle waren immer sehr freundlich und auch ziemlich witzig.
Richtig unangenehm fand ich nur die Leiterin der Pflegeschule (oder so). Die ist manchmal in der Klinik rumgegeistert und hatte anscheinend den unbändigen Drang PJler (und Pflegeschüler/Pflegepraktikanten) auf oberflächlich nette, aber eigentlich extrem unfreundliche Art und Weise (von oben herab) wegen Nichtigkeiten oder Dingen die Sie wirklich nicht tangieren sollten anzukacken. Weiß auch nicht was da los ist, aber zum Glück sieht man sie selten.
Einmal pro Woche findet ein PJ-Seminar nach festem Plan statt (nur einmal ausgefallen) und immer Freitags gibt es einen EKG Kurs bei der Chefärztin in dem die Grundlagen vermittelt werden (fällt manchmal aus wenn zuviel zu tun ist, Sie versucht aber immer das stattfinden zu lassen). Zusätzlich findet noch ein Fallseminar statt. Da der Assistent der das leitet in meiner Zeit jedoch auf die ITS rotiert war und teils Urlaub hatte ist dieses häufig ausgefallen.
Das Gehalt setzt sich aus 300€ Aufwandsentschädigung und ca. 10€ Fahrtgeld + 5€ Essensgeld (pro anwesenden Tag) zusammen. Man kann in der Cafeteria essen, dann bekommt man letzteres halt nicht ausgezahlt. Summiert kommt man bei rund 650€/Monat raus. Spritzendienst (Samstag/Sonntag 8-12, je nach Tag kommt man teils um 10 schon raus) ist gern gesehen, dafür gibts entweder 50€ oder einen zusätzlichen Tag frei.
Studientage gibt es für je 14 Tage einen. Der ist allerdings frei wählbar so, dass man auch Urlaub machen kann. Falls man mal für wenige Tage krank ist bekommt man keine Fehltage eingetragen.
Für Leute die bereit sind zu pendeln oder in Ribnitz eine Unterkunft finden kann ich ein Innere Tertial in der Boddenklinik eigentlich nur uneingeschränkt empfehlen. Selten so ein nettes Team von Assistenten und Fachärzten (mit denen verbringt man ja die meiste Zeit) kennengelernt.