PJ-Tertial Anästhesiologie in Krankenhaus Reinbek St. Adolf- Stift (5/2024 bis 9/2024)

Station(en)
OP, ITS
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Hamburg
Kommentar
Anästhesie in Reinbek war mein erstes Tertial, und obwohl ich die anderen beiden noch nicht hatte, kann ich jetzt schon mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es auch mit Abstand mein bestes Tertial war! Die Stimmung im Team ist ausgesprochen angenehm und die Betreuung wirklich top, fast alle Ärzte, bis hin zum Chef, haben mir das Gefühl gegeben, willkommen und Teil des Teams zu sein, und haben jederzeit gerne viel erklärt und gezeigt und mich viel selbst machen lassen und waren auch geduldig wenn mal etwas nicht auf Anhieb geklappt hat. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass Wert darauf gelegt wird, dass ich so viel wie möglich lerne, und nur sehr selten kam es vor, dass ein Arzt mal nicht ganz so viel Lust darauf hatte, einen PJler mit dabei zu haben.

Haupteinsatzort ist der OP. Dort geht es um 7:30 mit der Verteilung der Assistenten auf die Säle los. Man kann sich im Prinzip völlig frei aussuchen, welcher Saal einen interessiert und mit welchem Arzt man mitlaufen will, und muss sich nur mit den anderen Studenten absprechen. Über große Strecken des Tertials hat das auch sehr gut funktioniert, da wir nur zu zweit im OP waren. Als die Semesterferien angefangen haben, wurde es allerdings sehr voll, da (meiner Meinung nach deutlich zu) viele Famulanten/Hospitanten/PA Studenten gleichzeitig da waren, zT waren wir genauso viele Studenten wie Säle, dadurch konnte man sich dann nicht mehr so gut "die Rosinen rauspicken" und saß manche Tage auch in einem Saal fest, der für einen persönlich nicht so interessant war bzw nicht so viel lern-benefit gebracht hat. Trotzdem haben sich aber auch dann die Ärzte immer Mühe gegeben, dass man möglichst viel mitnimmt. Am spannendsten sind natürlich meistens die Einleitungen, hier durfte ich schon in der ersten Woche selbst intubieren, und auch Beatmung einstellen lernt man schnell, außerdem kann man, wenn man vorher mit der Anästhesiepflege die Verkabelung macht bzw auch nach Einleitung in Narkose, super Zugänge in allen Größen legen üben. In meinen letzten Wochen durfte ich auch mehrfach (jeweils unter sehr geduldiger und ermutigender Anleitung) einen Axillären Plexus stechen und ZVKs legen. Während die Narkose lief, haben sich viele der Ärzte Zeit genommen, Fragen zu beantworten bzw auch aktiv teaching zu machen, und man konnte natürlich auch immer übers Tuch der OP zugucken. Großes Plus: während meines Tertials wurde das Papier-Narkoseprotokoll auf digital umgestellt, sodass der lästige Job des Vitalparameter-Abschreibens wegfällt. Bevor die Semesterferien anfingen und wir so viele Studenten wurden, konnte man auch gut durch die Säle tauschen und "Einleitungshopping" machen. Generell sind fast alle Ärzte total entspannt und es herrscht eine "alles kann nichts muss" policy: ich bin oft freiwillig "lange" (also bis nach 14:00) da geblieben, weil ich gerne noch eine weitere Einleitung mitmachen wollte, aber fast immer hätte ich auch schon gegen Mittag nachhause gehen können. Insbesondere wenn man in einem nicht so spannenden Saal war, oder die letzte Einleitung in dem Saal schon durch war, wurde man immer sehr großzügig nachhause geschickt.

4 Wochen kann man, wenn man möchte, auf die Intensivstation rotieren, wo der Tag um 7:00 mit der Visite/Übergabe vom Nachtdienst anfängt. Die Station ist relativ klein (max 12 Betten) und gemischt internistisch und chirurgisch. Die chirurgischen Pat werden von den Anästhesisten betreut, im Tagdienst ist zusätzlich ein chirurgischer Assistenzarzt da, der seine Intensivzeit sammelt. Dadurch ist die Besetzung sehr gut, und die meisten Tage sind relativ entspannt. Als PJler bekommt man selbst Patienten, die man sich angucken und dokumentieren kann: tägliche körperliche Untersuchung, BGA+Drainagen beurteilen, Volumenstatus - eine super Gelegenheit schallen zu üben, denn solange das Sono nicht von jemand anderem gebraucht wird (und der Pat es mitmacht), kann man auch gerne ne halbe Stunde am Patientenbett sitzen und sich alles in Ruhe angucken und üben, die Schnitte optimal einzustellen. Außerdem werden auf ITS im Eingriffsraum die ZVKs fürs ganze Haus gelegt, sodass man in den 4 Wochen zumindest einmal die Gelegenheit haben sollte, das selbst zu machen.

Theoretisch kann man auch 2 Tage NEF mitfahren - da allerdings der 3. Platz im Auto oft schon besetzt ist (durch Ärzte die Einsätze sammeln, NotSan und RS Azubis...) ist es nicht ganz einfach da "dranzukommen". Es lohnt sich aber auf jeden Fall, einfach hartnäckig zu bleiben und mehrfach nachzufragen, bei mir hat es dann in der 2. Hälfte des Tertials geklappt, und obwohl an meinen 2 Tagen keine besonders spannenden Einsätze waren, hat es trotzdem TOTAL Spaß gemacht und war eine super Erfahrung!

PJ-Unterricht wird 12x (!) pro Woche angeboten und findet zu so 70% auch statt. Je nach Fach und Dozent ist es unterschiedlich spannend und lehrreich (SEHR zu empfehlen sind der EKG Kurs und der Unterricht von den Allgemeinchirurgen), aber man hat auf jeden Fall immer die Möglichkeit hinzugehen, und im ganzen Haus wird auch die policy vertreten, dass PJ Unterricht wichtiger als PJler-Jobs wie Blutentnahmen und Haken halten (die man in der Anästhesie allerdings ohnehin nicht hat) ist.

Freitags ist (in allen Fächern außer der Chirurgie) inoffiziell Studientag, und es ist wirklich nicht zu unterschätzen, wie unglaublich nice es ist, 3 Tage Wochenende zu haben!!

Einziges kleines Manko am KH Reinbek (abgesehen davon, dass es so verdammt weit draußen ist...): die Cafeteria wird nach wie vor umgebaut, weshalb es kein richtiges Essen gibt. Das heißt man muss sich entweder Mittagessen mitnehmen und kann das dann zB in der sehr nicen Mitarbeiterlounge oder mit den Anästhesisten im Aufwachraum-Pausenraum essen, oder man kauft sich Nudeln am "m.eataly"-Foodtruck vorm Haupteingang bzw Fertiggerichte aus dem Convinio-Automaten (beides bei trotz Mitarbeiter-Rabatt horrenden Preisen und alles andere als Sterneküche-Geschmackserlebnis nicht wirklich attraktiv). Die Möglichkeit ein kostenloses Mittagessen zu bekommen und insbesondere auch dabei mit den anderen PJlern zu socializen habe ich wirklich ein bisschen vermisst, andererseits hat das Wegfallen von kostenlosem Essen dazu geführt, dass man statt 170€ nun 400€ Aufwandsentschädigung bekommt, was ich auch ganz nett fand.

Insgesamt kann ich das KH Reinbek für das Fach Anästhesie uneingeschränkt weiterempfehlen! Ich habe mich sehr wohl gefühlt und unglaublich viel gelernt, oft hat es wirklich Spaß gemacht, und ich kann ehrlich sagen, dass ich gerne noch länger geblieben wäre!
Unterricht
Häufiger als 5x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Prüfungsvorbereitung
EKG
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Braunülen legen
Punktionen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche fest
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1