Das Wichtigste vorab: Wenn man Lust auf vielseitiges Uro-Tertial hat, ist man hier genau richtig. Man hat sehr viele Freiheiten und kann unglaublich viel mitnehmen, wenn man sich einbringt und Lust darauf hat. Es gibt wenige Vorgaben aber der Lernerfolgt hängt entsprechend auch ein bisschen von Eurer eigenen Initiative ab.
Der Arbeitsalltag beginnt wenn man in der Poliklinik oder im OP eingeteilt ist um 7:45 Uhr mit der Frühbesprechung, oder wenn man auf Station eingeteilt ist um 7:00 Uhr mit der Visite. Am Anfang wird man meistens in der 2. oder 3. Woche erstmal für eine Woche fest auf Station eingeteilt, um die Abläufe dort kennenzulernen. Anschließend kann man sich selbst aussuchen, an welchen Tagen man auf Station oder in die anderen Bereiche geht, erwartet wird nichts.
Ambulanz/Poliklinik: Hier kann man sich nach etwas Einarbeitung selbst gut einbringen: Patienten anschauen, anamnestizieren, sonographieren, wenn notwendig z.B. Abstriche machen oder Uroflow veranlassen und alles mit einem/einer der Ärzte/innen besprechen. Über die Poliklinik laufen Tagsüber auch die urologischen Notfälle, die so reinkommen. Außerdem könnt ihr hier kleinere Eingriffe, wie Blasenspiegelung, Mono-J-Wechsel etc. begleiten und wenn ihr euch gut anstellt auch mal selbst machen.
Darüber hinaus sind die MFAs und die Pflege auch super nett und hilfsbereit und bringen einem, wenn man fragt, gerne z.B. Tricks beim TDK legen oder Blutabnehmen bei. Generell laufen Blutentnahmen, Zugänge, TDKs etc. primär über die Pflege, die freuen sich aber sehr, wenn Ihr sie an stressigen Tagen oder bei schwierigeren Fällen unterstützt.
OP: Im OP könnt ihr bei großen chirurgischen Eingriffen eigentlich immer als 2. Assistenz mit dazu kommen (manchmal seid ihr auch fest dafür eingeteilt), bei kleineren Eingriffen auch mal als 1. Assistenz dabei sein und wenn es sich ergibt, kleinere OP-Schritte unter Aufsicht und Anleitung auch mal selbst durchführen. Auch Subkutan- und Hautnähnte könnt ihr hier übernehmen und perfektionieren. Die Operateure erklären immer viel und die Stimmung im OP ist generell sehr angenehm. Auch hier kann man viele "Soft-Skills" zum perioperativen Management von der Pflege lernen, wenn man sich aufgeschlossen und wissbegierig zeigt.
Station: Auf Station unterstützt man die/den Stationsärztin/arzt beim Anlegen und Pflegen von Arztbriefen, Visiteneinträgen, Medikamentenplänen, Befunden etc. und erledigt kleine Aufgaben wie z.B. Sonos oder Blutentnahmen, die die Pflege nicht geschafft hat. Auch hier ist die Stimmung gut und man fühlt sich schnell wie ein Teil vom Team, allerdings ist der Lernzuwachs auf Dauer nicht ganz so groß, wie in der Poliklinik und im OP. Trotzdem war es gut und wichtig, auch diese Abläufe kennenzulernen.
Neben diesen 3 "Haupteinsatzbereichen" kann man jederzeit mit auf die uroonkologische Tagesstation gehen, um der/dem Ärztin/Arzt dort bei den Therapien über die Schulter zu schauen, sich den Spezialsprechstunden anschließen und dort dem entsprechenden Oberarzt einen Tag lang hinterherdackeln oder für eine Woche in die Andrologie rotieren und dort die Sprechstunde begleiten. Dort kann man überall nicht so viel selbst machen aber trotzdem sehr viel lernen, darum würde ich alles davon ebenfalls empfehlen! Außerdem kann man jederzeit mit in die Tumorkonferenz (Dienstag Nachmittag) oder in die Röntgen-Konferenz (Donnerstag Nachmittag) und dort entweder fleißig zuhören oder selbst Patienten vorstellen, die man bspw. mit einem der Ärzte in der Poliklinik aufgenommen hat.
Feierabend ist offiziell um 16:15 Uhr, man wird aber häufig auch schon früher nachhause geschickt, wenn nichts mehr akutes in der Ambulanz oder im OP zu tun ist. Manchmal dauert eine OP auch etwas länger, aber unterm Strich kommt man glaube ich stundenmäßig sehr gut weg. Man kann freiwillig Dienste mitmachen, dann bleibt man nach Feierabend noch bis ca. 23:00 Uhr und hat dafür den nächsten Tag frei. Auch das empfehle ich, um mal ein paar Fälle abseits der Routinen zu erleben.
Insgesamt ist man im Tertial sehr frei. Wir waren 3 PJs und haben uns eigentlich jeden Tag so aufgeteilt, dass einer im OP, einer auf Station und einer in der Poliklinik war. Solange man sich nicht gegenseitig auf den Füßen rumsteht ist das aber nicht in Stein gemeißelt und ihr könnt es euch selbst aussuchen. Es gibt 2 PJ-Telefone, auf denen man manchmal angerufen wird, wenn jemand irgendwo gebraucht wird (zum Beispiel im OP oder für 'ne Blutentnahme) aber das passiert auch nicht am laufenden Band.
Festen PJ-Unterricht gibt es nicht. Zweimal hat sich einer der Assistenzärzte Zeit genommen, um ein Krankheitsbild mit uns nochmal ausführlich zu wiederholen, das hängt aber wahrscheinlich ein bisschen davon ab, wie es grade in den Alltag passt. Aber dadurch dass man die ganze Zeit verschiedene Fälle mitbekommt und bespricht, habe ich Unterricht sonst auch nicht so richtig vermisst. Außerdem kann man umso mehr Praktisches mitnehmen.
Die Anwesenheiten werden über ein Online-Portal erfasst und man bekommt pro Anwesenheitstag 22,50€ und hat außerdem 7€ Guthaben für die Mensa pro Tag (auch am WE).
Unterm Strich von meiner Seite volle Empfehlung, das Tertial dort zu machen, wenn man Lust auf Uro und selbstständiges Arbeiten hat. Man wird gut auf den Berufseinstieg vorbereitet und fühlt sich irgendwann fit, alleine schonmal ein bisschen Verantwortung zu übernehmen aber wird trotzdem nie alleine gelassen. Das Team ist unglaublich nett und man kann jede und jeden Einzelnen immer um Unterstützung bitten oder Fragen mit ihnen klären. Ich habe mich dort jederzeit gut aufgehoben gefühlt.