PJ-Tertial Chirurgie in Luzerner Kantonsspital Wolhusen (5/2024 bis 9/2024)

Station(en)
3/7
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Frankfurt
Kommentar
Ich habe mein Chirurgie-Tertial in Wolhusen als mein erstes Tertial gemacht (Mai bis September 24). Ich habe mich ca. 1,5 Jahre im Voraus über das Sekretariat der Chirurgie beworben (Jolanda Wiederkehr). In meinem Fall war eine Wohnung im direkt an die Klinik angeschlossenen Wohnheim nötig, was organisatorisch ebenso problemlos war. Mehrere Monate vor Beginn waren alle Formalien per Post oder Mail geklärt.
Als es dann so weit war wurde ich sehr herzlich in Empfang genommen und machte erste Erfahrungen mit der in der LUKS-Gruppe gängigen „Du-Kultur“: Vom Praktikanten bis zum Chefarzt duzt sich jeder. Das fühlt sich anfangs komisch an, vereinfacht aber die Kommunikation merklich. Es gab zuerst eine Klinikführung für uns neue Unterassistenten (Kurz „UHUs“) sowie ein eigenes Telefon, Zugangsdaten für das Computersystem und Namensschild, das auch mit Guthaben beladen werden kann, welches in der Mensa als Zahlungsmittel gilt.
Das Team ist eine tolle Gemeinschaft, die auch interdisziplinär gepflegt wird. Man geht meist gemeinsam in der (vorzüglichen!!!) Mensa essen. Es gibt über Sommer ein klinikweites Tischtennis-Turnier, wo man sich mit diversen Kollegen messen kann. Wenn man im OP gut mitmacht, wird das bei so manchem Operateur mit einer Ovomaltine belohnt. Immer wieder gab es mehr oder weniger spontane Freizeitaktivitäten: Von floaten im Fluss über Grillabende und Nachmittage im Freibad oder am See. Und wir Uhus wurden nie vergessen.
Zum Alltag:
Grundaufgabe der Uhus ist die Aufnahme der Patienten. Hierzu muss jeder Patient kurz nach einem Schema befragt und untersucht werden, woraufhin die Daten natürlich noch dokumentiert werden müssen. Diese Aufgabe übernehmen die Uhus vollständig selbst, was aber mit der intensiven, praxisnahen Anleitung (sowohl persönlich als schriftlich in Form eines UHU-Heftes) kein Problem ist. Bei Fragen stößt man immer auf ein offenes Ohr.
Eine weitere feste Aufgabe der Uhus ist die Assistenz im OP. Hier wird man von den Assistenzärzten eingeplant. Die finden immer eine faire Mischung für alle und wenn man Wünsche äußert oder sich UHU-intern anderweitig abspricht, wird eigentlich fast alles ermöglicht. Das Haus ist trotz seiner geringen Größe bekannt für seine Orthopädie, sodass am diesem Fach Interessierte ihre wahre Freude haben werden und weniger Interessierte sich begeistern lassen können. Auch allgemeinchirurgisch ist einiges zu sehen und zu lernen, der Ärztekader freut sich über Assistenz bei allem von Abszessspaltung bis zur Sigmaresektion.

Jeder kennt die Horrorgeschichten über den rauen Umgangston in der Chirurgie: Von fliegenden Nadeln, Gebrüll, Psychoterror und Machotum hat man in Wolhusen aber noch nichts gehört. Nicht ein einziges Mal habe ich auch nur irgendwen laut werden sehen. Probleme werden hier in Zimmerlaustärke gelöst und das Verhältnis zwischen Internisten und Chirurgen ist so gut, dass man sich gelegentlich abends in Luzern am See trifft und gemeinsam Pizza bestellt.
Pikettdienste:
Dies sind Bereitschaftsdienste, in denen man von 17:00 Uhr bis 7:00 Uhr des nächsten Tages innerhalb von 30 min im OP-Saal für Operationen bereitstehen muss. Hier ist es allerdings eher die Ausnahme, dass man angerufen wird.
Wochenenddienste:
Jedes Wochenende hat ein Chirurg, ein Orthopäde, ein Assistenzarzt und ein Uhu Dienst. In der Regel ist der Donnerstag vorher und der Dienstag nachher kompensatorisch frei. Hier soll man mit dem Assi zusammen alle Patienten visitieren, wofür man sich ohne Weiteres aufteilen kann. Meist bekommt man einige weniger komplexe Patienten zugeteilt. Rückfragen sind immer möglich.
Außerdem muss man zusammen die Notaufnahme bedienen. Da Wolhusen das Tor zum Unesco Biosphärenreservat Entlebuch ist, ist man erste Anlaufstelle für diverse Sportunfälle sowie Touristen und Bauern im Z.n. Auseinandersetzung mit Rindern.
So viel zu den Grundaufgaben der Uhus.
Grundsätzlich kann man sich darüber hinaus als Uhu so viel einbringen wie man möchte. Auf Nachfrage kann man z.B. eigene Zimmer auf Station übernehmen. Das haben wir über das Sommerloch hinweg aus eigenem Antrieb auch getan, sodass auf jeden Assi ein Uhu fest eingeteilt war und somit eine 1:1 Betreuung zustande kam. Auch wenn mehr zu tun war waren alle bereit, Zeit in uns Uhus zu investieren, wohlwissentlich, dass wir evtl. nie wieder kommen. Nicht umsonst setzt sich jedoch das Team zu einem Großteil aus ehemaligen Uhus zusammen. Das spricht für sich.
Außerdem sind wir Uhus in allen Sprechstunden und Operationssälen ausdrücklich erwünscht. Wenn man Luft hat, einfach im System nachsehen wer wo was praktiziert/ operiert, kurz anrufen oder höflich persönlich fragen und man ist überall willkommen.
Wenn aber nichts mehr zu tun ist und das Wetter schön ist, ist niemand böse wenn man sich mal etwas früher an den See begibt😉

Freizeit:
Wolhusen liegt in der Zentralschweiz, ca. 25 km entfernt von Luzern, welches per Bahn oder Auto gut zu erreichen ist. Durch die zentrale Lage innerhalb der Schweiz ist weder Italien noch Deutschland oder irgendein Ort in der Schweiz besonders weit weg. Wochenendtrips steht also nichts im Wege. Doch es muss nicht gleich Genf oder Locarno sein, denn die Gegend um Wolhusen hat auch einiges zu bieten. Das oben genannte Biosphärenreservat Entlebuch bietet mehr Wanderwege als man je laufen kann und vor allem im Sommer noch etliche andere Freitzeitgestaltungsmöglichkeiten. Wen es in die Stadt zieht, der kann tageweise Zürich, Bern und Luzern erleben, letzteres hat mich persönlich besonders begeistert. Weitere Tipps gibt es übrigens im o.g. Uhu-Ratgeber, den man am 1. Tag ausgehändigt bekommt.

Die Zeit in Wolhusen hat mich fachlich wie auch persönlich auf allen Ebenen weitergebracht. Vor Beginn meines Tertials hatte ich mich noch gefragt, ob es wohl eine gute Idee war, in ein kleines Krankenhaus zu gehen, doch diese Skepsis ist schnell verflogen. Wolhusen ist meiner Meinung nach der perfekte Ort, um in den Klinikalltag zu starten und das Handwerkszeug für den Beruf zu erlernen. Ich weiß, dass man dort diesen Bericht lesen wird und möchte mich nochmals beim Team bedanken. Mich hätte es nicht besser treffen können.
Bewerbt Euch, es lohnt sich!
Bewerbung
1,5 Jahre
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Bildgebung
Nahtkurs
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Untersuchungen anmelden
Chirurgische Wundversorgung
Briefe schreiben
Rehas anmelden
Notaufnahme
Patienten aufnehmen
Gipsanlage
Röntgenbesprechung
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
ca 1300 + Nacht/ Wochenendzuschläge

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1