Ich habe mein Chirurgie-Tertial im Spital Männedorf absolviert und bin insgesamt sehr zufrieden.
Das Spital Männedorf ist ein kleines Krankenhaus direkt am Zürichsee. Die Chirurgie im Haus deckt dabei die Grundversorgung ab.
Als Unterassistent ist man fest in den Arbeitsalltag eingeplant. Man hat ein eigenes Telefon, eine Emailadresse, eine Zugang zum Klinikprogramm INESKIS sowie einen Batch für die verschlossenen Türen. Zudem gibt es, wenn man zum Monatsanfang beginnt, zwei Einführungstage, wo alles gezeigt und vorgestellt wird.
Der Arbeitstag beginnt, wenn man auf Station oder im Frühdienst auf dem Notfall eingeteilt ist, kurz nach 7 Uhr mit dem Morgenrapport. Hierbei stellt einer der UAs die OP-Liste für den nächsten Tag vor.
Auf Station unterstützt man hauptsächlich die Stationsärzte. Dazu gehört an Briefe von Elektiven Aufnahmen vorbereiten und REA-Status und Medikamentenliste eintragen. Zusätzlich ist Dienstags Ortho/Trauma und Donnerstags Allgemeinchirurgische Kaderarztvisite. Daneben kann man die Assistenten, aber auch jeden Tag auf Visite begleiten. Wenn man auf Station eingeteilt ist, ist man zudem für den OP zuständig. Hier ist man teilweise fest eingeteilt, teilweise wird man als Ersatz für einen Assistenten oder bei Bedarf noch dazu gerufen.
Der Ton im OP ist deutlich angenehmer als in Deutschland. Das Spektrum der OPs reicht von Ortho/Trauma-Eingriffen (Hüften, Schulter, Osteosynthese) bis hin Allgemeinchirurgischen Eingriffen (Thyreoidektomien, Kolektomie, Hernien, Bariatrische OPs, Port, Proktologische Chirurgie,). Daneben gibt es einige Belegärzte die das Spektrum noch erweitern (HNO, Uro, Plastische Chirurgie). Außerdem besonders ist der DaVinci-Roboter, der in der Gyn, Uro und Allgemeinchirugie zum Einsatz kommt.
Auf dem Notfall ist man, je nach Anzahl der UAs, in drei Schichten aufgeteilt. Frühdienst (7-14.30 Uhr), Zwischendienst (11-19 Uhr), Spätdienst (14.30 - 22 Uhr). Hier kann man eigene Patienten zusammen mit dem Assistenzarzt betreuen. Diese kann man anamnestizieren, untersuchen und in Rücksprache mit dem Arzt ein Röntgen anmelden. Nach Diagnosestellung bespricht man mit dem Arzt was die Therapie ist, kann dies dann an die Pflege weitergeben, ein Rezept ausstellen und den Notfallbericht schreiben. Wenn es Wunden oder Schnittverletztungen gibt hat man jederzeit die Möglichkeit diese selbstständig zu versorgen. Je nach betreuenden Assistenzarzt bzw. Oberarzt kann man dabei sehr viel lernen. Am Abend kann es zudem sein, dass man bei Bedarf noch in den OP gerufen wird.
Als UA hat man gelegentlich am Wochenende Picket-Dienst. Dabei ist man für den Zwischendienst auf dem Notfall eingeteilt und hat zusätzlich von Freitag 24 Uhr bis Sonntag 24 Uhr Rufdienst. In dieser Zeit kann man bei Bedarf zu OPs dazugerufen werden. Ich persönlich wurde in meinen vier Monaten zweimal gerufen, jedoch jeweils um 10.30 Uhr, also kurz vor der regulären Zeit. Insgesamt ist es super selten, dass man in der Nacht gerufen wird. Als Ausgleich hat man für jeden Arbeitstag am Wochenende einen freien Tag unter der Woche.
Dienstags gibt es eine Chirurgie-interne Forbildung für UAs und Assistenten. Diese sind je nach Kaderarzt besser oder schlechter. Ich bin dabei zweimal in den Genuss eines Osteosynthese-Kurses gekommen sowie einmal eines Nahtkurses. Nach dem Morgenrapport gibt es Donnerstags noch gelegentlich einen Journalclub sowie Nachmittags eine Interdisziplinäre Fortbildung. Freitags organisieren die UAs und die Assistenten meistens noch einen Freitagsapero mit alkoholischen und nicht alkoholischen Getränken in der Chirurgie-Lounge um die Woche ausklinigen zu lassen.
Untergebracht war ich im Personalwohnheim, dass mit 100 Franken/Monat unschlagbar günstig war. Die Zimmer waren mit allem nötigen ausgestattet und es gab eine gemeinsame Küche für die 12 Bewohner. Das Wohnheim war nur wenige hundert Meter vom Krankenhaus entfernt, sodass man quasi aus dem Bett ins Krankenhaus rollen kann. Daneben bietet das Krankenhaus die Möglichkeit, drei E-Bikes auszuleihen, sowie das Spital-Motor- und Ruderboot zu mieten, was ich im Sommer auf jeden Fall empfehlen kann. Außerdem liegt das Spital direkt am Ufer des Sees, sodass man im Sommer direkt nach der Arbeit baden gehen kann.
Insgesamt ist mein Fazit sehr positiv. Medizinisch kann man auf jeden Fall die Basics der Chirurgie und die Praktischen Fähigkeiten sehr gut lernen und hat am Ende eine Solide Grundlage für die Chirurgie. Zudem fand ich vor allem die Dienste auf dem Notfall sehr angenehm und fand es super, dass man hier die Möglichkeit hat, Patienten von Anfang bis Ende zu betreuen.
Die Lage direkt am See und Ausstattung des Krankenhaus, die Angebote außerhalb des Krankenhaus wie das Boot oder die E-Bikes, das Personalwohnheim fand ich persönlich zudem super. Ich würde empfehlen, den Sommer für das Tertial zu wählen, da es dann am See wirklich wunderschön ist. Im Winter dauert es zu den nächsten Skigebieten doch einige Zeit.