Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Fazit:
Amberg punktet mit einem überaus freundlichen, hilfsbereiten Ärzte- und Pflegeteam. Als PJ-Student genießt man große Freiheiten: Rotationen können – in Absprache mit den anderen PJ-Studenten – den eigenen Interessen entsprechend gewählt werden. Auch Rotationen in andere Fachbereiche sind möglich. Außerdem sind die finanziellen Rahmenbedingungen für PJ-Verhältnisse top.
Problematisch finde ich, dass ich auf Station Patienten nicht wirklich selbstständig betreuen durfte. Man hat mir das nie angeboten, wobei ich zugeben muss, dass ich auch nie mit Nachdruck darum gebeten habe. Deshalb konnte ich immer nur einzelne Teilschritte auf Aufforderung durchführen. Ab dem Mittag wurde der Arbeitstag deshalb recht öde. Immerhin durfte ich einige Punktionen durchführen und den Leerlauf dazu nutzen, aktuelle Krankheitsbilder mit Amboss zu vertiefen.
Auch das ziemlich ungemütliche Zimmer im Mitarbeiterwohnheim hat auf massiv auf meine Stimmung gedrückt.
Wer also ein entspanntes Innere-Tertial in angenehmer Atmosphäre in der Oberpfalz absolvieren möchte, ist hier richtig.
+++ Allgemeines +++
Die Rotationen organisiert ihr in Absprache mit den anderen PJ-Studenten. Für jede Station sollten maximal zwei, besser nur ein PJ-Student eingeplant werden, sonst nimmt man sich gegenseitig die PC-Arbeitsplätze und die Punktionen weg. Die Assistenzärzte rotieren alle paar (6?) Monate durch die verschiedenen Abteilungen. Allgemein kann man sagen, dass die allermeisten Assistenzärzte verdammt verständnisvoll und cool drauf sind und gerne erklären, wobei nachfragen nie schadet. Dennoch fällt das Teaching naturgemäß mal besser, mal schlechter aus. Auch die Oberärzte sind recht freundlich, wobei ich von ihnen fast nie etwas gelernt habe.
Auf jeder Station kümmert sich ein Blutentnahmedienst um die morgendlichen BEs. Die Pflegekräfte sind ebenfalls freundlich, hilfsbereit und kompetent. Jeder grüßt jeden auf dem Gang. Die Arbeitszeit liegt zwischen 8 und 16 Uhr, wobei man regelmäßig eine halbe bis ganze Stunde eher Feierabend machen darf. Wundert euch nicht über Büroarbeit und ausufernde Dokumentation. Das liegt an dem Fach, nicht an der Klinik. Dank eines eigenen PC-Zugangs darf man sich rege daran beteiligen.
Wie oben erwähnt hat es mich sehr gestört, dass ich keine Patienten selbstständig betreuen durfte. Vielleicht habt ihr mehr Glück, wenn ihr das mit Nachdruck einfordert. Allgemein ist Eigeninitiative sehr wichtig. Egal, was ihr machen, sehen, lernen wollt: Schlagt es vor! Ich habe beispielsweise regelmäßig Angehörigengespräche geführt, wenn kein Arzt da war, und habe bei jeder Punktion nachgefragt, ob ich sie unter Anleitung übernehmen darf, sowie freiwillig Briefe und Aufklärungen übernommen. Alles kann, nichts muss. Niemand drückt euch Aufgaben auf. Ganz im Gegenteil musste ich eher gerade den weiblichen AÄ meine Unterstützung aufdrücken.
+++ Onkologie +++
Hier sieht man die gesamte Innere Medizin im Schnelldurchlauf, da alle Patienten mit einer onkologischen Grunderkrankungen auf dieser Station landen. Hier durfte ich einige praktische Fähigkeiten lernen: Ports anstehen, Drainagen und ZVKs ziehen, Aszites- und Pleurapunktionen durchführen, die hier öfters anfallen als auf anderen Stationen. An Knochenmarkspunktionen hätte ich mich unter Aufsicht ebenfalls wagen können. Hierhin sollte man auf jeden Fall rotieren.
+++ Kardiologie +++
Die Assistenzärzte sind durch die fehlende Betreuung durch die Oberärzte genervt und gestresst. Das lassen sie aber nie am PJ-Studenten aus. Außer zahlreichen Aufklärungen gab es für mich hier wenig zu tun.
Man sollte wenigstens ein, zwei Mal das Herzkatheterlabor besuchen. Das kann man aber auch, ohne auf der kardiologischen Station eingeteilt zu sein. Dasselbe gilt für TEEs und Kardioversionen. Bei Echokardiografien darf man nachschallen. Ich durfte ferner eine Pleurapunktion durchführen.
+++ Pulmologie +++
Die beiden OÄ betreuen die beiden AÄ recht intensiv und gehen mit ihnen häufig auf Visite. Pleurapunktionen unter Anleitung sind ab und an möglich.
Es lohnt sich, sich in der Funktionsabteilung mind. eine Spirometrie und je ein bis zwei Bronchoskopien und EBUS anzusehen sowie mal ins Schlaflabor zu gehen.
+++ ZNA +++
Hier kann sein Wissen aus dem Studium endlich vollständig anwenden: Schnappt euch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase jeden Patienten, erhebt die Anamnese, untersucht ihn, dokumentiert alles, sonographiert ihn, befundet das EKG und meldet (nach Rücksprache) ein Röntgen an. Auch Abstriche, spezielle Blutwerte, Schwangerschaftstests, Urintests, Kreuzblut, Blutkulturen müssen separat von euch angemeldet werden. Hier wächst man an seinen Aufgaben.
ZNA-Rotationen müssen mit OA Dr. Zahner abgesprochen werden. Da wir nur wenige PJ-Studenten waren und in zwei Schichten gearbeitet haben, konnten wir je drei bis vier Wochen in der ZNA verbringen, was eher ungewöhnlich ist.
Man wird eher schlecht eingearbeitet, deshalb empfiehlt es sich, proaktiv darüber das Gespräch zu suchen, wann man welche Untersuchungen anmelden sollte.
+++ Gastroenterologie +++
Die Betreuung der AÄ durch die OÄ fällt auch hier recht gut aus. Es bieten sich (theoretisch) Gelegenheiten zu Aszitespunktionen und Abdomensonographien. Mir persönlich gefiel an dem Bereich, dass die Diagnosen trotz Überweisung durch die ZNA häufig noch nicht feststanden, so dass man selbst über die Diagnose knobeln konnte.
+++ Intensivstation +++
Hierhin bin ich zwar nicht rotiert, jedoch berichten andere PJ-Studenten, dass man hier ZVKs legen sowie arterielle Punktionen durchführen durfte.
+++ Fachfremde Rotationen +++
Eigentlich ist es vorgesehen, dass man für eine Woche in ein anderes Fachgebiet (z.B. Anästhesie) rotieren darf. Wir haben uns stattdessen zwei Wochen für zwei verschiedene Abteilungen gewünscht und ohne Probleme die Erlaubnis dafür erhalten. Sprecht das, genau wie den Rotationsplan, mit OA Dr. Parussel ab.
+++ Finanzielle Rahmenbedingungen +++
PJ-Studenten erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von monatlich 400 Euro sowie ein tägliches Essensguthaben in Höhe von 6,30 Euro. Bei Bedarf kann eine Unterkunft im Mitarbeiterwohnheim gestellt werden.
Das Verzehrguthaben reicht geradeso für ein Hauptgericht in der Kantine inklusive Getränk und Kaffee. Mit dem Guthaben können alternativ auch Süßigkeiten, Getränke, Kuchenstücke und belegte Brötchen im Kiosk gekauft werden. Es reicht nicht für Mittagessen und Frühstück zugleich.
Das Essen in der Kantine ist nicht besonders schmackhaft und wiederholt sich leider alle drei Wochen. Täglich stehen vier Gerichte zur Auswahl, wovon eines vegan und eines eine Süßspeise ist.
Kümmert euch frühzeitig um die Mitarbeiterwohnung: Schreibt sofort nach Ende der Bewerbungsfrist eine Mail ans Personalbüro mit Bitte um eine Unterkunft. Ein Zimmer wird zwar nicht garantiert, aber während unseres Aufenthalts hat jeder PJ-Student eines erhalten.
Die Einzimmerapartments liegen direkt auf Klinikgelände und beinhalten Bett, Schreibtisch, Schrank, ein winziges Bad sowie eine Kochnische mit Geschirr, jedoch keine Töpfe und Pfannen.
Es gibt in den Zimmern keinen Internetanschluss. Deshalb habe ich für 30 Euro monatlich eine Vodafone-Hotspot-Flat abgeschlossen, mit der ich bequem über einen fremden Zugang surfen konnte.
Ebenfalls genervt haben die durchsichtigen Vorhänge und die schlechte Schallisolierung. Die Krönung war das alte, laut knarzende Bett und der Kühlschrank, der regelmäßig vor sich hin lärmte. Das alles hat meinen Schlaf empfindlich gestört.
Ein paar andere Zimmer haben einen Balkon oder einen Zugang zu Terasse, manche sind größer als andere. Es ist ein Glücksspiel. Ich habe mich in meinem Zimmer zwar überhaupt nicht wohlgefühlt, aber für ein Tertial habe ich es ausgehalten. Andere Kliniken bieten genau wie beim Essen ein deutlich besseres Angebot.
+++ Unterricht +++
PJ-Unterricht sollte zweimal wöchentlich stattfinden, was ich als eher wenig empfinde, insbesondere da er zwischendurch aufgrund von „Ferien“ ausfiel. Der Unterricht war meistens recht lehrreich.
+++ Freizeit +++
Bei Fehltagen werden häufig beide Augen zugedrückt, wodurch die fehlenden Studientage teilweise ausgeglichen werden.
Amberg ist eine pittoreske Kleinstadt mit 42.000 Einwohnern. Es beheimatet genügend (Freizeit-)Einrichtungen, um sich während des Tertials nicht zu langweilen. Stündlich fahren Züge nach Regensburg und Nürnberg; Fahrtdauer ca. 50 min. Die hügelige Landschaft bietet im Sommer ein paar nette Wanderrouten, die man jedoch ohne Auto nur schwierig erreichen kann.